HISTORICAL WEIHNACHTEN Band 02
einverstanden bin. Aber ich denke, ich kann verstehen, warum Ihr diese Entscheidung für die richtige haltet. Ich hoffe nur, dass Ihr mit der Zeit eine andere Möglichkeit in Betracht ziehen könnt.“
Langsam drehte sie ihre Hand um und schloss die Finger um die seine. Sie hob den Blick und sah ihm in die Augen. „Ich danke Euch für Euer Verständnis, Mylord.“
Er lachte. Es war ein fast raues Lachen. „Ich bin nicht so großmütig, wie Ihr denkt. Es ist keine übergroße Tugend, die mich leitet, meine Liebe, sondern die einfache Tatsache, dass ich anscheinend nicht viel mehr tun kann als warten und hoffen.“
Seine Hand in der ihren und die Tatsache, dass er diese besonders liebevollen Worte aussprach – es war schon das zweite Mal, dass er so etwas tat –, verwirrten Olivia. Ihr wurde ganz schwindelig. Gott sei Dank wandte er sich ab, löste die Hand aus der ihren und widmete sich mit einer eher wohl überlegten Entschlossenheit wieder den Festlichkeiten. Olivia vermutete, dass er ebenso bewegt war wie sie.
Hätte sie doch nur sicher gewusst, dass es stimmte und nicht nur eine Täuschung ihres verzweifelten Herzens war.
Immer noch spürte sie die Wärme seiner Berührung an ihrer Hand. Sie bewegte die Finger und kämpfte mit all den sich überstürzenden Gedanken in ihrem Kopf. Allerdings konnte sie nicht behaupten, dass ihr die Art, wie die Dinge sich entwickelten, unangenehm war.
Ganz im Gegenteil.
8. KAPITEL
Alles war ruhig in den Burghöfen, als Olivia sich einige Zeit nach Mitternacht aus dem Saal schlich. Sie ging den vertrauten Pfad hinunter zu Johns und Marthas heimeliger Hütte.
Die Wärme, die sie heute Abend in Thalsburys Saal gefunden hatte, das Willkommen und die Akzeptanz der Leute, hatte sie wie ein warmes Bad genossen. Schon lange hatte sie sich nicht mehr so wohl gefühlt. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, dass ihr Leben aus den Fugen geraten war. Und doch waren es nur Monate.
Wie seltsam, wenn sie ausgerechnet hier Zufriedenheit fände. Nicht, dass Thalsbury kein annehmbarer Ort war, aber im Augenblick durchlebte sie die schlimmste Zeit ihres Lebens, und sie hatte alle Vorsicht über Bord geworfen und sich amüsiert !
Vermutlich machten Wills Aufmerksamkeiten sie leichtsinnig. War er denn nicht der erfahrene Liebhaber, der Bewunderer der Frauen, aber keiner, der für seine Treue bekannt war? Auch wenn sie sich immer wieder befahl, einen klaren Kopf zu bewahren, befürchtete sie, dass auch sie langsam zu den Betörten gehörte, die seinem Charme und seiner Freundlichkeit, seiner jungenhaft guten Laune und seiner kecken Frechheit erlagen.
Überlege nicht zu lange! Ja, sie würde ihrem Her zen folgen. Morgen würde sie ihm alles erzählen. Wenn sie sich nicht verbergen konnte – und das war jetzt auf Thalsbury natürlich nicht mehr möglich –, dann musste sie ihm die Wahrheit gestehen. Die Burg zu verlassen, wäre die andere Möglichkeit gewesen, und die stand natürlich außer Frage.
Auf ihr Klopfen öffnete John die Tür. „Ich weiß, es ist spät“, flüsterte Olivia. „Ich bin nur gekommen, um ihn kurz zu sehen.“ Auf Zehenspitzen näherte sie sich der grob gezimmerten Wiege, die neben Geans Strohsack aufgestellt war. Um sie und auch Martha, die in eine Decke gehüllt auf der anderen Seite der Feuermulde schlief, nicht zu stören, kauerte Olivia sich leise neben das Bett des Kindes.
Stephen lag auf dem Bauch und hatte die Beine angezogen, sodass sein Hinterteil aufragte. Sein winziges Gesicht hatte er zur Seite gedreht, und er spitzte den Mund, der nun einer Rosenknospe ähnelte.
Sie hatte ihn sehen, ihn betrachten müssen. Um zu wissen, dass sie das Richtige tat, hatte sie prüfen müssen, was ihr Herz fühlte.
Er war so schön. „Ich vermisse ihn“, sagte sie und streichelte die zarte Haut des Babys.
John legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. Seine Hand fühlte sich stark an, aber es war Will, nach dessen Halt sie sich sehnte.
Deshalb war sie einen Augenblick lang verwirrt, als sie aufblickte und ihn nur wenige Fuß entfernt in der Tür stehen sah, während sie und John bei dem geraubten Baby knieten.
Wills erste Reaktion war Wut – brennende, blinde Wut, denn jetzt war klar, welches Geheimnis Olivia hütete.
Er sah nur, wie sie sich über eine Wiege mit einem schlummernden Baby beugte, und einen Mann – dessen Gegenwart Will wahrnahm, ihm sonst aber kaum einen Blick schenkte – an ihrer Seite, der besorgt den Arm um sie legte. Das getreue
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