Historical Saison Band 19
Verbindungen zu brüsten“, antwortete Sophie mit würdevoller Zurückhaltung.
„Aber was ist denn das für eine Torheit, Miss Rose? Solche Beziehungen sind von großer Tragweite für Sie selbst und für die Familie, die Sie einstellt. Immerhin sind Sie mit einem Earl verwandt, wenn auch nur entfernt“, belehrte Mrs Garret-Lowden sie von oben herab. Offensichtlich merkte sie nicht, welche Abscheu gerade die Menschen, die sie am meisten beeindrucken wollte, vor solcher Vornehmtuerei hegten.
„Ja, wahrscheinlich sollte ich es der Familie, für die ich arbeite, besser erzählen, bevor es überall die Runde macht“, äußerte Sophie unvorsichtigerweise. Ihr ging es dabei um Imogen und deren kleine Schwestern, die sie mit geweiteten Augen anstarrten. Mrs Garret-Lowden und Livia schienen indes zu denken, sie wolle sich gesellschaftlich über sie erheben.
„Sie sollten sich besser in Erinnerung rufen, dass Sie eine Gouvernante sind – eine Bedienstete, der man zwar für eine gewisse Zeit die Erziehung der jungen Damen des Hauses anvertraut hat, die aber jederzeit wegen Respektlosigkeit und Anmaßung gegenüber ihren Herrschaften entlassen werden kann“, drohte ihr Mrs Garret-Lowden.
„Vielleicht, Madam“, entgegnete Sophie so beherrscht wie möglich. Gleichzeitig warf sie Imogen einen warnenden Blick zu, nicht hitzig zu ihren Gunsten einzuschreiten.
„Da weder Sie noch ich Miss Roses Arbeitgeber sind, stehen uns solche Ermahnungen nicht zu, nicht wahr, Mrs Garret-Lowden?“ Überraschenderweise war es Peter, der sie in Schutz nahm. „Und Sie können wohl kaum erwarten, dass Sir Gyffard uns dankbar sein wird, wenn wir eine perfekte Gouvernante für seine jüngsten Töchter und eine geschätzte Gesellschafterin seiner ältesten Tochter in seiner Abwesenheit draußen vor die Tür in den Schnee setzen, nur weil Miss Rose das Pech hat, zu der ausgedehnten Sippschaft meiner angeheirateten Verwandten zu gehören, nicht wahr, Madam?“, schloss er etwas freundlicher, nachdem nun ein Teil der Wahrheit über ihre familiären Verflechtungen ans Licht gekommen war.
„Nein, vermutlich nicht“, bestätigte die ältere Dame verunsichert. Sie mochte Sophie nicht und misstraute ihr, da sie weit hübscher und jünger war, als es sich in ihren Augen für eine Gouvernante gehörte. Jetzt sah sie sich mit der Tatsache konfrontiert, dass Miss Rose sehr viel bessere Verbindungen hatte, als sie es sich je hatte vorstellen können. Von Anfang an hatte Mrs Garret-Lowden alles getan, um die Gouvernante herabzusetzen, und war fest entschlossen gewesen, der jungen Frau zu kündigen, sobald Livia sich endgültig in Heartsease Hall etabliert hatte.
„Damit dürfte dir wohl für heute Abend eine Reise durch den Schnee zum nächsten Gasthaus erspart bleiben, Cousine“, bemerkte Peter lächelnd.
„Was für eine Erleichterung, Cousin“, erwiderte sie zögerlich und hob demonstrativ die Näharbeit in Richtung der Kerzen, die Imogen für sie hatte anzünden lassen, damit sie sich nicht die Augen verdarb. Dabei stand ihr keinesfalls der Sinn danach, damit fortzufahren, wenn er nicht aufhörte, sie mit seinem unangebrachten Humor zu ärgern.
„Gut. Warum kümmern wir uns dann nicht lieber wieder um das Kartenspiel, von dem wir eben sprachen?“, schlug er vor.
Am liebsten hätte sie ihm einen strafenden Blick für sein mangelndes Taktgefühl zugeworfen, doch sie hielt es nicht für ausgeschlossen, dass er sich daran nur ergötzen würde.
„Ja, warum nicht?“, stimmte sie herausfordernd zu.
Wenig später versuchte Sophie angestrengt, auf die Karten zu achten. Trotzdem merkte sie, dass die Mädchen unentwegt in ihrer Ecke tuschelten. Gewiss ging es dabei um sie und nicht um das Spiel, mit dem sie sich eigentlich beschäftigen sollten. Rasch wurde ihr bewusst, dass sie nicht nur gegen drohende Kopfschmerzen, sondern mit Mrs Garret-Lowden und Peter auch gegen zwei harte Gegner anzukämpfen hatte.
„Wirklich, Cousine, man hat den Eindruck, du habest nicht mehr Karten gespielt, seit wir vor all den Jahren die letzte Partie in Holm Park bestritten haben“, bemerkte Edwina vorwurfsvoll, als sie die erste Runde verloren.
„Wie Sie sich vielleicht erinnern, hat Miss Frayne mich in diese Lage gebracht, indem sie eben das Gegenteil behauptet hat, Lady Edwina“, erwiderte Sophie mit gespielter Heiterkeit.
„In der Tat. Dann müssen wir es wohl auf deine Müdigkeit zurückführen oder darauf, dass du dich heute Abend nicht auf
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