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Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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sollte der Zitherer eine ganz bestimmte Rolle spielen. Aber, sagen Sie mal ganz ehrlich: Bin ich wirklich einer, der ein kleines, unbewaffnetes Männchen grundlos mit einer Zithersaite erdrosselt? Aber wenn ich dadurch in Ihrer Achtung steige – dann bin ich halt der, der das gemacht hat.
    »Nein, das bist du nicht«, sagte Maria Schmalfuß und ließ den Brief sinken.
    »Machen Sie sich keine Gedanken, Maria«, sagte Jennerwein und steckte den Brief wieder in den Umschlag. »Mehr können wir nicht tun. Wir wissen, dass Manfred Penck weder den Neujahrsanschlag noch den Anschlag auf den Zither Beppi begangen hat. Irgendwann wird das auch die Staatsanwältin begreifen.«
    »Meinen Sie?«
    »Ja, das meine ich. Gehen Sie noch mit ins Pinocchio?«
    Maria antwortete nicht gleich.
    »Ganz privat, keine Sorge«, sagte Jennerwein, der ihr Zögern bemerkt hatte. »Ohne irgendwelche dienstlichen Hintergedanken.«
    »Wirklich?«
    »Versprochen.«
    Jetzt wäre eine gute Gelegenheit, ihm alles zu beichten, dachte Maria, als sie das Restaurant betraten.

    In der Bäckerei Krusti war die Schlange schon wieder einmal endlos lang. Es gab
Jailhouse-
Semmeln (mit einer eingebackenen Feile). Toni Harrigl war da, auch der Glasermeister Pröbstl, der Pfarrer und der Schlossermeister Wollschon – die ganze Bagage, die jeden Nachmittag hier herumlungerte. Nur der Manfred Penck war nicht da, und die meisten hatten es ja schon immer gewusst, dass mit dem etwas nicht stimmte.
    »Trotzdem Prost!«, sagte der Apotheker Blaschek, der jetzt zum ersten Intellektuellen am Stammtisch aufgerückt war.
     
    Ein paar Meter weiter an einem Cafétischchen steckten Franz Hölleisen und Kevin die Köpfe zusammen. Das Treffen zwischen dem Polizeiobermeister und dem Mitglied der Raskolnikoff-Gang vom wissenschaftspropädeutischen Seminar »Alpspitz-Projekt« hatte einen Hauch von Konspiration.
    »Was hast du damit vor?«, fragte Hölleisen.
    »Weiß nicht, das wollte ich Sie als Bullen fragen.«
    »Du solltest eher einen Rechtsanwalt fragen.«
    »Mein Vater ist Rechtsanwalt, da frage ich lieber einen Bullen, der sich mit Fußball auskennt.«
    »Wenn du es zu früh verrätst, dann ändern sie vermutlich einfach die Regeln.«
    »Ja schon. Aber ich könnte die Idee doch an die deutsche Nationalmannschaft verkaufen.«
    »Und wie willst du an die rankommen?«
    »Sie haben doch die Kontakte. In die VIP -Lounge, zur Fußballprominenz. Sie kennen den Beckenbauer. Und den Netzer. Und alle.«
    »Und was soll ich da machen? Soll ich jemanden erpressen?«
    Hölleisen las den kleinen Zettel nochmals.
    Ein Fußballspieler wirft regelgerecht ein, möglichst auf Höhe des gegnerischen Strafraums, und möglichst weit in Richtung des gegnerischen Tors. Während der Ball in der Luft ist, bilden ein paar seiner Teamkollegen einen Kreis, in den der eingeworfene Ball fällt. Diese Spieler fassen sich an den Händen, drehen sich im Kreis und bilden so eine uneinnehmbare Festung. (Sie kicken den Ball hin und her, um nicht wegen Sperren ohne Ball abgepfiffen zu werden.) So schmuggeln sie sich mit dem Ball ins Tor, ohne dass dies irgendein gegnerischer Spieler im Rahmen der Fußballregeln verhindern könnte.
    Hölleisen hatte inzwischen sogar einen Bundesligaschiedsrichter befragt. Auch der hatte keine Spielregel gefunden, die diese Vorgehensweise verbot.
    »Also gut«, sagte er. »Ich versuche einmal, an den Kaiser heranzukommen.«

    Als Dr. Maria Schmalfuß den ersten Schluck Wein getrunken hatte, schämte sie sich wieder fürchterlich. Sie beschloss, die
kleine Episode zu verschweigen, die ihr nach der Verhaftung von Wong, nach der Einweisung von Penck und nach der Beerdigung von Shan wieder eingefallen war: Der Zettel! Vier Jeans lagen in ihrem Schrank, vier frisch gewaschene Jeans, und sie wusch ihre Jeans immer selbst. Vier Jeans, und in einer steckte ein Zettel mit einem Namen, einer Adresse und einer Telefonnummer. Eine Handschriftenprobe von Manfred Penck. Diese Jeans war inzwischen fünfmal gewaschen worden, und der Zettel war rein und weiß. Gut, Hansjochen Becker hätte vielleicht noch Spuren entdeckt, aber was nützte das jetzt. Ganz am Anfang hätte eine Schriftprobe des Marders die Ermittlungen vorangebracht!
    »Auf ein perfektes Profiling!«, sagte Kommissar Jennerwein und hob das Glas. »Ich meine das ganz ernst. Ohne Sie hätten wir es nie geschafft.«
    Irgendwann erzähle ich es ihm, dachte Maria. Irgendwann, wenn er vielleicht einmal mit dem herausrückt, was ihn

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