HISTORICAL WEIHNACHTEN Band 02
im Wald Holz schlagen.“
„Warum nicht?“ Er sah mit einem Lächeln auf.
„Weil deine Wunden noch nicht verheilt sind. Erst gestern Abend hast du mir gesagt, du hättest Schmerzen.“
„Ja. Hatte ich, bevor du mich mit deiner Heilsalbe eingerieben hast. Heute Morgen sind die Schmerzen fort.“
„Wirklich?“
Er nickte und sah, wie das Lächeln in ihre Augen zurückkehrte.
Die anderen nahmen ihre Plätze am Tisch ein und aßen.
„Wohin gehst du heute, Mädchen?“ Ihr Vater wischte mit einem Stück Brot den Rest des Haferbreis aus.
„Ich muss ins Dorf und der Witwe Chisholm etwas von meiner Salbe bringen. Und dann reite ich über die Hochwiese, um nach Wild zu suchen.“
„Wenn du deinen Bogen und deine Pfeile hierlassen würdest, könnte ich Brock zum Jagen mit in den Wald nehmen“, erklärte Morgan, an Lindsay gewandt.
„Aber deine Schulter …“
Er legte seine Hand auf die ihre, und sie verstummte. „Ich bin stark genug, einen Bogen zu spannen, Lindsay. Und man hat mir beigebracht, ein wahres Ziel zu haben.“
Sie errötete und bemerkte, dass die anderen sie beobachteten.
Hastig senkte sie den Kopf und wich seinem Blick aus. „Ich nehme meinen Dolch. Du kannst Bogen und Pfeile haben. Aber du darfst diese Wunde nicht zu sehr belasten, oder sie wird wieder bluten.“
Er lächelte verschmitzt. „Ich werde daran denken.“
Von seinem Platz am Tisch sah Gordon Douglas zu und lauschte. Er war verblüfft, wie sich seine Tochter vor seinen Augen veränderte. Und dieser dreiste junge Krieger auch. Sie fühlten sich zueinander hingezogen, das war nicht zu leugnen.
Er wurde an einen anderen Krieger erinnert, der sein Herz an ein reizendes Mädchen mit feurig leuchtenden Haaren und lachenden grünen Augen verloren hatte. Immer, wenn er Lindsay ansah, sah er ihre Mutter in ihr. Deshalb konnte er gut verstehen, warum Morgan McLarin verzaubert war. Vor so vielen Jahren war ihm das Gleiche passiert. Und bis zu diesem Tag hatte sein Herz den Verlust seiner über alles geliebten Frau nicht verwunden.
„Du hättest es sehen sollen, Lindsay.“ Brocks Augen leuchteten vor Freude, als die Familie sich an diesem Abend hinsetzte, um frisches Wildbret zu genießen. „Morgan hat mir gezeigt, wie man die Fährten auf dem Boden liest. Allein aus den Abdrücken kann er den Unterschied zwischen einem Reh und einem Hirsch herauslesen, und wie groß das Rudel ist. Wir sind den Spuren des Rudels gefolgt und fanden es in einem kleinen Tal. Morgan hat gesagt, dass ein Jäger Geduld haben muss. Deshalb versteckten wir uns hinter einem Baum, bis der Hirsch den Kopf senkte, um zu fressen. Und dann zielte Morgan und erlegte ihn mit einem einzigen Pfeil.“
„Ich wäre so gern dabei gewesen“, sagte Gwen zwischen zwei Bissen.
Morgan wandte sich ihr mit einem raschen Lächeln zu. „Das nächste Mal nehme ich dich auch mit, Gwen.“
„Wirklich?“ Das kleine Mädchen strahlte über das ganze Gesicht, während sie zuende aß.
„Wie war dein Tag, Mädchen?“ Douglas hob fragend die Braue zu seiner Tochter hin, die seit ihrer Rückkehr aus dem Dorf seltsam still war. „Hast du der Witwe Chisholm deine Salbe gegeben?“
„Ja. Und sie war so dankbar, dass sie darauf bestand, mir ein Nest mit Wachteleiern zu schenken, das sie in den Wiesen gefunden hat. Zwölf Eier lagen darin.“
Der alte Mann lächelte. „Wieder etwas, um damit zu handeln. Was hast du dafür bekommen, Mädchen?“
„Keiner wollte tauschen. Außer Heywood.“
Schlagartig wurden die anderen still, als der Name fiel.
„Was hat er dir gegeben?“, fragte ihr Vater.
Sie starrte auf ihren Teller. Das Essen hatte plötzlich seinen Reiz verloren. „Er sagte, die Witwe Chisholm hätte das Nest vor mehr als einer Woche gefunden und hätte selbst versucht, es bei ihm einzutauschen, bevor sie es mir gab. Er meinte, die Eier wären jetzt wahrscheinlich schon verfault, und dass er mir nicht mehr als ein Hühnerei dafür geben kann.“
„Ein Ei für zwölf?“ Der alte Mann ballte die Hand zur Faust. „Heywood Drummond wird schlimmer als ein Dieb. Er weiß, dass ein harter Winter vor der Tür steht und unsere Not groß ist. Hatte er nichts anderes anzubieten?“
Lindsay erhob sich. Mit leiser Stimme sagte sie zu Gwen: „Kannst du den Abwasch allein erledigen, Kind?“
„Ja, Lindsay. Aber wo willst du hin?“
Sie machte Anstalten, zur Leiter zu gehen. „Ich glaube, ich gehe hinauf in mein Bett.“
Bevor sie den Fuß auf die erste Sprosse
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