Historical Weihnachtsband Band 4
kaum erwarten, es ihr zu geben. Noch nie hatte er sich so sehr auf Weihnachten gefreut wie in jenem Jahr.
Doch dann hatte es sich als das schlimmste Weihnachtsfest seines Lebens erwiesen.
Er und Addie hatten ihre Geschenke ausgetauscht, und alles war vollkommen gewesen. Bis sein Vater ihm am zweiten Weihnachtstag eröffnet hatte, dass er und Addies Vater beschlossen hatten, aus Sebastian und Grace ein Paar zu machen. So würden zwei einflussreiche Familien, deren Ländereien noch dazu aneinandergrenzten, auf die vollkommenste Weise vereint werden.
Sebastian war zu entsetzt gewesen, um Einwände zu erheben. Und er hatte bisher auch noch nie gegen die Wünsche seines Vaters aufbegehrt. Sein ganzes Leben hatte man ihn dazu erzogen, nichts vor Ehre und Pflicht zu stellen. Im jugendlichen Alter von vierzehn wäre es ihm daher nie in den Sinn gekommen, seinem Vater zu widersprechen.
Auch Addie war am selben Tag von dem Willen ihrer Väter in Kenntnis gesetzt worden, und zu Sebastians Entsetzen entstand eine nie gekannte Verlegenheit zwischen ihnen. In den folgenden Jahren hatte er vorgegeben, alles wäre in bester Ordnung, ging Addie aber geflissentlich aus dem Weg, wann immer er konnte. Nur seinen Gefühlen für sie konnte er nicht entfliehen, die noch stärker zu werden schienen, je mehr er sich bemühte, sie zu unterdrücken. In seiner Verzweiflung war er der Royal Navy beigetreten, sobald er die Zeit in Eton abgeschlossen hatte, nur um Addie nicht begegnen zu müssen. Nach einer Weile, so hatte er gehofft, würde seine Liebe für sie schwächer werden.
Doch er hatte sich getäuscht.
Stattdessen wuchs seine Liebe so sehr, dass er sich schließlich hatte eingestehen müssen, wie völlig ohnmächtig er dagegen war. Die Zeit bei der Navy hatte aus ihm einen selbstbewussten, starken Mann gemacht, der entschlossen gewesen war, sich dem Befehl seines Vaters zu widersetzen und um die Frau zu werben, der seine Liebe gehörte. Sein Vater würde einfach begreifen müssen, dass er Addie liebte und Grace unmöglich heiraten konnte, für die er nur Zuneigung wie für eine kleine Schwester empfand. Sehr große Widerstände dürfte es eigentlich nicht geben, davon war Sebastian überzeugt gewesen, denn auch mit einer Heirat zwischen ihm und Addie würde das Band zwischen ihren Familien noch enger werden.
Doch seine Pläne waren auf die grausamste Weise fehlgeschlagen, denn an jenem diesem Weihnachtsfest war ihm klargeworden, dass Evan und Addie einander liebten – so fröhlich waren sie in der Gesellschaft des anderen, so glücklich lachten sie miteinander, so offensichtlich nahe standen sie einander. Sebastian musste erkennen, dass er zu spät gekommen war. Er hatte Addie verloren. An seinen eigenen Bruder.
Und danach, im vergangenen Dezember, hatte seine Mutter ihn kurz vor ihrem Tod gebeten, Grace zu heiraten. Während des Trauerjahrs hatte er sich immer wieder gesagt, er müsse tun, was von ihm erwartet wurde. Er hatte sein Bestes getan, Addie zu vergessen und sich in Grace zu verlieben. Doch es war ihm nicht gelungen. Also war er zu dem Schluss gekommen, dass er, sosehr er seinen Vater damit auch enttäuschen würde, Grace einfach nicht heiraten konnte. Nicht, wenn er ihre Schwester liebte. Es wäre weder ihm selbst noch Grace gegenüber fair, die einen Gatten verdient hatte, der sie von ganzem Herzen liebte. Einen solchen Mann zu finden, würde sicherlich nicht schwierig sein. Sebastian wusste zwar nicht, wer dieser Mann sein würde. Er wusste nur, dass er selbst es nicht sein konnte. Zwischen ihm und Grace funkte es nicht, das hatten sie beide bei einem unschuldigen Kuss in den Ställen letzte Weihnachten erkannt.
Um seinem Vater nicht das Fest zu verderben, wollte er bis zum nächsten Tag damit warten, ihm seine Entscheidung mitzuteilen. Wenn er Glück hatte, würde Evan bis dahin bereits um Addie angehalten haben und damit den Schlag für seinen Vater mildern.
Evan würde um Addie anhalten ... der Gedanke daran ließ Sebastian regelrecht zusammenzucken. Lieber Himmel, läge dieses Weihnachtsfest doch nur schon hinter ihm!
In diesem Moment drehte Addie sich zu ihm um, als spürte sie seine Nähe, und ihre Blicke trafen sich. Die Zeit schien stillzustehen. Sebastian stellte sich vor, wie er entschlossen und ohne sich um die Meinung der Menge zu kümmern auf Addie zuschritt, sie in die Arme riss und küsste, bis sie keine Luft mehr bekam. In seiner Vorstellung hieß sie ihn willkommen, als würde auch sie ihn
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