Hitzeflimmern
Unterton.
„Du hast gefragt. Es tut sowieso nichts zur Sache. Es hat nichts damit zu tun“, sagte sie.
„Oh, das glaube ich dir“, erwiderte er sarkastisch. „Ich werde es einrichten, dass die Kleinen in fünf Wochen wieder zu mir kommen, ok?“
„Wenn sie wieder so verwildert zurückkommen, dann können wir das so nicht machen. Ich habe vier Stunden gebraucht, um sie nur ins Bett zu bekommen. Ständig sind sie wieder vorgekrochen gekommen“, erwiderte sie ernsthaft. „Wir wissen beide, dass es für sie schwierig ist, aber das kannst du nicht lösen, indem du ihnen alles erlaubst. Sie brauchen Konstanten. Regelmässig ins Bett, klare Richtlinien fürs Spielen und Fernsehen.“
„Ich werde darauf achten. Wenn ich sie einfach ein Wochenende hätte und mich ständig um sie kümmern könnte, wäre es einfach. Aber es liegen eben ein paar Stunden Flug zwischen uns“, meinte er.
„Ich weiss. Denk an die Konstanten“, widerholte sie.
Abends nach acht tauchte ohne ersichtlichen Grund Zoya auf. Sie gab sich desinteressiert und legte sich mit ihrem IPod zum Schwimmbad, als erweise sie ihm mit ihrer Präsenz einen Gefallen. Karl war zuvor ausgiebig laufen gewesen und hatte gerade geduscht. Jetzt speicherte er seine Emails ab und ordnete Adressen und Zahlungen, die er seit Christelles Verschwinden selbst besorgen musste. Er stiess auf eine ganze Reihe von Dingen, welche er mit ihr besprechen musste und er begann sich auszurechnen, ob es sich lohnte, alleine in dem grossen Haus zu bleiben, oder ob er sich besser ein kleineres Domizil suchte. Seine Laune war mässig und er blickte viel aus dem Fenster, wo Zoya sich hingebungsvoll dem Nichtstun widmete.
Es war Hochsommer und die Hitze des Tages hielt an, obgleich die Sonne bereits sank. Das Schwimmbad glitzerte nicht mehr wie vor wenigen Stunden, sondern nahm eine faszinierend durchscheinende Farbe an. Während er zwischen seinen verschiedenen Konten hin und her klickte und seine Finanzlage für die Zukunft überschlug, kam ihm Zoyas ungeregeltes Dasein so befreit vor. So ohne Verantwortung. Ohne Verpflichtung.
Sie streifte um das Wasser herum und liess sich dann vom Rand her in den Pool gleiten. Als sie unter Wasser sank, stiegen von ihrem braunen Haar kleine Bläschen auf. Sie glitt durchs Wasser und legte sich mit den Armen auf den Rand, die Beine vor sich ausgestreckt. Sie war sogar zu träge um zu schwimmen.
Schliesslich schaltete er den Computer aus und ging langsam durch den Garten. Seit ihrem Einzug vor drei Jahren war die zunächst sehr offene Anlage etwas zugewachsen und der Rasen schien dichter. Die harten Winter hatten den mediterran anmutenden Bodenplatten zugesetzt, doch die Liegestühle und Sonnenschirme gaben ein gewisses sommerliches Flair.
Zoya hatte sich wieder hingelegt und breitete ihr Haar zum Trocknen aus. Sie legte ihr knallviolettes Bikinioberteil ab und liess es achtlos auf den Boden fallen. Als er hinzutrat, sagte sie schmollend in ihrem brüchigen Englisch: „Mir ist kalt.“
Er zuckte mit den Schultern. „Dann geh nach drinnen.“
„Kannst du meinen Rücken trocknen?“
„Sicher.“
Als er sich an den Rand der Liege setzte und mit dem Tuch ihren schmalen Rücken abtupfte, räkelte sie sich, als bestimme seine Berührung ihre Bewegungen. Sie stützte sich auf die Ellbogen, den Kopf vornüber gebeugt, und als er seine Hand über ihre Seite zur Brust streichen liess, seufzte sie auf.
„Du kannst noch was mit mir machen“, sagte sie und wand sich auf den Rücken.
„Komm mit nach drinnen“, sagte er und seine Stimme klang heiser.
Ihre Hände benutzte sie wie Krallen und ihr Griff war zu Zeiten roh. Sie lud ihn ein, rücksichtslos zu sein. Sie liess ihn wissen, dass sie keine Schranken setzte und ihr Stöhnen war laut und kehlig.
Es brachte ihn fast um den Verstand, so verführt zu werden. Es war ihm so neu, nicht nach etwas zu fragen, sondern angeboten zu bekommen. Ihre Hemmungslosigkeit und ihre animalischen Erregung verführten, lockten und zogen ihn in Schwerelosigkeit, so dass alle Grenzen ihrer Körper verflossen. Sie waren nur noch Sex.
„Du hast nichts was ich mag!“ rief Zoya beim Durchstöbern der Getränke.
Karl schüttelte mit geschlossenen Augen den Kopf. „Lass mich schlafen“, murmelte er.
„Hast du nur Wodka?“ fragte sie von der Türe seines Schlafzimmers her.
„Was möchtest du denn?“ fragte er und blickte zu ihr auf, wie sie nackt in der Tür stand.
„Martini“, sagte sie
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