Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Saison Band 20

Historical Saison Band 20

Titel: Historical Saison Band 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marguerite Kaye , Joanna Fulford
Vom Netzwerk:
fallen! Ein letzter Blick über die Schulter zur Tür. Sie lauschte angestrengt, doch nichts war zu hören. Ohne Elliot erschien ihr der Raum dunkler, unheimlicher. Langsam stieg Angst in ihr auf, ihr begannen die Knie zu zittern, die Hände auch. Fast überwältigte sie der Drang zu rennen, durch die Tür, die Stiegen hinab in die Küche. Stärker nur war ihre Angst, dass ohne Elliots Führung irgendetwas schiefgehen würde – sie würde etwas umstoßen, den Haushalt aufschrecken. Immerhin war Elliots Leben in diesem Augenblick in ihrer Hand. Sie würde ihn nicht im Stich lassen. Nein, bestimmt nicht!
    Die Entschlossenheit, sich seiner wert zu erweisen, war größer als ihre Furcht. Immer noch hämmerte ihr Herz wie verrückt, und ihr war ein wenig schwindelig, doch sie rieb ihre Hände an ihren Hosen trocken und setzte sich zaghaft auf die Fensterbank. Elliot war schon unten angekommen. Besorgt sah er zu ihr hinauf. Sie winkte ihm. Vor ihren Augen verschwamm alles. Bloß nicht nach unten schauen! Sie packte das Seil, wie er es ihr gezeigt hatte. Über die Fensterbank schob sie sich nach draußen, ihre Beine baumelten in der leeren Luft. Tief einatmend, um ihre Panik zu dämpfen, tastete sie mit den Füßen nach dem Seil, fand es und klemmte es sich zwischen die Beine. Bestimmt hatte sie nicht genug Kraft in den Armen, um sich zu halten. Halb noch drinnen, halb schon draußen schwankte sie eine gefährliche Sekunde an dem Seil, dann stieß sie sich von der Mauer ab und begann den Abstieg. Langsam, langsam, unsicher, ihre Hände brannten, rutschten ab, sie packte fester zu. Ihre Schultern schmerzten, auch ihre Schenkel. Nur runter! Langsam. Nicht nach unten schauen. Wenn sie jetzt fiel, würde sie vermutlich überleben. Vielleicht ein Knochenbruch … Schöner Trost! Nicht ans Fallen denken! Runter! Gott, gleich würden ihr die Arme abfallen! Dem Himmel sei Dank, dass sie Hosen trug. Na, trotzdem würde sie Abschürfungen haben …
    „Nur noch ein kleines Stück! Gut festhalten!“
    Elliot klang ein wenig angespannt – zum ersten Mal in dieser Nacht. Deborah riskierte einen Blick. Sein Gesicht war nur knapp unter ihren Füßen. Erleichtert und voller Triumph grinste sie. „Dachten Sie, ich würde auf Sie fallen, so wie neulich Sie auf mich?“
    Elliot packte ihre Knöchel. „Der Gedanke kam mir.“
    Nun, in der Gewissheit, dass er sie hielt, brachte sie die restlichen paar Fuß schnell hinter sich. Endlich unten, wäre sie zu Boden gesunken, wenn er sie nicht festgehalten hätte, denn ihre Beine schienen aus Pudding zu sein. „Tut mir leid …“ Sie klammerte sich an seinen Mantel. „Ich brauche nur …“
    Mit einem besorgten Blick zum Ende der Gasse, von wo das Rumpeln einer Kutsche kam, schlang Elliot ihr einen Arm um die Taille. „Wir müssen uns beeilen. Wenn jemand kommt … also, dieses Seil ist leider ziemlich verräterisch.“
    Zerknirscht wurde Deborah bewusst, dass sie nicht einmal das Fenster hinter sich zugezogen hatte. Und das daraus hervorbaumelnde Seil war von der Straße her gut zu erkennen. „Es geht schon“, beteuerte sie, richtete sich grade auf und machte trotz des Schmerzes, der durch ihre Beine schoss, einen hastigen Schritt.
    „Nicht so schnell, sonst machen wir uns verdächtig. Und ziehen Sie den Hut tiefer ins Gesicht!“ Elliot holte sie ein und hakte ihren Arm bei sich ein.
    So gingen sie gemeinsam durch die stillen Straßen zurück nach Hans Town. Nun, da es vorbei war, schämte Elliot sich, dass er Deborah solcher Gefahr ausgesetzt hatte. „Ich hätte Sie nicht mitnehmen dürfen.“
    „Sagen Sie das nicht“, bat sie, während sie den Schlüssel im Schloss drehte und ihre Haustür aufdrückte. „Ich bin sehr froh darüber. Es war wunderbar. Bitte sagen Sie nicht, dass Sie es bereuen.“
    „Dann würde ich ja lügen“, antwortete er rau.
    Sie war heil wieder daheim, und es war vorbei. Deborah staunte über ihren eigenen Wagemut und spürte ein so überwältigendes Glücksgefühl, dass sie hätte tanzen können. „Ich kann nicht glauben, dass wir das tatsächlich gemacht haben! Aber wir haben es gemacht! Wir haben es gemacht!“ Sie musste vor Entzücken derart lachen, dass sie rasch eine Hand auf ihren Mund presste, um das Geräusch zu dämpfen.
    Elliot griff nach ihrer Hand, zog sie an seine Lippen und drückte einen Kuss in die Handfläche. Sie bei jenem Unternehmen dabei zu wissen hatte dem Ganzen eine neue Würze verliehen, das konnte er nicht leugnen. Ihr Wagemut

Weitere Kostenlose Bücher