HISTORICAL WEIHNACHTEN Band 02
Oberfläche brodelte und drohte, sie auf gefährliches Terrain zu locken.
Sie stand auf und entfernte sich ein paar Schritte von ihm. Ihre verwirrten Gedanken ließen sie nicht los. Lord Will folgte ihr.
Überlege nicht lange. Immer noch konnte sie den Kuss schmecken, den sie im dunklen Burggarten gewechselt hatten. Allein die Erinnerung weckte ein heißes Sehnen in ihr.
Überlege nicht lange. Wenn man nicht dachte … fühlte man. Will weckte so viele Gefühle in ihr.
Verlangen stieg in ihr auf. Das Verlangen, gehalten zu werden, sich sicher zu fühlen, geküsst und berührt zu werden. Von ihm.
Und dann umfassten seine Hände ihre Arme und drehten Olivia herum, bis sie dicht vor ihm stand.
Er blieb reglos stehen, selbst als sie den Blick hob und ihn ansah. Doch in seinen Augen lag ein brennendes Begehren. Olivia schwankte und rang nach Atem. Dann schloss sie den Abstand zwischen ihnen und beugte sich vor, bis ihr Mund den seinen berührte. Will reagierte nicht sofort. Vielleicht war er zu erschrocken. Vielleicht genoss er aber auch nur den Augenblick. Sie bewegte ihre Lippen, wie er es zuvor bei ihr getan hatte und wie ihre Instinkte es ihr eingaben.
Jetzt packte er sie und mit einem leisen Stöhnen, das ihr einen Schauer über den ganzen Körper jagte, küsste er sie leidenschaftlich. Der Kuss war das reinste Feuer. Ein Feuer, das sie verschlang, so wie sie es sich gewünscht hatte. Voller Wildheit erwiderte sie seine Küsse, grub die Finger in seine Haare, presste sich an ihn, bis sie ihn überall spürte.
Nach Atem ringend, riss Will sich los und presste die Stirn an ihre Stirn. „Olivia, lass mich zu dir kommen. Tue, was dein Herz sich wünscht.“
Was wünschte sich ihr Herz? Liebe? Lust? Eine Lust, die sie zu einem falschen Vertrauen verleiten würde?
Niemals würde Will sie verletzen wollen . Sie war überzeugt, dass er ein guter Mensch war. Was aber, wenn er keine andere Wahl hatte? Lieber Gott, es war wirklich eine schreckliche Bürde, die sie da trug! Tat sie den falschen Schritt, war ihr Leben verwirkt, aber der kleine Stephen hätte am meisten zu leiden.
Der Gedanke an das Kind wirkte auf ihre Leidenschaft so ernüchternd wie ein kalter Guss Wasser.
„Olivia, bist du in irgendeiner Gefahr?“
„Ja“, antwortete sie aufrichtig.
„Ich werde dich beschützen. Das schwöre ich.“
„Welch gedankenlose Prahlerei“, sagte sie vorwurfsvoll, während er sie bestürzt ansah.
Rasch bemühte er sich zu verbergen, wie sehr sie ihn gekränkt hatte. „Eine Prahlerei, zu der ich stehen werde.“
„Was, wenn ich eine Mörderin bin?“, erwiderte sie herausfordernd.
„Dann würde ich annehmen, dass du für den Mord deine Gründe gehabt hast.“
„Was, wenn ich eine Diebin bin? Was, wenn ich Euch bestohlen habe?“
„Dann würde ich dir vergeben.“
Mit einem Mal konnte sie seine Aufrichtigkeit nicht länger ertragen, die sie regelrecht schmerzte, und flüchtete sich in eine sichere Distanz zu ihm. „Und was, wenn ich mich vor einem Ehemann verstecke? Würdet Ihr mich zu ihm zurückschicken, Mylord? Oder würdet Ihr riskieren, gehängt zu werden, indem Ihr Euch gegen das Gesetz stellt und mir Schutz bietet?“
Wie erstarrt stand er da, knirschte mit den Zähnen und richtete den Blick zur Decke. „Das bist du also? Eine davongelaufene Ehefrau?“
Jetzt ging sie zu ihm und wartete, bis er sie ansah. „Nein. Aber vielleicht bin ich etwas Schlimmeres. Wollt Ihr es immer noch wissen?“
„Ja“, antwortete er mit plötzlicher Leidenschaft und packte sie bei den Schultern. „Ja.“
Olivia zuckte zusammen und sah auf die Stelle, wo seine Finger sich in ihr Fleisch gruben. Ein seltsamer Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Sie dachte an den feinen Stoff des Gewandes und dass er den Abdruck noch bewahren würde, wenn Will sie schon längst losgelassen hätte.
Das Kleid erinnerte sie an Malorie. Auch wenn es in niederträchtiger Absicht geschehen war, hatte Malorie die Wahrheit gesagt. Lord Will war ein Mann, der die Liebe liebte, ein wankelmütiger Mann, der sich seinen Leidenschaften hingab. Er war aufrichtig, aber nicht beständig. Er liebte nicht nur eine Frau. Das Interesse, das er heute für sie verspürte, konnte morgen sehr wohl schon wieder verflogen sein. Und ihr würde nur wenig bleiben, worauf sie sich verlassen konnte.
Mit einem Mal war sie sehr traurig. „Ich würde es Euch gerne erzählen. Ich würde es wirklich gerne. Aber ich werde es nicht tun.“ Entschieden fügte sie
Weitere Kostenlose Bücher