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Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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andere als eine Empfehlung für einen Personenschützer. Er hatte mit einigen der damals anwesenden Kollegen Kontakt aufgenommen, ein bisschen mit ihnen geplauscht und sie dann, nebenbei, so unauffällig wie möglich gefragt, ob ihnen etwas außer der Reihe aufgefallen wäre. Fehlanzeige. Niemand hatte etwas gesehen. Er hatte den Teppichfetzen aus der VIP -Lounge in einem Labor überprüfen lassen, die endgültigen Ergebnisse waren noch nicht da, aber der Chemiker hatte ihm schon mal gesagt, dass es tatsächlich Blutspuren auf dem Teppich waren, die ihm selbst damals als schwärzliche Verfärbung aufgefallen waren. Die Blutspuren konnten sogar von verschiedenen Personen stammen. Aber Jusuf hatte natürlich, anders als die
Polizei, keine Datenbank, mit der er die Spuren vergleichen konnte.
    Jusuf hatte gehört, dass es in der Umgebung der italienischen Mafia einen Verrückten gäbe, der ein Netz aufgebaut hatte, das in der ganzen Welt Blut, Speichel und Fingerabdrücke von prominenten Zeitgenossen sammelte. Man konnte diese Dinge dazu verwenden, falsche Spuren zu legen, politische Entscheidungen herbeizupressen, um so auf höchster Ebene in den Lauf der Welt einzugreifen. Jusuf nahm sich vor, diesen Österreicher (und ein solcher war es) zu kontaktieren.

16
    Rechner wurden heruntergefahren, Cinch-0,5-Genderchanger- XY 4-Stecker wurden herausgezogen, Kisten wurden geschleppt, Wagen wurden beladen und Hauptkommissar Hubertus Jennerwein ging ein wenig beiseite, um über eine Kleinigkeit nachzudenken, die ihm noch im Kopf herumspukte. Bevor er seinen Chef anrief, um den Fall endgültig abzuschließen, wollte er noch einer letzten Spur nachgehen.
     
    Er hatte schon am Morgen mit Maria telefoniert. Dr. Maria Schmalfuß war Polizeipsychologin und gehörte eigentlich mit zum Team. Man hatte sie nicht mitgenommen, weil der Fall zu vage schien. Jennerwein aber hatte Maria einen Auftrag gegeben. Jetzt rief er sie an, sie nahm schnell ab, sie hatte seinen Anruf schon erwartet.
    »Was haben Sie über Sørensen herausbekommen, Maria?«
    »Alles, Chef. Die dänischen Kollegen waren äußerst kooperativ. Åge Mikkel Sørensen, 24, abgeschlossene Ausbildung zum Sportlehrer, ledig, keine Freundin, keine Kinder, keine Drogen, keine Verstrickungen in Dopingskandale. Nicht vorbestraft, keine Kontakte zu irgendwelchen Halb- und Unterwelten. Wohnhaft in Skagen in Nordjütland, schuldenfreies Häuschen mit Blick aufs Meer. Eine stockbürgerliche Existenz.«
    »Es gibt also niemanden, der einen Grund hätte –«
    »Absolut niemanden, sieht man mal von seiner Mutter ab, die seine einzige Verwandte ist, und die im Falle von Åges Tod
eine stattliche Summe von der Sportlerversicherung kassieren würde.«
    »Eine Mutter, die mit einem Präzisionsgewehr quer durch Europa fährt, ihren einzigen Sohn beim Skispringen erschießt, um sich mit der Versicherungssumme in Nordjütland ein schönes Leben zu machen?«
    »Wohl eher auszuschließen. Auch sonst gibt es kein plausibles Motiv, Sørensen umzubringen. Aber –«
    Maria machte eine Pause. Jennerwein sah jetzt zu, wie Stengele und Schwattke von Schaulustigen genötigt wurden, für ein Urlaubsfoto zu posieren. Man war eben in einem Fremdenverkehrsort. Jennerwein hatte eine vage Ahnung, auf was Marias Aber hinauslaufen könnte.
    »Nun?«
    »Ich habe mir mal die Ergebnisse der großen internationalen Skisprung-Turniere in den letzten beiden Jahren angesehen, Chef. Bei solch einer luxuriösen Disziplin ist es wohl keine Überraschung, dass da immer wieder dieselben Namen auftauchen, vor allem ganz vorn an der Spitze.«
    »Ich frage mich sowieso, was an der Sportart überhaupt spannend sein soll.«
    »Unser bedauernswerter Musterdäne hat normalerweise nicht in der allerersten Liga mitgespielt«, fuhr Maria fort.
    »Ich weiß: Er ist glücklich ins Finale gekommen.«
    »Aber äußerst glücklich! Doch es gibt einen anderen Kandidaten, der normalerweise dabei gewesen wäre. Und ebenfalls nie ganz vorne mitgemischt hat. Ein Russe namens Juri Agassow, mit neununddreißig Jahren eigentlich schon zu alt fürs Springen, aber er ist ein harter Hund. Kein Wunder: Er hat seine Ausbildung an der Woroschilow-Militärakademie in Moskau absolviert.«
    Jennerwein wurde hellwach.
    »Militärakademie? Er war Soldat?«
    »Ja, er hatte dort den Rang eines Generaloberst. Und den kann man in dem Alter eigentlich nur haben, wenn man für das
Komitet Gossudarstwennoi Besopasnosti
gearbeitet hat.«
    »Also für den KGB

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