Historical Saison Band 20
bezichtigen.“
Seine Schwester grinste verwegen. „Das sagte auch Lady Murray.“
„Alex’ Mutter ist in der Stadt? Ich dachte, sie verließe dieses riesige, zugige Ding von Schloss nie? Hat sie nicht Angst, dass ohne sie das Haggis verkocht?“
„Sehr lustig.“
„Was hat sie denn veranlasst, englisches Territorium zu betreten?“ Zu seinem Erstaunen errötete Elisabeth. „Lizzie?
„Ich bin schwanger“, entgegnete sie mit ihrer üblichen Missachtung höflicher Umschreibungen. „Die Neuigkeit, dass möglicherweise ein Enkel und Erbe zu erwarten ist, hat sie hergetrieben.“
„Elisabeth!“ Entzückt zog er seine Schwester aus ihrem Sessel und drückte sie überschwänglich. „Welch großartige Neuigkeit!“
„Du zerquetschst mich, Elliot.“
Sofort ließ er sie los. „Habe ich dir wehgetan? Herrgott, das tut mir leid, ich …“
„Bitte, bitte, bitte, fang jetzt du nicht auch noch an, mir zu erzählen, dass ich ruhen muss, die Füße hochlegen, heiße Milch trinken.“ Sie schüttelte sich übertrieben.
„Und Alex?“
„Der Arme. Er ist im Himmel, aber als ich es ihm sagte, wollte er mich behandeln wie ein Porzellanpüppchen. Gott, ich dachte, er würde mich zu Tode hätscheln. Du glaubst gar nicht, wie schwer es war, ihn zu überzeugen, dass wir immer noch …“ Sie brach tief errötend ab. „Na, wie auch immer, er hat sich gefasst. Aber was seine Mutter angeht … nun, sie möchte, dass ich nach Schottland komme. Ihr zufolge pflegt stets die weise Frau des Dorfes allen Murray-Erben auf die Welt zu helfen.“
„Aber das willst du doch sicher nicht?“
Elisabeth zuckte die Achseln. „Alex würde nie drängen, aber ich weiß, er würde es gern sehen. Alex’ Burg ist ja keine Ruine, und außerdem – kannst du es ihm übelnehmen, wenn er möchte, dass sein Kind in seiner Heimat geboren wird?“ Sie stand auf und nahm ihre Handschuhe. „Ich muss gehen. Ich will Alex nicht zu lange mit seiner Mutter allein lassen. Das habe ich ihm versprochen.“ Sie reckte sich und drückte Elliot einen Kuss auf die Wange. „Du siehst müde aus. Was hast du wieder getrieben? Ich weiß, dass du dich nicht im ton amüsierst, das würde ich mitbekommen! Was du brauchst, ist …“
„Lizzie, zum letzten Mal, ich will keine Ehefrau.“
Ein wenig gekränkt erwiderte sie: „Ich wollte sagen, was du brauchst, ist eine sinnvolle Beschäftigung. Die Verwaltung der Familiengüter genügt nicht. Jetzt, da der Krieg vorbei ist, brauchst du eine neue Beschäftigung – eine, bei der du deine überschüssigen Kräfte loswerden kannst, und die dich davon abhält, über die Ungerechtigkeit in der Welt zu grübeln. Ich unterschätze nicht, was du durchgemacht hast, aber es ist vorbei, Elliot, und du kannst nichts mehr ändern. Du musst in die Zukunft sehen, deine Erfahrungen nützlich einsetzen, anstatt dir Vorwürfe zu machen.“
Sie holte tief Luft. „Da, ich habe kein Blatt vor den Mund genommen, aber wenn ich mit reinem Gewissen nach Schottland gehen will, bleibt mir nicht viel Zeit.“
„Als wenn du je die Zeit dafür hättest.“
Elisabeth gluckste amüsiert. „So wenig wie du. Dir mangelt es nicht an Überzeugungen, und sinnvolle Projekte gibt es genug. Warum gehst du nicht in die Politik?“
„Wie bitte?“
„Ich weiß gar nicht, warum du so überrascht schaust. Was nützt es, Wellington und all die anderen zu tadeln? Tu selbst etwas.“
„Ich habe noch nie daran gedacht.“
„Dann tu’s jetzt. Und wenn du findest, dass ich recht habe, kannst du auch gleich darüber nachdenken, dir eine Frau zu suchen.“ Sie tätschelte ihm die Wange. „Eine Frau mit Grips und Schneid, die deine Rüstung aus Charme durchbricht, mit der du dich wappnest. Du siehst, wie gut ich dich kenne, liebster Bruder? Du lässt nicht leicht jemanden an dich heran. Ständig diese Beherrschung! Vermutlich hast du das bei der Armee gelernt. Im Krieg ist das ja ganz vernünftig, aber Gott sei Dank haben wir nun Frieden.“ Sie nickte entschieden. „Ja, was du brauchst, ist eine Frau mit Charakter, eine, die dir ebenbürtig ist, und nicht so ein gefügiges kleines Ding, das dich schon vor Ende der Hochzeitsreise zu Tode langweilen würde. Ich werde meine dahingehenden Bemühungen rasch noch verdoppeln, bevor ich in den Norden gehe. Das habe ich mir fest vorgenommen, daher verzweifle nicht.“
„Ich gebe mir Mühe“, erwiderte Elliot, während er ihr die Tür öffnete.
„Ich wünschte, du meintest es ernst. Ich weiß,
Weitere Kostenlose Bücher