Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Saison Band 20

Historical Saison Band 20

Titel: Historical Saison Band 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marguerite Kaye , Joanna Fulford
Vom Netzwerk:
stehen bleiben. Unwillkürlich folgte sein Blick dem galoppierenden Pferd. Es war ein elegantes Tier, wahrscheinlich arabischer Abstammung, wofür auch seine beeindruckende Geschwindigkeit sprach. Er brauchte nicht lange zu raten, wer es ritt. Ihm hätte klar sein müssen, dass Claudia eine hervorragende Reiterin war. Inzwischen kannte er sie gut genug, um sich nicht darüber zu wundern, wie selbstverständlich sie sich über jede Anstandsregel hinwegsetzte und weder einen Stallknecht dabei hatte noch bereit war, sich in einen Damensattel zwingen zu lassen. Es passte vollkommen zu ihrem üblichen Benehmen. Zwar konnte er sich nicht vorstellen, dass sie es tat, um ihn zu verärgern. Die frühe Stunde wies eher auf das genaue Gegenteil. Claudia hatte wohl gehofft, dass ihm ihr kleiner Ausritt entging. Und dennoch verärgerte es ihn, sogar sehr, ganz besonders nach ihrem gestrigen Gespräch. Sie würden sich später über die Angelegenheit unterhalten müssen.
    Claudia zügelte das Pferd auf der höchsten Stelle der Böschung und ließ es einen Moment zu Atem kommen, bevor sie in ruhigerem Tempo weiterritt und die Stille und Schönheit des jungen Morgens genoss. Der Regen hatte Wassertropfen auf jedem Zweiglein, jedem Grashalm hinterlassen, sodass sie im heller werdenden Licht glitzerten. In der Ferne, am anderen Ende des bewaldeten Abhangs, war ein Stück vom blaugrauen Meer zu sehen. Im nächsten Moment erregte eine Bewegung ihre Aufmerksamkeit, und sie entdeckte eine Gestalt am Waldesrand. Es war ein Mann, aber er war zu weit entfernt, als dass sie ihn richtig erkennen konnte, obwohl er in ihre Richtung zu schauen schien. Vielleicht hatte auch er sie bemerkt. Gleich darauf wandte er sich ab und verschwand zwischen den Bäumen. Claudia runzelte die Stirn. Sein Verhalten kam ihr seltsam verstohlen vor. Womöglich ein Wilderer. Am besten erzählte sie dem Verwalter davon, sobald sie sich das nächste Mal trafen.
    Wunderbar belebt kehrte sie von ihrem Ausritt zurück. Die frische Luft und die Bewegung hatten ihr gutgetan. Sie überreichte dem wartenden Stallknecht die Zügel und eilte ins Haus zurück.
    Als sie eine halbe Stunde später ihr Zimmer verließ, war keine Spur mehr von dem Ausflug zu sehen. Sie trug ein geblümtes Musselinkleid, und ihr Haar war ordentlich aufgesteckt. Das Frühstückszimmer war leer, also nahm sie an, dass Anthony noch nicht heruntergekommen war, und entspannte sich ein wenig. Voller Appetit füllte sie ihren Teller mit Schinken und Ei und lenkte ihre Gedanken auf die Aufgaben, die sie heute im Haushalt erwarteten. Nach dem Frühstück begab sie sich in den Salon. Erst als sie ihn schon betreten hatte, erkannte sie, dass sie nicht allein war, und blieb abrupt stehen.
    Anthony musste sie gehört haben, denn er hob den Blick von der Zeitung, die er gerade las, und stand auf.
    „Guten Morgen.“
    Hastig fasste sie sich wieder und erwiderte seine Begrüßung. „Entschuldige. Ich wollte nicht stören.“
    „Du störst nicht. Tatsächlich habe ich auf dich gewartet, weil ich mit dir reden will.“
    Irgendetwas an seinem Ausdruck beunruhigte sie. „Stimmt etwas nicht?“
    „Hatten wir uns nicht neulich darüber unterhalten, wie wichtig es ist, Vorsicht walten zu lassen?“
    „Ja, sicher … aber …“
    „Und doch bist du heute Morgen ohne Begleitung ausgeritten.“
    „Ich habe den Park nicht verlassen.“
    „Und du glaubst, das macht einen Unterschied für jemanden, der dir Schaden zufügen will?“
    Sie errötete. „Nein, wahrscheinlich nicht. Ich habe nicht nachgedacht.“
    „Nein, das hast du wirklich nicht. Du hast dich allen möglichen Gefahren ausgesetzt.“
    „Das war nicht meine Absicht. Ich reite einfach immer allein aus, wenn ich im Park bleiben möchte.“
    „Jetzt nicht mehr. In Zukunft wirst du stets einen Stallknecht bei dir haben.“
    Gerade noch rechtzeitig schluckte sie die Erwiderung, die ihr auf der Zunge lag, herunter, da sie ihre Lage nur noch erschwert hätte. Außerdem wusste sie natürlich, wie recht er hatte. Sie hatte nicht nachgedacht und unklug gehandelt. Ihr Ärger wandte sich gegen sie selbst.
    Anthony kam einen Schritt näher. „Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?“
    „Völlig. Es wird nicht wieder geschehen.“
    „Ich bitte darum.“
    Unfähig, seiner strengen Musterung standzuhalten, senkte sie den Blick. „Das war töricht von mir. Es tut mir leid.“
    Er entspannte sich merklich. „Gut, wir wollen nicht mehr darüber

Weitere Kostenlose Bücher