Historical Saison Band 20
auf. Welch entzückende Mischung aus purer Leidenschaft und Unschuld. Heiße, glühende Küsse, die noch jetzt sein Blut in Wallung brachten, und doch waren sie weder wissend noch versiert. Deborah küsste mit der Wildheit eines jungen Löwen. Ihre Leidenschaft hatte ihr Angst gemacht. Sie war viel zu eifrig darauf bedacht gewesen, es den außergewöhnlichen Umständen zuzuschreiben, gerade, als ob sie sich so davon distanzieren könnte. Wie war wohl ihr Eheleben mit diesem miesen Mitgiftjäger verlaufen?
Geräuschlos ließ er sich in sein Haus ein. In der Halle stand eine Kerze für ihn bereit, und er erinnerte sich daran, wie bei Deborah klappernd der Kerzenhalter umgestürzt war. Der Abend war sehr überraschend verlaufen. Er hätte sie nicht über das Seil nach unten klettern lassen sollen, aber sie da oben über ihm baumeln zu sehen, war …
Er bemühte sich, nicht daran zu denken. Er war erschöpft. Nachdem er das Gemälde sorgsam versteckt hatte, zwang er sich, über seine weitere Vorgehensweise nachzusinnen.
Doch als er sich zu Bett legte, sah er Deborah vor sich – ihren sinnlichen Mund, ihre zierlichen Hände, ihre wohlgeformten Brüste, die schlanken Beine …
Der Gedanke an sie hielt ihn noch lange wach.
4. KAPITEL
R uckartig fuhr Deborah aus dem Schlaf, unerfrischt nach düsteren, angstvollen Träumen, in denen der Mann sie verfolgte, der aus ihr einen Schatten gemacht hatte. Träume, in denen sie unsichtbar war, von niemandem wahrgenommen wurde, wo ihre Stimme ungehört verhallte, und Jeremy einfach durch sie hindurchsah.
In ihren Träumen war sie ihres Versagens überdrüssig, und überdrüssig zu wissen, dass sie immer wieder versagen würde, so sehr sie sich abmühte. Dieses Versagen lastete so schwer auf ihr, dass es das morgendliche Aufstehen zu einer ungeheuren Aufgabe machte. Nichts konnte dieses bleierne Gefühl vertreiben, so oft sie sich auch sagte, dass das alles nur Träume waren, dass nichts in der Realität wurzelte; denn Deborah glaubte wahrhaftig, dass allein sie Schuld hatte.
Lange Erfahrung hatte sie gelehrt, dass es nichts nützte, noch einmal einzuschlafen, da danach stets rasendes Kopfweh einsetzte. Also stieg sie langsam, vorsichtig wie eine alte Frau, aus dem Bett und machte sich an ihre morgendlichen Verrichtungen.
Sie ächzte leise, als sie eine kühlende Salbe auf die Abschürfungen an ihren Knien und Schenkeln strich, dann faltete sie die Männerkleidung und verstaute sie sorgsam, damit ihre Zugehfrau sie nicht zu Gesicht bekam. Als sie sich schließlich, mit Kaffee versorgt, an ihren Schreibtisch setzte, lächelte sie schon. Bella Donna, dieses rachsüchtige, wollüstige Geschöpf der Nacht, würde nun doch nicht dem Vergessen anheimfallen. Nach mehreren unfruchtbaren Monaten hatte sie endlich die Inspiration für die nächste Geschichte. Was würde Elliot denken, wenn er wüsste, dass er ihr als Muse diente?
Deborah unterbrach sich beim Schärfen der Feder, da ihr plötzlich das Bild ins Gedächtnis kam, wie sie, ihre Beine um Elliots Hüften geschlungen, auf dem Dielentisch thronte, das Blut in ihren Adern ein glühender Strom. Sie schloss die Augen und staunte erneut darüber, wie erregt sie gewesen war. Wäre das Gemälde nicht zu Boden gefallen, hätte sie nicht ein Licht geholt und so die Stimmung zerstört, sie hätte sich ihm hingegeben. Ihr wurde ganz kalt bei dem Gedanken daran, wie sie ihre Fingernägel in seine Haut gebohrt und sich wild gegen seine harte Männlichkeit gepresst hatte. Was in aller Welt war da gestern über sie gekommen?
Es wäre ein Trost, wenn sie sich einreden könnte, dass sie sich so sehr mit ihrem Charakter Bella identifizierte und so ihren eigenen vergaß … doch das wäre gelogen. Bella Donna war in ihren Vergnügungen sehr berechnend, sie benutzte Männer und legte sie ebenso ab wie ihre diversen Masken, wenn sie ihr nicht mehr nützten. Deborah aber hatte in der letzten Nacht so eindeutig begehrt, gebraucht, gewollt, dass nichts anderes mehr gezählt hatte. Die Intensität machte ihr Angst. Der Mangel an Beherrschung erschreckte sie. Sie wollte das alles nicht.
Seit wir uns zum ersten Mal trafen, begehre ich dich, hatte er gesagt. Doch sie hatten sich bisher immer unter gefahrvollen Umständen getroffen. Bestimmt war es das, was sein Begehren anfeuerte, wie auch das ihre? Sie hatte nur eine Erklärung für ihre Begierde: Es war der Reiz des Ungesetzlichen, die Würze, die Verwegenheit und Waghalsigkeit etwas Verbotenes zu
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