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Historical Weihnachten Band 6

Historical Weihnachten Band 6

Titel: Historical Weihnachten Band 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore , Suzanne Barclay , Deborah Simmons , Joanne Rock
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gedankenverloren einen Blick aus dem Fenster warf. Unten im Hof waren mehrere Leute versammelt; vor den Stallungen standen einige Edelmänner und unterhielten sich, und am Eingang zum Küchentrakt sprach Lady Giselle mit einer Gruppe von Menschen, die, ihrem bunten Planwagen nach zu urteilen, fahrende Gaukler oder Musiker waren.
    Es war unmöglich, dass Giselle Sir Myles, der gerade über den Hof zu den Ställen ging, nicht bemerkt hatte – die Frau und das Mädchen auf dem Planwagen zumindest starrten ihm nach, als hätten sie noch nie zuvor einen solchen Mann gesehen.
    Sir Wilfrids Nichte jedoch wandte nicht einmal den Kopf in seine Richtung. Was stimmte nur nicht mit dem Kind? Wer hatte ihr diese Flausen von einem freien Leben in den Kopf gesetzt? Wünschte sich denn nicht jede junge Frau, zu heiraten, und war nicht Sir Myles die Antwort auf alle Gebete? Es half nichts, er musste einmal ein ernstes Wort mit ihr sprechen.
    „Mary!“, brüllte er auf den Gang. „Leg Holz nach in meinem Gemach und schaffe mir Lady Giselle herbei!“

5. KAPITEL
    D ie Nachricht über das Eintreffen der Komödianten war für Giselle eine willkommene Ablenkung von den Gedanken, die immer noch um Sir Myles’ unerklärlich sprunghaftes Verhalten kreisten.
    Sie konnte nicht verstehen, warum er sie einerseits so hartnäckig verfolgte, wenn er sich andererseits über ihr Abkommen mit Sir Wilfrid so ärgerte. Genauso unerklärlich war ihr, warum er sich mit ihr auf eine Wette einließ, die zu gewinnen er wenig Hoffnung hatte.
    War er ein Spieler, der die Erregung des Risikos liebte, oder ein Schauspieler wie die Gaukler auf dem Hof, der nur vorgab, etwas zu wollen?
    Die fahrenden Leute standen vor dem Eingang zum Küchentrakt. Die Männer hatten die Schultern hochgezogen, die Hände tief in den Taschen, und traten von einem Bein aufs andere, wobei sie mit jedem Atemzug kleine weiße Wölkchen in die Luft stießen. Unter den Planen des bunten Wagens quollen Körbe und Säcke mit Hausrat hervor, und eine Frau saß oben auf dem Kutschbock, eingehüllt in eine alte Wolldecke, und stillte ihr Baby.
    Selbst Lady Katherine hatte hin und wieder einem Maskenspiel zugeschaut und sich dabei köstlich amüsiert – selbstverständlich nur, wenn es in der Vorführung eine Geschichte aus der Bibel zu sehen gab. Diese besondere Truppe kannte Giselle sehr gut, denn sie hatte oft auf der Burg von Lady Katherine gastiert. Ihr Anführer hieß Matthew Appleton, und sein jüngster Sohn Peter spielte mit seinen vierzehn Jahren alle Frauenrollen in den Stücken.
    Die beiden weiblichen Mitglieder der Truppe, Matthews Frau und seine Tochter, durften in der Öffentlichkeit nicht auftreten und kümmerten sich stattdessen um das Essen, wuschen die Kleidung, nähten die Kostüme und modellierten und bemalten die Masken.
    „Einen schönen Tag, Mylady“, rief Matthew und machte eine Verbeugung, die für einen Mann seines Alters noch überaus geschmeidig war. „Sie sieht wunderschön aus, nicht wahr, Martha? Und Ihr werdet bald eine glücklich verheiratete Frau sein, wie man hört.“
    „Von wem hast du das gehört?“, fragte Lady Giselle im Plauderton, ohne durchblicken zu lassen, wie sehr sie die Antwort interessierte.
    „Vom Bräutigam persönlich, von Sir Myles Buxton. Ein stattlicher Mann, möchte ich meinen, und von feinstem Adel.“
    „Also kennst du ihn?“
    „Wir haben oft für ihn gespielt, und es war immer sehr vergnüglich, Mylady“, schwärmte Matthew. „Ein freundlicher, wohltätiger Mann mit einem überwältigenden Sinn für Humor – verglichen mit den meisten anderen Adeligen.“
    Von welchem Myles Buxton mochte er wohl reden? Der, den Giselle kannte, war weder freundlich noch wohltätig noch humorvoll – oder zumindest hatte sie diese Eigenschaften noch nicht an ihm bemerkt.
    Martha Appleton spürte ihren Argwohn und sprang ihrem Mann zur Seite. „Doch, Mylady, Matthew hat recht. Kaum einer würde so laut über sich selbst lachen, wenn er auf der Bühne parodiert wird, und keiner ist so großzügig wie er!“
    „Sir Wilfrid wird euch auch großzügig entgelten, und wenn ihr möchtet, könnt ihr vor der Vorstellung gern an unserem Mahl im Festsaal teilnehmen“, entgegnete Lady Giselle.
    „Dafür bedanken wir uns sehr, Mylady, zumal uns das die Gelegenheit gibt, Eure Gäste aufmerksam zu studieren. Je besser wir sie kennen, desto besser können wir sie unterhalten …“
    Da auf einmal niemand mehr zuzuhören schien, schwieg Matthew

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