Historical Saison Band 19
die Karten konzentrieren kannst, nicht wahr?“
„Da Sie und Lord Sylbourne heute weit mehr haben durchmachen müssen als ich, wird das für mich wohl nur eine sehr fadenscheinige Entschuldigung abgeben. Ich denke vielmehr, dass ich wirklich schlecht spiele. Seine Lordschaft und Mrs Garret-Lowden würden uns bald an den Bettelstab bringen, wenn wir nicht um winzige Beträge spielten.“
„Cousine, sicherlich hast du nicht vor, uns weiterhin so förmlich anzureden, nachdem dein törichtes Beharren, unsere familiäre Verbindung geheim zu halten, aufgedeckt wurde. Es ist in vielerlei Hinsicht lobenswert, dass du dich so hartnäckig geweigert hast, den Namen der Vanes zu nutzen, um dir eine gute Position zu verschaffen. Aber da die Tatsachen nun auf dem Tisch liegen, musst du dich nicht länger unwichtiger machen, als du bist“, erklärte Edwina und warf Sophie einen vielsagenden Blick zu.
Aus dem Blick ließ sich ebenso viel Verärgerung wie Bedauern ablesen, dass es so weit zwischen ihnen gekommen war. Sophie biss sich auf die Unterlippe und wog ihre Worte genau ab, bevor sie antwortete.
„Vielleicht hast du recht. Anscheinend verfüge ich über eine große Portion von lächerlichem Stolz, Dina.“
„Das war schon immer so“, bestätigte Edwina und sah ihr erstmals an diesem Abend direkt in die Augen.
„Wie anstrengend von mir“, sagte Sophie mit einem ironischen Lächeln.
„Es ist in der Tat anstrengend. Und könntest du dich jetzt bitte etwas mehr zusammenreißen, Cousine? Mrs Garret-Lowden hat gerade bestimmt, welche Karten Trumpf sind, und ich glaube kaum, dass du mitbekommen hast, für welche Farbe sie sich entschieden hat.“
„Ich werde mir Mühe geben“, versprach Sophie beschwichtigend und richtete ihre Aufmerksamkeit so gut wie möglich auf ihr Blatt.
Am Ende des Abends waren die Spielergebnisse mehr oder weniger ausgeglichen. Mrs Garret-Lowden begab sich mit dem befriedigenden Gefühl zu Bett, dass es noch Kartenspieler gab, die ihrer würdig waren, und überdies mit der Gewissheit, sich nun vor ihren Bekannten brüsten zu können, einen echten Earl kennengelernt zu haben.
„Wie konnten Sie einen so wichtigen Teil Ihres Lebens wie die Verbindung zum Earl of Sylbourne und seiner Familie uns gegenüber so lange für sich behalten, Rosie?“, verlangte Imogen zu wissen, nachdem Audrey und Viola erschöpft zu Bett gegangen waren.
Auch Sophie fühlte sich übermüdet, aber es schien ihr besser, Imogen in ihr gemütliches, wenngleich spärlich möbliertes Zimmer zu führen, um ihr Rede und Antwort zu stehen.
„Es handelte sich nicht um etwas, das in einem alltäglichen Gespräch Erwähnung gefunden hätte, Imogen“, verteidigte sie sich halbherzig. Der Tag hatte sie viel Kraft gekostet, und sie wollte keine Lügengeschichten mehr erfinden.
„Sie hätten doch wenigstens etwas sagen können, als Mrs Garret-Lowden ständig ihre großartigen Bekanntschaften hervorhob, während sie mit Ihnen umging, als ob Sie ein Nichts wären. Wie konnten Sie nur zulassen, dass sie auf Ihnen herumtrampelt, obwohl Sie in verwandtschaftlichen Beziehungen zu einem Earl stehen?“
„Weil ich nicht so schlecht erzogen bin, mit einem Gast des Hauses Streit zu beginnen. Mrs Garret-Lowdens Tochter ist mit deinem ältesten Bruder verlobt, und ich würde meine Stelle gern behalten, bis deine Schwestern mich nicht mehr brauchen.“
„Ich wünschte, Sie hätten uns wenigstens heute Nachmittag von Ihren Beziehungen zu den Vanes in Kenntnis gesetzt, als wir die Vorbereitungen trafen, um sie unter unserem Dach zu beherbergen. Dann wäre es zumindest nicht so überraschend gekommen wie gerade eben“, sagte Imogen mit einem Seufzer, der verriet, dass sie ihr schon halbwegs verziehen hatte.
„Da stimme ich dir zu. Allerdings muss ich zu meiner Ehrenrettung sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch unter Schock stand, ausgerechnet Lord Sylbourne im Schneesturm vor dem Haus angetroffen zu haben. Ich wusste wahrhaftig nicht, ob er, Lady Edwina und Miss Willis überhaupt gewillt waren, sich unserer Bekanntschaft nach so langer Zeit zu entsinnen. Wir hatten acht Jahre keinerlei Kontakt, und es hätte die Peinlichkeit nur vergrößert, wenn du davon gewusst hättest und unsere Gäste jedoch nichts mehr von mir hätten wissen wollen.“
„Warum sollten sie denn nichts mehr von Ihnen wissen wollen? Etwa weil Sie sich gezwungen sahen, Ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen, Rosie? Das würde meine Meinung von Seiner
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