Hitzkopf
rein.“
Hatte Loretta draußen vor der Tür irgendetwas hören können? Hatte er etwas … falsches... gesagt?
Ihre Augen waren verquollen und ihre Hände zitterten. „Ich wollte euch nicht bei eurem gemütlichen Männerabend überfallen.“
Griff verschluckte sich. Die Stelle auf seinem Rücken, auf der eben noch Dantes Gesicht geruht hatte, fühlte sich an, als stünde sie in Flammen. „Ähm.“
Dante übernahm, ohne mit der Wimper zu zucken. „Wir haben über Geschäftliches geredet. Ich hab, ähm, ein Projekt in das ich investiert habe und Griff findet, dass es ein dämlicher Schachzug war.“
Loretta hörte nicht wirklich zu, als ihr Bruder ihr etwas erzählte, das viel zu dicht an der Wahrheit war. Sie machte sich auf den Weg Richtung Essensgeruch und die Jungs folgten ihr. Nicole wand sich in ihren Armen. Sie war inzwischen zu groß, um weiterhin so durch die Gegend manövriert zu werden.
Loretta und ihr Mann hatten sich vermutlich mal wieder über's Telefon gestritten. Er arbeitete als Zivilist für das Militär, war zurzeit in Bagdad stationiert und Loretta hasste es, dass er so oft fort war. Allerdings brachte der Job gutes Geld und der Auftrag stand kurz vor seinem Ende. Sie planten, sich ein Haus mit genügend Zimmern für ihre wachsende Familie zu kaufen. Wenn er nicht vorher von einer Bombe zu Matsch verarbeitet wurde. Sie hatte sicherlich genügend Gründe, um aufgebracht zu sein.
Im dunklen Flur, der am noch unfertigen Esszimmer vorbeiführte, zappelte sich Nicole schließlich auf den Boden und nahm Dantes Hand. Sie alle folgten Loretta in die von Dampfschwaden vernebelte Küche.
„Esst ihr Idioten Fischköpfe? Ekelhaft!“ Der Ausdruck des Grauens auf Lorettas Gesicht hatte theatralische Züge angenommen, als sich ihre Korkenzieherlocken wild um ihr tragisches, maskaraverschmiertes Gesicht kringelten.
Jede Kleinigkeit konnte bei Loretta überzogene, verrückte Reaktionen hervorrufen. Sie benutzte Wutausbrüche wie ein Beruhigungsmittel. Griff fand es irgendwie liebenswert, aber er wusste, dass ihre hysterischen Anwandlungen die Familie in den Wahnsinn trieb. Für ganze zwei Sekunden befürchtete Griff tatsächlich, dass sie ihren Mund öffnen und eine verrückte Arie über Fischköpfe singen könnte, während sie ein Hackebeil durch die Küche ihres Bruders schwang. Er unterdrückte das Lächeln, das sich über sein Gesicht stehlen wollte.
„Was!?“ Loretta drehte sich mit weit aufgerissenen Augen um, um Griff einen vernichtenden, halb verrückten Blick zuzuwerfen, ganz so, als stünde sie mit einem gehörnten Helm über ihre braune Mähne gestülpt auf der Bühne des Metropolitan Opernhauses, während ein Palast aus Fischköpfen um sie herum niederbrannte.
Griff konnte nicht anders, als laut aufzulachen. „Nichts, nichts. Nein. Wir essen die Köpfe nicht. Dein Bruder macht die Brühe für den Eintopf.“
Dante rührte mit einem hölzernen Löffel um und warf eine handvoll schwarze Pfefferkörner dazu. „Cioppino. Oder Cacciucco, je nachdem, welches Dorf. Gemischte Fischsuppe. Nonna hat sie immer gemacht.“
Griff nickte ihr, mit noch immer glühenden Wangen, zu. „Billig und lecker. Es ist eines meiner absoluten Favoriten. Wenn dein Bruder Cioppino macht, lässt er mich grundsätzlich rüberkommen und den Gifttest machen. Ausführlich.“ Er versuchte zu lächeln, so dass der lahme Witz ankommen würde und er sich endlich wieder wie ein normaler Mensch fühlen konnte.
„Klingt, als wär's saumäßig nervig. Wer kocht so lange?“ Schlussendlich stellte Loretta ihre enorme Handtasche auf einem Stuhl ab und beugte sich über den Topf und die Sautépfanne, um einen tiefen Atemzug von dem würzigen Aroma aufzunehmen: Zitrone und Pfeffer. Nicole zappelte, rutschte praktisch an ihrer Vorderseite herunter und landete mit ihren kurzen Beinen auf dem Boden.
„Cioppino ist Meeresfrüchte für arme Leute. Fischreste eigentlich. Und Krabben. Olivenöl. Fenchel. Tomate. Knoblauch. Und eine handvoll obergeheimer Kleinkram.“ Dantes Mund war so schnell wie seine Hände, die die Zutaten zusammenfügten. Und das bedeutete einiges. Die Pfanne begann zu zischen, als er die gewürfelten Zwiebeln zur Mischung gab.
„Du bist so verdammt irritierend.“ Loretta verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Von uns allen bist du der einzige, der kochen kann und du bist der heißeste - und du bist ein Kerl.“
Griff wusste, dass das ihr wunder Punkt war. „Das liegt an der Feuerwache. Dante
Weitere Kostenlose Bücher