Hochgefickt
erstaunlicherweise auch immer funktioniert, wenn sie sich was in ihrem kleinen blonden Köpfchen ausgedacht hat … aber diesmal, da hat das alles ja noch mal eine ganz andere Dimension. Daher würde mich interessieren: Was sagst du denn eigentlich zu ihrem Plan, Jens?«
Es war klar, dass er mit dieser Nachfrage zu meinem Plan nicht den Teil mit der CD und dem Parfum in der kombinierten Ostereier-Geschenkverpackung meinte, und ich musste sehr grinsen, denn genau einen solchen Einstieg ins Thema hatte ich Jens prophezeit. Daher erntete ich von ihm auch erst mal ein amüsiertes Zwinkern, bevor er Ralf antwortete: »Sagen wir mal so: Ich halte ihren Plan zwar für ziemlich überdreht und schon im Kern total durchgeknallt – aber genau deswegen muss ich ihm wahrscheinlich ein gutes Maß an Erfolgschancen einräumen. Das Gute an dem Ganzen ist ja wenigstens, dass man unterschiedliche Phasen hat, die aufeinander aufbauen, da kann man die einzelnen Module auf dem Weg ja noch mal feinjustieren. Ob man das dann auch alles tatsächlich und in aller Konsequenz bis zum Ende durchzieht, sei mal dahingestellt, aber was Phase 1 angeht, bin ich sehr optimistisch, die Bilder sind nämlich echt gut geworden!«
»Du hast schon Fotos gemacht?«, fragten Ralf und Reza wie aus einem Munde.
»Na klar«, klinkte ich mich ein, »die Zeit drängt doch! Außerdem hast du doch schon nächste Woche das Treffen im Trainingslager mit dem Sport-Bild -Fritzen, oder nicht?«
»Ja schon, aber …«, fing Ralf an, war dann aber schnell abgelenkt durch die Bilder, die ich parallel zu unserer Konversation aus meiner Tasche gekramt und in die Tischmitte gelegt hatte, »… was zum Teufel?! Das glaub ich nicht, wie habt ihr das denn hinbekommen?«
»Och, alles nur ’ne Frage von Licht, klaren Regieanweisungen und dem richtigen Winkel …«, stapelte Jens tief, während Ralf gemeinsam mit Reza auf die Fotos starrte und sie kopfschüttelnd zwischen Lachen und Entsetzen schwankten.
»Und das sind ja erst die harmlosen Fotos für Phase 1!«, stellte Reza mit ehrlicher Anerkennung in der Stimme fest. Das war der Moment, in dem ich Jens zuzwinkerte, weil ich wusste: Ralf und Reza sind dabei, Phase 1 ist damit definitiv in trockenen Tüchern. Jetzt fing der Spaß erst richtig an. Mögen die Spiele beginnen!
16
Ralfs Zweifel
(September / Oktober 1997)
Der September war bis weit in den Oktober hinein logistisch eine echte Herausforderung, es war nämlich nun dringend nötig, viele wirklich wichtige Dinge gleichzeitig passieren zu lassen. Die geschäftlichen Pläne mussten vertraglich festgezurrt und abgesichert werden, bei und nach diesen Terminen galt es nebenher auch noch geschickt und vorausschauend eindeutige Situationen zu arrangieren, und diese für Phase 2 – die für November und Dezember geplant war – fotografisch zu dokumentieren. Zudem wollten wir ja bald auch der Presse perfekt getimt ein paar Zückerchen präsentieren, und auf die daraus resultierenden Schlagzeilen musste auch dem weiteren Vorhaben angemessen reagiert werden. Und als wären all diese verdammt vielschichtigen Vorbereitungen, die Schäfchen zuerst ordentlich zu vermehren und dann langfristig sicher ins Trockene zu kriegen, noch nicht genug, mussten Bald-Oma und -Opa Renate und Günther nach ihrer Rückkehr aus Italien auch erst einmal auf den aktuellen Stand der Dinge gebracht werden.
Der Teil des Plans, der meinen Vater übrigens erstaunlicherweise fassungslos machte, war ausgerechnet meine Bitte, für mich ein schönes, großes Wildschwein zu schießen – nach Jahren meines Augenverdrehens bezüglich seines Waidmanntums. Ansonsten reagierten Renate und Günther genauso cool, loyal und großartig, wie es zu erwarten gewesen war, und freuten sich riesig auf das nächste Große-Abenteuer, nämlich Großeltern zu werden – auch wenn es in ihrem Fall bis dahin wirklich noch weitaus abenteuerlicher werden sollte als gemeinhin üblich.
Doch der Reihe nach: Parallel zu meinen Meetings, die ich zum Anleiern des duften Rundummarketingkonzepts absolvierte und bei denen Jens für reichlich weiteres Fotomaterial sorgte (dazu später mehr), hatte Ralf in den Wochen nach dem Pärchen-Abendessen einige Trainings- und Pressetermine mit der Nationalmannschaft. Immerhin stand im folgenden Jahr mal wieder eine WM an, und zwar als amtierender Europameister.
Im Rahmen dieser Interviews ließen es sich die Reporter natürlich nicht entgehen, den Helden-Ralf neben seinem
Weitere Kostenlose Bücher