Hochgefickt
in dem ich kurz die Luft anhielt, und brachte mich dadurch ziemlich aus dem Konzept.
»Hä? Was? Bist du verrückt? Ich will mich doch nicht von dir trennen. Im Gegenteil, ich will dich mehr denn je!!«
Nun war auch er irritiert: »Aber wozu dann das dramatische ›Ich muss mit dir reden‹?«
»Weil ich schwanger bin.« Geschafft.
»Wir kriegen ein Kind?«, fragte er und hörte sich dabei doch bedeutend besser gelaunt an, als ich erwartet hatte.
»Wenn wir das möchten …«
»Möchtest du das denn?«, hakte er nach.
Ich nickte. »Ja, möchte ich schon, aber …«
Bevor ich mein »aber« ausführen konnte, umarmte er mich freudestrahlend: »Das ist ja wunderbar, wir kriegen ein Kind!«
Mit einer solch uneingeschränkt positiven Reaktion hatte ich nicht gerechnet und war dementsprechend gerührt über seine Begeisterung, aber nachdem ich ihm die wenigen mir bekannten Eckdaten zur Schwangerschaft mitgeteilt hatte – dieses Kind war definitiv in Amsterdam entstanden, und nächste Woche hatte ich einen Termin beim Gynäkologen, um Genaueres zu erfahren –, galt es trotzdem, ein paar Dinge zu klären. Und so musste ich doch noch mal mein »aber« aufgreifen: »Aber ich will dieses Kind nur, wenn du damit klar kommst, dass ich nicht als Lina Legrand eine Familie mit dir gründen möchte. Kannst du dir ein Leben nur mit mir und ohne Lina Legrand überhaupt vorstellen?«
Er hatte die ganze schizophrene Lina-Jacqueline-Schiene zwar gut weggesteckt in den letzten Wochen und Monaten, aber jetzt runzelte er doch die Stirn:
»Naja, verliebt hab ich mich ja sowieso in die Frau hinter dem Kunstprodukt, und die abgebrühte Medienbratze Lina Legrand find ich ja nach wie vor eh ziemlich doof, daher würde ich sie wohl kaum vermissen … Aber du glaubst doch nicht im Ernst, dass du einfach sagen kannst: ›So, liebe Öffentlichkeit, ich hab jetzt keine Lust mehr auf das ganze Lina-Bohei, ich zieh mich jetzt einfach mal ins Private zurück!?‹ Da geht die Wühlerei ja erst richtig los, so gut solltest du die Medienwelt doch kennen. Die lassen dich doch dann nicht einfach in Ruhe, nur weil du das plötzlich möchtest!«
»Ja, das sehe ich genauso, und was noch dazukommt: Ich will auch Ralf nicht reinreiten, der soll in der Öffentlichkeit sein Gesicht wahren können, das bin ich ihm schuldig«, stimmte ich Jens zu. »Aber genau deswegen habe ich mir einen Plan überlegt, wie man die ganze Lina-Legrand-Nummer vor dem Ende noch mal so richtig ausschlachten könnte, um sich dann geschmeidig im Ausland zur Ruhe zu setzen und unerkannt ein glückliches Familienleben ohne materielle Sorgen zu leben.«
»Na, das muss ja ein Plan sein …« Jens klang amüsiert.
»Ja, ich weiß, extrem irre – und wenn überhaupt, kann das auch nur hinhauen, wenn alle mitziehen: du, Ralf, Sabine, meine Eltern und Reza.«
»Wer ist Reza?«, fragte er irritiert.
»Ralfs Mann. Aber lass uns jetzt erst mal rauf in deine Wohnung gehen, da erklär ich dir alles in Ruhe. Außerdem will ich unser Wiedersehen doch angemessen feiern …!«, grinste ich und gab ihm einen Kuss.
»Und nicht nur das!«, grinste er zurück.
Am darauffolgenden Wochenende fuhren Jens und ich das erste Mal gemeinsam in die Eifel. Ralf und Reza hatten uns zum Essen eingeladen, und ich war sehr froh, dass sich alle Beteiligten direkt sehr sympathisch waren, das wertete ich als ein gutes Vorzeichen. Im Laufe der Woche waren außerdem einige geschäftliche Termine ganz gut vonstatten gegangen, die ich direkt angeleiert hatte, als ich meinen Schwangerschaftstest positiv gepinkelt und daraufhin den Plan ausgetüftelt hatte: zum einen ein Treffen mit der Düsseldorfer Konzerngröße, dem netten Herr Krug, der vor zwei Jahren die 2-in-1-Kampagne abgenickt hatte, und der mir gegenüber immer noch ein gutes Maß an Dankbarkeit dafür empfand, dass ich Ralf mit ins Boot geholt hatte. Denn dass sie sich mit dem Zweijahresvertrag für ihren Werbeträger image- und marketingtechnisch Teilhabe an einem weiteren Meistertitel, einem EM-Sieg, sowie einem Champions-League-Triumph gesichert hatten, war für das Unternehmen ein echter Glücksfall gewesen. Dieser Stein im Brett, den ich dadurch bei Herrn Krug hatte, bescherte mir daher sowohl einen sehr zeitnahen Termin zum Businesslunch auf der Kö, als auch ein sehr offenes Ohr für meine neue Idee: eine Lina-Legrand-Parfumkreation.
»Das sollte ein Duft sein für die selbstbewusste Frau, die ihren eigenen Weg geht und sich nicht als
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