Historical Weihnachten Band 01: Das Geschenk der heiligen Nacht / Die Winterbraut / Licht der Hoffnung
Entschluss hinfällig geworden, nicht wieder heiraten zu wollen. Er sagte sich, das tun zu müssen, was sich für einen ehrbaren Mann gehörte, doch eigentlich war es die Gefahr, ein anderer könnte ihm zuvorkommen, die ihn zum Handeln anspornte. Der bloße Gedanke an Joy im Bett eines anderen Mannes, an die Heirat mit einem Mann, den ihr Onkel für sie ausgewählt hatte, das alles genügte, um sein Blut zum Kochen zu bringen.
Seine Joy.
Derart heftige Empfindungen in Verbindung mit Joy erschreckten ihn nicht länger, doch Campion versuchte dennoch alles, um sie zu unterdrücken und seine Leidenschaft hinter dem Deckmantel der Würde zu verbergen. Er hatte sich seine Argumente zurechtgelegt, also machte er sich, von seinem Erfolg überzeugt, auf den Weg zu ihr.
Sie hielt sich zusammen mit ihrer Dienstmagd in dem ihr zugewiesenen Gemach auf, sodass sich Campion einen Moment Zeit ließ, um ihre Schönheit zu bewundern, ehe die beiden Frauen seine Anwesenheit bemerkten.
Roesia erhob sich sofort, als sie ihn sah, und obwohl Joy – die ihn ein wenig beunruhigt betrachtete – sie zurückhalten wollte, ging sie schnurstracks aus dem Zimmer. Als er mit der Frau allein war, die er zu ehelichen gedachte, warf diese ihm aber einen rebellischen Blick zu, der nichts Gutes verhieß. Sofort verspürte Campion einen Stich der Enttäuschung, da er ihrer Miene entnehmen konnte, dass er nicht willkommen war. Hatte sie ihm womöglich doch nur etwas vorgespielt, wie Stephen behauptete?
Er wusste nur, dass er diesen besonderen Ausdruck wieder auf ihrem Gesicht sehen wollte, auch wenn er vielleicht ein alter Narr war. Als sie ihm nachstellte, da hatte er es heruntergespielt, doch jetzt vermisste er seine wagemutige Verführerin.
Seine
Joy.
„Ich möchte mich noch einmal für allen Kummer entschuldigen, den meine Familie Euch bereitet hat“, sagte er leise und verfluchte sowohl Stephen als auch sich selbst.
Joy aber zuckte nur mit den Schultern und wandte sich ab, eine Geste, die ihm einen Stich versetzte. Er ging zu ihr und setzte sich vor ihr auf einen niedrigen Hocker.
„Warum habt Ihr Euch mir nicht anvertraut?“, fragte er und achtete darauf, nicht vorwurfsvoll zu klingen.
„Wendet sich jeder, der herkommt, mit seinen persönlichsten, privatesten Problemen an den Burgherrn?“, konterte sie mit einer Verbitterung, die ihm Sorge machte.
„Nein, aber es kommt auch nicht jeder zu mir, um sich mir hinzugeben, was wohl ein noch persönlicherer, intimerer Schritt ist, findet Ihr nicht?“, erwiderte er.
Sie errötete. „Ich habe viele Jahre damit zugebracht, das zu behalten, was mein ist, und zwar gegen das anmaßende Auftreten von Männern. Da werdet Ihr entschuldigen müssen, dass ich skeptisch war, inwieweit ich Euch vertrauen konnte.
Was, wenn Ihr Hobart hergeholt hättet?“
Campion schüttelte den Kopf. Er verstand ihren Unmut, und doch bereitete er ihm Kummer. „Inzwischen müsste Euch doch klar sein, dass ich nichts tun würde, um Euch zu verletzen“, sagte er. Sie lachte über seine Worte – auf eine unglückliche Art, die ihm einen Stich versetzte. Hatte er sie etwa verletzt? Wenn ja, wie? Doch sicher nicht, indem er sie abwies! „Joy, ich … ich versuchte nur, das zu tun, was für Euch das Beste ist“, erklärte er.
Wieder hob sie trotzig das Kinn, und ihre violetten Augen blitzten auf. „Und woher wollt Ihr wissen, was für mich das Beste ist? Ihr mögt ein Leben lang weise und gut geherrscht haben, aber Ihr seid nicht allmächtig, Mylord, und Ihr könnt unmöglich alles wissen.“
Nicht zum ersten Mal war Campion von ihrem Scharfsinn beeindruckt. Natürlich hatte sie recht. Jahrelang hatte er Entscheidungen getroffen, sein Gut geführt, die Streitigkeiten seiner Leute gelöst und für das Wohl seiner Familie gesorgt, und es war ihm in Fleisch und Blut übergegangen, Antworten zu geben, wenn Fragen an ihn herangetragen wurden. Hatte ihn das zu einem selbstgefälligen und besserwisserischen Menschen werden lassen?
Campion gab einen leisen, entschuldigenden Laut von sich, als ihm bewusst wurde, er könnte sich diesmal vielleicht geirrt haben.
Er wollte nach ihrer Hand greifen und ihr genau das sagen, aber all seine wohlüberlegten Argumente lösten sich in nichts auf, als ihn eine unheilvolle Vorahnung überkam. „Heiratet mich“, sagte er hastig, während widerstreitende Gefühle auf ihn einstürmten. Er brauchte Zeit, um über ihre Worte nachzudenken und um sich selbst einmal kritisch zu
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