Historical Saison Band 20
es ist deine Angelegenheit, aber ich sehe doch, dass du nicht glücklich bist. Oben in Schottland werde ich mir die ganze Zeit über Sorgen um dich machen.“
„Du hast genug anderes, worum du dich sorgen könntest. Ich bin nicht unglücklich, ich weiß nur noch nicht, was ich ohne die Armee mit mir anfangen soll. Mir fehlt wohl ein neues Ziel.“
„Das wirst du in der Politik finden. Wirst du wenigstens über meine Worte nachdenken?“
„Wir werden sehen. Bist du mit eurer Kutsche gekommen?“
Elisabeth nickte. Sie sah davon ab, ihn weiter zu bedrängen.
Er geleitete sie zur Haustür. Als sie schon draußen auf den Stufen stand, rief sie plötzlich: „Halt! Ich habe mein Buch vergessen!“
Elliot fand das in braunes Papier gewickelte Päckchen auf dem Marmortischchen in der großen Diele. „Was ist es?“
„Ach, nichts. Ein Roman. Gib her.“
Ob ihrer Geheimnistuerei neugierig geworden, verharrte er. „Was für ein Roman?“
„Ich will nicht … es ist nur … also, Alex mag nicht, dass ich das lese.“
„Guter Gott, Lizzie, du hast doch nicht etwa bei einem dieser Buchhändler am Covent Garden im Hinterzimmer gekramt?“
Er hatte es scherzhaft gemeint, doch zu seinem Staunen lief Elisabeth rot an. „Und wenn? Ach, guck nicht so empört, es ist nicht das, was du denkst! Es ist ein Roman, die neueste Bella-Donna-Geschichte, wenn du es denn wissen musst.“ Als sie seinen verständnislosen Blick sah, seufzte sie. „Alle im ton diskutieren über die Eskapaden der Heldin. Ich kann nicht glauben, dass du noch nichts davon gehört hast. Bella Donna ist eine überaus schockierende literarische Schöpfung, so etwas wie ein weiblicher Teufelskerl, und unglaublich sinnlich. Es sind so eine Art Schauerromane, schlüpfrig und schrecklich unterhaltsam. Ich für mein Teil sehe überhaupt keinen Grund, warum sie unter dem Ladentisch gehandelt werden oder warum eine verheiratete Frau sie nicht lesen sollte. Was es so schockierend macht, ist nämlich die Tatsache, dass sie eine Frau ist, die … Intimität … wie ein Mann genießt. Weißt du, sie ist völlig skrupellos, und unglaublich machtvoll. Du würdest es, glaube ich, amüsant finden. Sobald ich den Band aus habe, schicke ich ihn dir.“
„Meinetwegen.“ Elliot gab ihr endlich das Päckchen. „Es klingt amüsant.“
Elisabeth gluckste leise. „Ja, und wenn Alex es entdeckt, kann ich sagen, du hättest es mir geliehen. Aber jetzt muss ich wirklich los. Kommst du also morgen zum Dinner? Oh, hatte ich vergessen, dich zu fragen? Ach, egal, ein Nein lasse ich nicht gelten! Ich habe nämlich Alex versprochen, dass du kommen würdest. Lord Armstrong wird auch da sein, du weißt, der Diplomat. Du kannst mit ihm über Politik reden.“
Damit tänzelte sie leichtfüßig die Stufen hinab zu ihrer wartenden Kutsche. Während sie einstieg, winkte sie Elliot, ohne sich umzuschauen, über die Schulter hinweg zu, sodass ihm keine Gelegenheit blieb, ihre Einladung abzulehnen.
Tief in Gedanken kehrte er in seinen Salon zurück. Er musste seiner unverbesserlichen Schwester leider recht geben. Sehr viel länger konnte er nicht so weitermachen wie bisher. Die Einbrecherei war, selbst um eines guten Zweckes willen, kaum eine lebenslange Beschäftigung. Und eine Beschäftigung brauchte er, denn er war nicht dafür geschaffen, den Landedelmann zu spielen. Vielleicht war ja die Politik die Antwort. Es war zumindest erwägenswert. Aber das waren Lizzies Ideen stets. Sie kannte ihn nicht so gut, wie sie glaubte, aber besser als jeder sonst.
Und eine Ehefrau … Hatte sie auch damit recht? Bisher hatte er es nie auch nur ins Auge gefasst. Als Soldat, der noch dazu als Spion eingesetzt worden war, wäre es unverantwortlich gewesen zu heiraten. Nicht, dass er aus dem Grund davon abgesehen hätte! Zwar war ein so fragwürdiges, wechselhaftes Leben kaum ein Garant für Treue, doch das war nur eine Ausrede. Tatsache war, dass er so leicht niemanden an sich heranließ; er hütete sich, jemanden hinter seine Fassade schauen zu lassen. Daran war der Krieg schuld, der einen lehrte, wie vergänglich das Leben war. Er hatte es so oft erlebt, hatte so viele Briefe an trauernde Witwen geschrieben, den letzten herzzerreißenden Worten an so manche Ehefrau gelauscht.
Er seufzte. Verdammte Lizzie, wie konnte sie ihm solche Gedanken in den Kopf setzen? Wenn sie wüsste, dass er seit seiner Rückkehr nach England wie ein Mönch lebte. Und dass er dabei, bis er Deborah Napier traf, ziemlich
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