Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hochgefickt

Titel: Hochgefickt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie Bergdoll
Vom Netzwerk:
das erste Mal live ausprobiert haben? Der geht morgen raus an alle Radiostationen, das wird der Spätsommerhit – und rate, wer ihn geschrieben hat! Nicht Finn, sondern Sebi! Der Typ ist das Ticket in die First-Class-Loge – und er schickt schon Rosen hierher!«
    Das schien mein schlechtes Gewissen noch nicht zu überzeugen, moralinsaures Gegenhalten war die Reaktion:
    »Ja, weil der arme Kerl nicht merkt, dass es nicht um ihn, sondern um seine Position geht. Wie mies ist das denn bitteschön, dem Gefühle vorzugaukeln?«
    So wollte ich mich natürlich gar nicht sehen, also wehrte sich die Lina in mir gegen diese Sichtweise:
    »Ach, wo lebst du denn? Wenn man so argumentiert, kann man direkt reihenweise Standesämter dicht machen. Das ist ganz einfach ein faires Geschäft: er kriegt einen Schub für sein Selbstbewusstsein, du deinen Platz als Star-Freundin.«
    »Und du glaubst wirklich, dass du diesen Platz genießen kannst …?«
    So eine innere Moralinstanz kann ganz schön nerven …
    »Warum denn nicht, du Spaßbremse?!«
    »Weil es nie ungestraft bleibt, kaltblütig mit Gefühlen zu spielen … so was rächt sich dann in den Bereichen ›Selbstrespekt‹ und ›Spaß am Sex‹.«
    Na super … es musste doch irgendeine Möglichkeit geben, das auch ohne diese blöden Nebenwirkungen gut hinzukriegen, oder?
    »Hat meine innere Stimme außer Klugscheißerei vielleicht auch was Konstruktives zu bieten?!«
    »Natürlich. Wenn du es gut hinkriegen willst, musst du dich einfach ehrlich auf das Gute konzentrieren!«
    Ich trocknete mich ab und dachte nach, wie mir diese Glückskeks-Weisheit weiterhelfen könnte. Selbstverachtung und freudloser Sex waren nun wirklich keine erstrebenswerten Aussichten für mein Vorhaben, daher musste ich mich wappnen. Der Rat, mich »auf das Gute« zu konzentrieren, kam mir ja eigentlich sehr entgegen, denn dass das Leben im Allgemeinen mehr Spaß macht, wenn man das Glas halbvoll statt halbleer sieht, hatten mir Günther und Renate immer deutlich vermittelt.
    Vielleicht würde sich eine konsequent positive Grundhaltung ja auch für die Besänftigung von Gewissensbissen nutzen lassen, und somit beschloss ich, mich ernsthaft auf Sebis Vorzüge zu konzentrieren, nicht nur auf die seiner Position.
    Die folgenden Tage verbrachten wir viel Zeit miteinander, und Sebi machte es mir nicht schwer, ihn wirklich zu mögen. Man konnte sich tatsächlich ganz gut mit ihm unterhalten, und wenn er Dinge erzählte, tat er das nicht nur angenehm reflektiert, sondern auch durchaus kurzweilig. Damit schaffte er es sogar, dass ich mich nach zwei Tagen schon so an seinen S-Sprachfehler gewöhnt hatte, dass ich in der Lage war, ihn zu überhören. Überhaupt war er schlichtweg nett, er war zuvorkommend, belesen und bemüht, alles richtig zu machen. Leider machten ihn all diese Faktoren trotzdem noch nicht sexy, und auch wenn ich ihn als Mensch mittlerweile ehrlich gut fand, konnte ich mir noch nicht vorstellen, wie es sein würde, mit jemandem zu schlafen, der mich körperlich überhaupt nicht anzog. Das würde mal eine wirklich neue sexuelle Erfahrung werden. Denn es macht einfach mehr Spaß, einen Orgasmus zu haben, als ihn nur vorzuspielen, da bin ich sehr egoistisch.
    Fünf Tage nach den Rosen war für die gemeinsame Abendgestaltung des Off-Days ein romantisches Abendessen geplant, und es war mir klar, dass ich die sexuelle Komponente jetzt ins Spiel bringen musste, wenn ich seine feste Freundin werden wollte. Das war mein Ziel, aber um meine innere Abwehrhaltung beim Gedanken an Körpernahkontakt mit ihm aufzuweichen, suchte ich zunehmend verzweifelt etwas, was ihn mir sexuell attraktiv erscheinen lassen könnte. Während des Essens bediente ich mich daher erst mal der urmännlichen Taktik, mir das Gegenüber schön zu trinken und damit die eigene Libido zu schüren. Nach dem dritten Glas Weißwein funktionierte das aber leider immer noch nicht; und obwohl ich eigentlich recht trinkfest bin, wusste ich, dass ich diese Menge an Alkohol, die anscheinend für das Auge nötig wäre, nicht überstehen würde, ohne mich übergeben zu müssen. In meinem angetrunkenen Zustand testete ich, ob ich die Augen noch schließen konnte, ohne dass sich alles drehte. Erfreut stellte ich fest, dass trotz des Schön-Trink-Versuchs eine Taktikänderung auf »Augen zu und durch« noch gut möglich war.
    Nachdem Sebi die Rechung bezahlt hatte, traten wir vor die Tür.
    »Sollen wir zu Fuß zum Hotel zurückgehen? Der Himmel

Weitere Kostenlose Bücher