Hochgefickt
fotografiert, bei einer Voruntersuchung zu meiner nächsten Brust-OP, und wegen diesen Bildern präsentiert man ihn dann als potentiellen Liebhaber, das ist doch unglaublich!«
Mit einer solchen Rechtfertigungs-Aktion, bei der wir wirklich jedes einzelne der abgedruckten Bilder und den dazugehörigen Verdacht derart ausführlich mit schön verkrampftem Nachdruck zu entkräften versuchten, machten wir uns rational betrachtet allerdings natürlich erst recht der Lüge verdächtig – und genau das war schließlich Teil des Plans. Zudem hatten mir in den letzten Jahren schon genug Menschen zwar widerwillig, aber eben dennoch schauspielerisches Talent attestieren müssen, da reichte das für diese Momentaufnahme vor ein paar Klatschkolumnisten und Societyreporterinnen sicherlich allemal.
Dass Sabine zusätzlich zu unserer Inszenierung bei Wiederholung solcher Unterstellungen mit richtig teuren Klagen drohte, tat sicherlich auch sein Übriges dazu, nach unserem Gepolter und den Richtigstellungen erst mal Ruhe zu haben vor der Presse und weiteren Nachforschungen. Dadurch konnte ich ganz entspannt die ersten Muster für meine Schwangerschaftskollektion nähen lassen, wir machten zu viert (Ralf, Reza, Jens und ich) noch ein paar Tage Urlaub in Paris, und abgesehen von all diesen wunderbaren Nebeneffekten ließ sich durch diese Art der Berichterstattungssperre auch das von der Bunten sofort angefragte exklusive Homestory-Versöhnungs-Paarinterview preislich noch schön nach oben treiben.
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Rückblick, Teil 1:
Vorbereitungen für Phase 2
(September / Oktober 1997)
Damit keine Missverständnisse entstehen: Es ist ja mitnichten so, dass ich keinerlei Skrupel gehabt hätte. Zwar barg mein kaltschnäuziger Plan große Erfolgschancen, aber von der moralischen Seite her betrachtet war das Ganze nicht unbedingt das Szenario, das Rückschlüsse auf positive Charaktereigenschaften nahelegte oder Pluspunkte auf dem Karmakonto anhäufte. Die Öffentlichkeit anzulügen war eine Sache, aber hier ging es zusätzlich auch darum, Einzelpersonen auf wirklich unfeine Art und Weise hinters Licht zu führen. Und obwohl es sich im Rahmen dieser (sprechen wir es ruhig mal aus) kriminellen Machenschaften juristisch größtenteils um Grauzonen handelte: Was Jens und ich in den sieben Wochen zwischen dem Pärchenabend in der Eifel (14.09.1997) und der Pressekonferenz (03.11.1997) an schamlosen Schweinereien initiierten, war de facto unter aller Sau – und zwar so richtig.
Allerdings muss man zu unserer Ehrenrettung sagen, dass die letztendlich Betroffenen es uns durch ihr Verhalten wirklich nicht schwer machten, unsere Skrupel und sonstige berechtigte Bedenken einfach über Bord zu werfen. Zu einem Zeitpunkt, zu dem man zwar theoretisch schon bestens präpariert war, besagte Vorbereitungen für Phase 2 zu treffen, aber in der Praxis durchaus noch zögerte, das alles auch wirklich durchzuziehen, schien tatsächlich das Schicksal zuerst sanft, dann jedoch recht bestimmt Starthilfe zu geben: Denn bereits bei dem ersten Zusammentreffen mit dem neuen Marketingchef des Senders (in dem ich nach einigem Überlegen das hyperaktive Dickerchen im Businessoutfit wiedererkannte, das sich damals noch als Assistent eines Möbelhausmagnaten auf der 10-Jahres-Feier des Senders ungalant in das Gespräch zwischen »dem Kosly« und mir eingeklinkt hatte) entpuppte sich selbiger als ein Paradearschloch erster Klasse.
Eigentlich war dieser kinnlose Klops bei diesem Treffen in Düsseldorf überhaupt nur anwesend, weil der Senderchef selbst durch eine Verabredung mit unserem Bundeskanzler leider verhindert war, das Projekt »Parfum zum Mehrteiler« mit Hern Krug, dessen Mitarbeitern und meiner Wenigkeit an diesem Tag weiter voranzutreiben – also sollte ihn der neue Marketingchef eben dort vertreten. Dass dieser während des Geschäftsessens kontinuierlich selbstherrlich so tat, als sei die ganze Idee der Crossover-Promotion auf seinem Mist gewachsen, konnte ich ja noch wegstecken, zumal Herr Krug mir zwischendurch verschwörerisch zuzwinkerte, als ich dezent die Augen verdrehte. Aber als der geschäftliche Teil der Veranstaltung vorbei war und Herr Krug und seine Männer sich eilig verabschiedeten, weil sie noch die letzte Maschine nach Paris erreichen mussten, drehte Marketing-Mike mit den geschätzten 1,3 Promille, die er sich während des Essens unprofessionell angetrunken hatte, erst so richtig auf: »Und zum Dank dafür, dass ich das Parfum auch in der
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