Historical Weihnachten Band 6
meine engste Freundin nicht. Es sieht so aus, als hätten ihnen ihre Männer jeden Kontakt zur Außenwelt verboten. Sie leben wie in einem goldenen Käfig, und ich möchte nicht genauso eingesperrt werden wie sie.“
Sir Myles lächelte verständnisvoll. „Das kann ich verstehen. Unter diesen Umständen wäre ich auch enttäuscht, verheiratet zu werden, noch bevor ich den ersten Schritt in die Freiheit machen konnte.“
„Ich war nicht nur enttäuscht, Sir Myles, ich war wütend. Und da ich weiß, dass das Gesetz es den Angehörigen verbietet, junge Damen gegen ihren Willen zu verheiraten, habe ich mit meinem Onkel einen Pakt geschlossen. Er hat mir versprochen, dass ich ablehnen kann, wenn ich es schaffe, die zwölf Tage zwischen Weihnachten und dem Dreikönigsfest selbstständig zu organisieren. Wenn ich die Pflichten der Burgherrin übernehmen kann, darf ich auch ihre Privilegien genießen.“
Sir Myles Buxton war ein unerschrockener Mann, der gelernt hatte, sich auf seinen Verstand ebenso zu verlassen wie auf seine Intuition. Dieses Selbstvertrauen verlieh ihm eine natürliche Autorität und die Fähigkeit, in jeder Situation zu überzeugen.
„Ihr seid also nach wie vor nicht bereit, mich zu heiraten?“, fragte er leise, beugte sich zu Giselle hinab, nahm sie in die Arme und küsste sie. Nicht lange genug, um von den Gefühlen überwältigt zu werden, die dieser Kuss in ihm erweckte, doch lange genug, um sie zu genießen.
„Entschuldigt, Mylady“, sagte er leise, „ich habe mich einen Augenblick hinreißen lassen von meiner …“
„Unverschämtheit?“, konterte Giselle und stieß ihn von sich. „Haltet Ihr mich für so naiv, dass ich einen aufrechten Mann nicht von einem schlechten Schauspieler unterscheiden kann? Und wenn Ihr der einzige Mann im ganzen Königreich wäret, ich würde Euch jetzt ganz bestimmt nicht mehr heiraten!“
Er war so verdattert, dass er nichts erwidern konnte, und sein Schweigen brachte Giselle nur noch mehr in Fahrt.
„Ich bin nicht die naive Jungfer, für die Ihr mich haltet. Glaubt Ihr ernsthaft, ich würde mich von Eurem Charme und Eurem guten Aussehen so beeindrucken lassen, dass ich meine kostbare Freiheit aufgebe?“
Für wen hältst du dich, Junge? Lady Giselle hörte sich an wie sein Vater, sein unnachgiebiger, kalter, strenger Vater, der ihn immer unterdrückt und wie einen Versager behandelt hatte. Wie ein Fluch lastete diese Erinnerung auf ihm, aber er war nicht länger gewillt, sich von ihr ängstigen zu lassen.
„Was Ihr wollt oder nicht wollt, Mylady, spielt keine große Rolle“, sagte er barsch, fasste sie am Arm und riss sie wieder an sich. „Ich habe eine Vereinbarung mit Eurem Onkel, und ich werde darauf bestehen, dass sie eingehalten wird. Niemand wagt es, mich abzuweisen, niemand!“
Giselle blickte auf seine Hand, und schuldbewusst ließ er sie wieder los. „Es wäre das Beste für Euch, wenn Ihr versuchen würdet, die Sache zu verstehen. Sowohl für Euren Onkel als auch für mich bringt diese Verbindung Vorteile, auf die keiner von uns verzichten will.“
„Und Gefühle spielen dabei überhaupt keine Rolle? Wie stellt Ihr Euch eine Ehe ohne Liebe vor oder ohne Achtung voreinander? Eines kann ich Euch versichern, Sir Myles, jemanden, der so selbstverliebt ist wie Ihr, könnte ich niemals respektieren!“
„Als ich Euch eben geküsst habe, habe ich allerdings einen ganz anderen Eindruck gewonnen.“ Er näherte sich ihrem Gesicht und bannte sie mit einem Blick, der ihr zutiefst unangenehm war. „Ihr wollt also keinen Mann heiraten, den Ihr nicht liebt? Nun gut, meine hochnäsige junge Lady, dann verspreche ich Euch, dass Ihr mich lieben werdet. Mit Leidenschaft . Dass Ihr Euch nach mir verzehren werdet, noch bevor das Dreikönigsfest gekommen ist.“
Sie sah ihm tief und grimmig in die Augen, und sie fixierten einander mit starrem Blick, wie zwei Wölfe, die bereit sind, ihr Territorium mit Zähnen und Klauen zu verteidigen. „Was soll das sein? Eine Wette? Eine Kampfansage?“
„Wenn Ihr so wollt, Mylady, bitte.“
„Dann seht Euch vor. Es könnte nämlich sein, dass Ihr verliert. Und was dann? Verzichtet Ihr auf die Heirat?“
Einen Augenblick lang bereute Myles, dass er sich so weit vorgewagt hatte, aber er war nicht der Mann, der klein beigab. Nicht vor seinem Vater und nicht vor Lady Giselle. Als er nichts sagte, setzte sie nach: „Und nehmt zur Kenntnis, dass die Voraussetzungen für Euch äußerst ungünstig sind. Ich
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