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Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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Prognose ist die: Die Fremdenverkehrsindustrie, die Sportverbände, der Staat und so weiter, sie alle werden natürlich alles tun, um die Alpspitze ohne Spitzelchen, die jetzt ein Symbol der Subversion geworden ist, wieder zu reparieren. Also werden die Behörden Gelder sammeln und das fehlende Spitzelchen wieder ersetzen. »
    »Und schon sind wir bei der dritten Stufe unseres Projekts«, sagte Mücke. »Landschaftsarchitekten bauen die Spitze wieder hin, der Berg bekommt eine Prothese, vom Augenschein her ist alles wie früher. Aber jeder
weiß
, dass es eine Prothese ist. Das Symbol der Subversion also bleibt bestehen, obwohl es beseitigt worden ist. Und das war genau unsere Absicht. Unsere Aktion wird man die nächsten Jahre, die nächsten Jahrzehnte, immer bewundern können. Das nenne ich subversive Nachhaltigkeit.«
    »Vierte und abschließende Stufe«, sagte der stille Kevin. »Da der Staat nichts mehr fürchtet als subversive Nachhaltigkeit, brauchen wir die Pläne gar nicht durchzuführen. Wir drohen nur damit. Tatbestand: Nötigung – § 240 St GB .«
    »Wie wollt ihr damit drohen?«, fragte Nicole. Sie war schon ein wenig entsetzt über den ernsthaften Eifer dieser Jugendlichen.
    »Wir haben die Pläne bis ins Kleinste ausgearbeitet«, sagte Mücke, »wir verschicken sie an Ämter und halten den Staat dadurch in einer Art gereizter Lauerstellung – das Endziel jeder Subversion!«
    »Habt ihr die Pläne wirklich verschickt?«, fragte Hölleisen.
    »Ja, auch das haben wir gemacht. Ans LKA , an die Staatsanwaltschaft München II .«
    »Und?«
    »Wir haben nicht mal eine Antwort bekommen«, sagte Eireen enttäuscht.
    »Das hätte ich euch gleich sagen können«, murmelte Nicole.
     
    »Ich bin nun nicht eben verschwenderisch mit guten Noten«, mischte sich die OStRin Ronge wieder ein, »aber sehen Sie, genau für diese Konsequenz, dass sie die Arbeiten sogar zum LKA geschickt haben, habe ich fünfzehn Punkte gegeben.«
    »Ich will euch nur darüber informieren, dass sich die Situation verändert hat«, sagte Hölleisen. »Ich weiß, dass ihr eigentlich nicht mit solchen Anschlägen sympathisiert. Aber es ist jetzt einer geschehen, und ich würde euch raten, aus der Schusslinie zu gehen. Eine Seminararbeit über ein riskantes Thema ist das eine – zwei Meter unter einer Lawine zu liegen das andere. Kapiert?«
    Die Schüler nickten, die Befragung war beendet, man ging hinaus. Nicole Schwattke machte auf dem Schulgang noch ein paar Versuche, ins Gespräch zu kommen, außerdienstlich, ganz privat, ganz locker, aber sie kam nicht so recht in Kontakt mit den Jugendlichen, sie war altersmäßig einfach noch zu nahe dran. Der stille Kevin trat zu Hölleisen.
    »Kennen Sie sich mit Fußball aus?«
    »Ein bisschen.«
    »Ich meine: mit den Regeln?«
    »Na ja, ich kenne die Regeln. Die sind ja nicht so furchtbar kompliziert. Euer Projekt ist komplizierter.«
    »Ich möchte Ihnen etwas zeigen. Es ist meine Idee. Zuerst wollte ich das zum Thema Subversion beitragen. Man könnte viel Kohle damit machen. Lesen Sie das mal.«
    Der Schüler, der sich Kevin nannte und bis in die letzte Kleinigkeit als Ted gestylt war, reichte Hölleisen ein Blatt, auf dem nicht mehr als zehn Zeilen Text standen. Hölleisen las den Text aufmerksam durch und pfiff durch die Zähne.
    »Willst du das mal verwenden?«
    »Vielleicht irgendwann mal.«
    »Das ist der wirkliche Sprengstoff. Ich rate dir eines: Behalte es für dich.«

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    »– ein optischer Resonator wirkt also wie ein Kammfilter, der bestimmte aufeinanderfolgende Frequenzen verstärkt oder abschwächt, so dass man sagen kann 2L = N λ, wobei λ für alle möglichen Wellenlängen gilt – Hallo! – Nicole! – Sind Sie noch dran? –«
    Hansjochen Becker schüttelte den Kopf.
    »Aufgelegt. Typisch Pflastertreter. Erst hektisch anrufen, interessiert tun, dann einfach auflegen, na so was!«
     
    Becker, die Brille und das Pinselchen hatten sich ins Hauptquartier zurückgezogen, ins Allerheiligste der Spurensicherer. Sie saßen dort in einem kleinen Raum um ein Tischchen herum. Sie schnupperten schweigend. Sie reichten das Blatt Papier und den Umschlag des Marders mit einer großen Pinzette weiter, führten sie nahe ans Gesicht, sie schlossen die Augen, und ihre Nasenflügel weiteten sich. Wenn man lediglich ihre Gesichter gesehen hätte, hätte man auf die verschwiegene Weinprobe eines südfranzösischen 600-Euro-Tröpfchens hinter verschlossenen Türen getippt.
    »Erstaunlich«, sagte

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