Historical Weihnachten Band 01: Das Geschenk der heiligen Nacht / Die Winterbraut / Licht der Hoffnung
tröstenden Geste über ihr Haar zu streichen, die ihr Verlangen aber nur noch weiter steigerte.
„Nein. Das ist nur ein vorübergehendes Gefühl, und ich wäre ein Schurke, würde ich es ausnutzen“, erklärte er.
Bei seinen Worten sträubten sich Joys Nackenhaare, und sie schob seine Hand fort.
„Sprecht nicht mit mir, als wäre ich ein Kind, Fawke, denn das bin ich nicht! Ich bin eine erwachsene Frau, die seit vielen Jahren einen Besitz führt! Warum nehmt Ihr meine Worte nicht ernst? Meint Ihr, ich sei eine Närrin?“
„Nein, natürlich nicht“, gab er in einem beschwichtigenden Tonfall zurück, der Joy nur noch wütender machte.
„Warum widersprecht Ihr mir dann? Warum sollte ich nicht wissen, was ich will?
Würde ich Reynold wählen, wäre Eure Einstellung dann die gleiche?“ Joy sah die Gefühlsregung, die über sein Gesicht huschte, und war sehr froh darüber. Sie wollte ihm wehtun, ihn dafür bestrafen, dass er ihr absprach zu wissen, was das Richtige für sie war.
„Nein“, sagte er leise, dann wandte er sich ab und stieß einen schweren Seufzer aus.
„Wie Ihr als kluge Frau längst richtig erkannt habt, betrifft das Problem meine Person. Ich habe meine Ehefrauen geliebt, aber nachdem ich Anne zu Grabe getragen hatte, schwor ich mir, mich all dem nie wieder auszusetzen.“
Sein Eingeständnis verblüffte sie, und sie stellte sich zu ihm, wobei sie eine Hand auf seinen Rücken legte. Sie hatte in diesem Mann schon einmal einen Funken Verwundbarkeit erkennen können, doch sie hätte nie geglaubt, dass er um Frauen deshalb einen Bogen machte, weil er nicht wieder den Schmerz verspüren wollte, den der Tod seiner ersten beiden Ehefrauen ihm bereitet hatte. Was sollte sie dagegen schon anführen? Sie legte die Arme um seine Taille und drückte ihre Wange gegen seinen Rücken.
„Was seid Ihr doch für ein törichter Mann, wenn Ihr Euch die ganze Zeit darüber beklagt, ich sei zu jung für Euch“, redete sie vor sich hin. „Es kann doch nur zu Eurem Vorteil sein, weil ich Euch sicherlich überleben werde.“
Campion versteifte sich abrupt und drehte sich zu Joy um, die bereits fürchtete, ihre kühnen Worte könnten zu viel des Guten gewesen sein. Doch dann schüttelte er den Kopf und begann so erleichtert zu lachen, dass es ihr Herz erfreute. Es schien die ideale Gelegenheit, einen Kuss oder vielleicht sogar mehr von ihm zu bekommen, um diesen Mann für sich zu beanspruchen und ihn davon zu überzeugen, dass er sich zu ihr in ihr Bett gesellen sollte.
Dann aber ließen seine Worte sie innehalten. Er mochte ihr zwar wichtig sein, doch Joy wollte nach wie vor wieder abreisen, und auch wenn sie nicht tot sein würde, fragte sie sich dennoch, ob sie ihn mit ihrer Abreise verletzen würde. Loyalität und Ehre waren ihm so wichtig wie ihr – aber warum fand sie dann, dass ihr Plan, ihn zu verlassen, weder dem einen noch dem anderen entsprach?
Als im nächsten Moment ihr Beisammensein von dem Dienstpersonal gestört wurde, das das Würzbier für die eben eingetroffenen Weihnachtssinger aus der Küche brachte, sprach Joy kein Wort, da sie an Roesias Bemerkung denken musste.
Ihr
solltet Euch ihm nicht hingeben, wenn Ihr es nicht ernst meint,
war ihre Äußerung gewesen. Joy hatte sich mit dem Geständnis ihrer Gefühle für ihn selbst ein Bein gestellt. Von den Weihnachtssingern wieder zur Besinnung gebracht, hielt Campion Joy die Hand hin. Ihre bestürzte Miene ließ ihn seine Worte bereuen. Er hätte nie von seiner Trauer um Anne reden sollen! Ein Mann, der so etwas machte, besaß keine Manieren. Und doch waren seine beiden Ehefrauen ein Teil von ihm, und das sollte Joy wissen. Vielleicht würde ihr das vor Augen führen, wie unterschiedlich sie beide doch in Wahrheit waren.
Aber noch während er versuchte, sich an diesen Argumenten festzuklammern, merkte er, wie sie ihm zu entgleiten begannen. Andere Männer in seinem Alter hatten auch junge Ehefrauen, oftmals, damit sie ihnen Nachkommen schenkten.
Derer hatte er zwar bereits genug, dennoch wusste er, niemand würde ihm einen Vorwurf machen, wenn er eine Frau in Joys Alter heiratete. Schwieriger würde es für ihn sein, das sich selbst gegebene Versprechen aufzuheben, sich nie wieder zu verlieben, denn Joy hatte längst einen Weg zu seinem Herzen gefunden.
Als sich seine Finger um ihre Hand schlossen, nahm Campion jene Erregung wahr, die allein schon durch diese Berührung ausgelöst wurde. Sie hatte sich ihm angeboten, und sein Körper
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