Hochgefickt
Gesundheitszustand auch stets nach der privaten Situation zu fragen. Schließlich waren wir trotz dreieinhalb Jahren Beziehung immer noch ein unverheiratetes Paar, womit die Hochzeits-Frage über die Jahre kontinuierlich an Running-Gag-Qualitäten gewonnen hatte. Umso dankbarer wurden daher natürlich Ralfs aktuelle, überraschend konkrete Statements aufgenommen – »Sicher ist es bald an der Zeit, endlich mal Nägel mit Köpfen zu machen. Wir haben halt beide viel zu tun, da ist es eben manchmal schwer, den richtigen Moment für einen Antrag abzupassen – aber den passenden Ring dafür habe ich schon. Seien Sie also unbesorgt, Sie werden es erfahren!« – und ausgeschlachtet: »SZIBUDA: ENDLICH BALD HOCHZEIT?«
Innerhalb der Nationalmannschaft gab es aber auch reichlich Eigendynamik, denn bei allem kameradschaftlichen Sportsgeist waren Dinge wie Neid, Diventum und Gerede trotzdem ausgeprägter vorhanden, als man sich das vorstellen konnte, wenn man die freundlich dreinblickenden Jungs auf den Duplo- und Panini-Sammelbildchen betrachtete. Und genau auf diesem zwischenmenschlichen Treibsand wagte Ralf sein Tänzchen, nachdem Jens und ich Ende Oktober mit unseren Vorbereitungen für Phase 2 komplett durch waren und ihm endlich unser »GO!« für seinen Teil von Phase 1 gegeben hatten: Ralf erzählte nämlich daraufhin einigen sorgsam ausgewählten Kollegen im freundschaftlichen Vertrauen von Zweifeln, die ihn gerade jetzt in dieser Lebensphase quälten: Zweifel in Bezug auf die sexuelle Treue seiner scharfen Freundin, die er doch endlich bald heiraten möchte; Zweifel, die ihn so verrückt gemacht haben, dass er sogar einen Privatdetektiv angeheuert hatte, um Lina hinterherzuspionieren, und noch viel schlimmere Zweifel, die ihm jetzt fast den Schädel zerspringen ließen, weil dieser Detektiv nun tatsächlich Bilder abgeliefert hatte, die ausreichend Interpretationsspielraum boten.
»Und weil ich jetzt so verwirrt bin und Angst habe, dass ich nicht mehr objektiv urteile, bitte ich dich: Guck du dir doch mal diese Fotos an und sag mir bitte ganz offen, was du davon hältst!«
Nach dieser Einleitung zeigte Ralf dann fünf seiner Kollegen – jeweils mit der Bitte um Rat »und vor allem: Verschwiegenheit!« – eine kleine Auswahl der von Jens geschossenen angeblichen Detektivfotos. Eigentlich waren das alles recht harmlose, aber halt doch sehr leicht falsch zu deutende Fotos, die Jens bereits bei den ersten Geschäftstreffen in den zwei bis drei Wochen nach Lady Dis Beerdigung gemacht hatte – heimlich natürlich: Lina Legrand mit der Konzerngröße Herrn Krug beim Businesslunch auf der Kö (dank des Blickwinkels schien er mir neckisch den Hals zu küssen, obwohl ich ihn in Wirklichkeit nur aus seriösen zwanzig Zentimetern Abstand an dem Parfum schnuppern ließ, das ich an dem Tag aufgelegt hatte); Lina Legrand mit Tom Kosly vertraut lachend, scherzend und allgemein recht touchy (mit meiner tätschelnden Hand auf seinem Arm, um ihm zu bestätigen, wie toll seine Idee war, den TV-Titelsong auch für die Parfumwerbung zu nehmen, sowie vor dem Tonstudio beim Begrüßungs- und Abschiedsküsschen rechts und links, was auf den Bildern aber alles deutlich verfänglicher aussah); Lina Legrand sichtlich angetrunken und in inniger Umarmung mit dem Regisseur des Mega-TV-Spektakels (ein Schnappschuss von der Abschlussparty, als ich mich morgens um fünf von ihm verabschiedete und wir uns einfach nur kollegial und herzlich beieinander für die gute Zusammenarbeit bedankten); Lina Legrand mit dem Sendersultan, wie sie Haare drehend angeregt mit ihm plaudert, während er seine Grabschgriffel dreist auf ihrer Taille platzierte (wie er es immer tat); Lina Legrand Arm in Arm mit dem neuen Marketingchef des Fernsehsenders in der Lobby eines Hotels in den Lift steigend (dabei geleitete er mich nur stützend zum Aufzug, weil ich umgeknickt war und mir anscheinend böse den Knöchel verknackst hatte); und als Bonus gab es auf Rezas besonderen Wunsch hin auch noch ein Foto, wo man Lina Legrand hinter nur halb zugezogenen Lamellen sieht, mit nacktem Oberkörper vor Reza stehend, während er mit seinen großen Händen an ihre Brüste greift. Das Foto entstand nach dem gemeinsamen Abendessen in der Eifel, als Ralf und Reza nach Sichtung der ersten Bilder ihre Mitarbeit für Phase 1 zugesichert hatten. Bis Reza sich dann aber tatsächlich traute, meinen Busen fotogen anzufassen, brauchte er reichlich Kirschwasser und gezielten
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