Historical Weihnachten Band 01: Das Geschenk der heiligen Nacht / Die Winterbraut / Licht der Hoffnung
Ihr wisst doch, dass wir einer Herausforderung nicht widerstehen können, nicht wahr? Seid Ihr Euch sicher, überhaupt geeignet zu sein, die gesegnete Jungfrau zu spielen?“
Plötzlich spürte sie, wie er eine Hand gleich unterhalb ihrer Brust auf ihren Bauch legte. So dicht unterhalb ihrer Brust, dass es einer unterschwelligen Verführung gleichkam. Vermutlich konnte er fühlen, wie wild ihr Herz schlug. Warum nur hatte sie nicht den Ratschlag ihrer Mutter befolgt, in der Gegenwart von Männern ihren Mund zu halten?
„Mylord“, versuchte sie es in einem beschwichtigenden Tonfall, in dem sie auch mit einem knurrenden Hund reden würde. „Ihr seid doch eigentlich gar nicht an mir interessiert, und mit Eurem Verhalten entehrt Ihr nur Nicolette.“
„Aber wir Männer sind doch unmöglich.“ Mit einem Arm hielt er sie fest, mit der anderen Hand fasste er nach ihren langen Zöpfen. „Und wir denken mit unserem Geschlechtsteil. Das hattet Ihr doch sagen wollen, nicht wahr, meine kleine dumme Jungfrau?“ Er begann ihre Haare um seine Faust zu wickeln, sodass ihr Kopf sanft nach hinten gezogen wurde. Sie stieß einen Protestschrei aus, doch es half nichts.
Schließlich war sie so gespannt wie ein Bogen und wartete hilflos darauf, dass er mit einem Kuss zum Angriff überging.
Erst dann näherte er sich ihr mit seinen Lippen, ohne den Blick von ihren Augen abzuwenden.
Im letzten Moment, als er fast schon ihren Mund berührte, drehte er den Kopf zur Seite und begann, ihren gestreckten, ungeschützten Hals zu küssen. Ein erstickter Laut entwich ihrer Kehle, als er seine heißen Lippen über ihre Haut wandern ließ und jeden Fingerbreit erforschte.
Es war nichts.
Es war erschreckend.
„Nicht! Bitte …“ Ihr Flehen kam nur als ein Flüstern über ihre Lippen, doch er nahm davon keine Notiz, sondern drückte sanft seine Zähne gegen ihren Hals – nicht um ihr wehzutun, sondern um ihr schonungslos ihre momentane Verletzlichkeit zu zeigen. Und wie er einem wilden Tier gleich in der Lage war, Haut und Fleisch zu zerreißen, um zu töten.
Das jedoch war nicht der Grund für ihre Panik. Was ihr vielmehr Angst machte, war die unfassbare Erregung, die in ihrem Inneren ein loderndes Feuer entfachte. Noch nie war ein Mann so mit ihr umgegangen – noch nie zuvor. Eine atemlose Benommenheit hatte von ihr Besitz ergriffen, die zu gleichen Teilen aus bizarrer, widersinniger Lust und blindem Entsetzen darüber bestand, dass sie so empfand.
Er hob den Kopf und sah sie mit wuterfüllten Augen an. „Glaubt Ihr immer noch, Männer beurteilen zu können, Lady Joan?“
Sie konnte nicht anders, als ihn anzustarren. Ihr Herz raste so sehr, als müsste es jeden Moment zerplatzen.
„Ihr hieltet mich für ungefährlich, was ich aber nicht bin. Ihr dachtet, ich würde Eure spitze Zunge unwidersprochen hinnehmen, was ich aber nicht machen werde. Und dann dachtet Ihr noch Schlimmeres über mich. Ihr habt mich in meiner Ehre verletzt.“ Er zog kurz an ihren Haaren, dann fuhr er fort: „Das hier ist nicht meine Vorstellung von einem vollkommenen Heiligabend. Dieses Unterfangen war peinlich in seiner Planung, mühsam in seiner Vorbereitung und gefährlich in seiner Ausführung. Es hat seine Wurzeln in Dummheit, Schwäche und Verbohrtheit. Und nun war das alles vergebens. Ich habe die falsche Frau, die sich auch noch als spitzzüngiges, widerborstiges Biest entpuppt und die mir Vorträge über Weisheit und Stärke halten will. Glaubt nicht der Legende vom Goldenen Löwen, Lady Joan. Ich bin nur ein Mann mit allen Schwächen, die den Männern eigen sind. Vielleicht habe ich Nicolette Gewalt angetan. Immerhin ist sie die wertvolle Tochter meines Feindes.“
Joan fand die Kraft, den Kopf so weit zu schütteln, wie es sein Griff eben noch ermöglichte.
„Ihr seid anderer Meinung? Wie ich schon sagte: Glaubt nicht der Legende.“
Er lockerte seinen Griff ein wenig, auch wenn Joan nicht wusste, ob es absichtlich geschah. Sie schluckte und entgegnete: „Nicolette sagte, Ihr habt ihr keine Gewalt angetan. Sie würde mich darin nicht belügen.“
„Wird sie auch an dieser Schilderung festhalten, wenn der Zorn ihrer Familie sie trifft?“
„Sie wird nicht lügen.“
„Obwohl sie so eine dumme Jungfrau war?“
Sein zynischer, verächtlicher Tonfall schmerzte sie auf eine Weise, auf die sie gar nicht hätte empfinden dürfen. „Sie war ganz offensichtlich eine sehr dumme Jungfrau, dass sie sich Euch hingab.“
Zorn blitzte in
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