Hochgefickt
Zuspruch von Ralf, Jens und mir.
Der Plan, sich mit »Geheimnissen« an die größten Klatschbasen zu wenden, ging nicht nur auf dem Raucherhof der Mädchenschule in der Eifel oder im »Salon Renate« auf, sondern bei unserer Versuchsanordnung ebenso gut und schnell im Kader der Nationalmannschaft. Denn wer auch immer von diesen fünf »im freundschaftlichen Vertrauen« um Rat gefragten Kollegen es gewesen war: Ralfs Wahl erwies sich als schlicht hervorragend.
Mindestens einer dieser sorgsam ausgewählten Sportsfreunde sorgte nämlich tatsächlich mit dem sehr unsportlichen Diebstahl (!) der Bilder aus Ralfs Trainingstasche recht schnell dafür, dass wir am ersten Novemberwochenende nach längerer Pause mal wieder eine richtig fette Frontschlagzeile bei der Bild am Sonntag hatten: »TRAUMPAAR: KRISE! Trennung statt Hochzeit?« Im Innenteil auf zwei Doppelseiten dann viele weitere Großbuchstaben, passend zu den abgedruckten Fotos: »AUSWÄRTSSPIELE – BETRÜGT SIE IHREN SCHÖNEN FUSSBALL-HELDEN? ROTE KARTE FÜR LUDER-LINA?«
Damit waren die Rollen in diesem Spektakel sofort klar verteilt, auch wenn ich ehrlich überrascht war, wie schnell mein alter Spitzname wieder auftauchte. Trotzdem lief Phase 1 bis jetzt grandios nach Plan, und damit das so blieb, galt mein erster Anruf an diesem Sonntag der mittlerweile auch eingeweihten Sabine, die die juristische Keule mit aller Macht schwingen, Gegendarstellungen erzwingen und uns eine eigene Pressekonferenz zur Richtigstellung organisieren sollte. Schließlich ging es ja hierbei nicht nur um Ralf und mich, sondern auch um weitere Personen des öffentlichen Lebens, die auf solch unverschämte Verleumdungen durchaus empfindlich reagieren können. So was kann man daher ja nicht einfach unkommentiert im Raum stehen lassen. Allerdings sollte Sabine sich noch ein bisschen Zeit lassen, denn natürlich mussten auch alle anderen, leider nur an Wochentagen erscheinenden Boulevardzeitungen noch die faire Gelegenheit erhalten, auf den »KRISE! BETRUG! TRENNUNG?«-Zug aufzuspringen, und so wurde die Pressekonferenz für Montagmorgen 11.30 Uhr angesetzt.
Das Interesse an dieser Pressekonferenz war dementsprechend rege, und Ralf und ich traten in einem Kölner Hotel demonstrativ Händchen haltend vor gut und gerne vierzig Reporter (zu denen auch vier verschiedene TV-Teams gehörten), um ihnen eine Standpauke zu halten, die sich gewaschen hatte. Nach ein paar einleitenden Worten von Sabine schilderte Ralf ein echtes Verschwörungsszenario: Wie man ihn mit gezielt gestreuten Gerüchten so weit gegen mich aufgehetzt habe, dass er sich dummerweise tatsächlich hatte hinreißen lassen, einen Privatdetektiv anzuheuern; wie schamlose Menschen in seinem Umfeld sein Vertrauen und seine Bitte um Rat ganz massiv missbraucht und diese unseligen Detektiv-Fotos der Presse zugespielt hätten und wie die Medien dann wiederum ohne Rücksicht auf Verluste und vor allem ohne Nachfrage bei den Beteiligten ihre falschen Rückschlüsse einfach als Fakten präsentiert haben. Und das alles natürlich, bevor er ein privates, klärendes Gespräch mit mir führen und die letztlich lächerlichen Fotos vernichten konnte.
Er spielte das wütende Opfer übler Nachrede und neidischer Intrigen glaubwürdig und großartig, darüber hinaus entschuldigte er sich öffentlich bei mir und bat mich hochoffiziell um Verzeihung dafür, dass er sich Misstrauen habe einreden lassen und mir dadurch solch üble Verleumdungen beschert hatte. (Ralf war eigentlich sogar dafür gewesen, mir während der PK den Heiratsantrag zu machen, aber das hatten wir dann gemeinsam als »zu dick aufgetragen« doch wieder verworfen.)
Ich gab als Gegenstück die gute, grundanständige und von den bösartigen Darstellungen in den Medien tief gekränkte, liebende Frau, die sich ebenfalls entschuldigen wollte – vor allem bei den unbeteiligten Dritten und deren Angehörigen, die sich nun aufgrund beruflicher Termine mit mir genauso schuld- und grundlos wie ich selbst diesen infamen Unterstellungen ausgesetzt sahen, einen äußerst unmoralischen Lebenswandel zu führen und dem Helden Hörner aufgesetzt zu haben. Und um in diesem Zusammenhang »auch wirklich jeden Zweifel zu zerstreuen und meine Ehre und die der Beteiligten wiederherzustellen«, legte ich der versammelten Presse aufgebracht und detailliert die tatsächlichen Hintergrundsituationen zu den einzelnen Fotos dar: »… oder genauso absurd: Da wird sogar mein Hauschirurg heimlich
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