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Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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etwas leiser und nahm einen kräftigen Schluck aus dem frisch eingeschenkten Weißbierglas.
Sie prostete ihrem verstorbenen Mann Sylvester im Geiste zu und griff sich dann die saitlingsumhüllte, chamoisfarbene Köstlichkeit, auf die sie sich schon den ganzen Morgen gefreut hatte. Sie beugte sich leicht nach vorn, die Augen sehnsüchtig geöffnet – als sie ein infernalisches Krachen, ein apokalyptisches Bersten mitten in der Bewegung innehalten ließ. Ihr Herz blieb vor Schreck stehen, als ein mannsgroßer schwarzer Vogel auf sie zugeflogen kam, der durch das geschlossene Fenster gebrochen sein musste, denn Glassplitter flogen in der ganzen Stube herum und prasselten der Kreitmayerin ins Gesicht, noch bevor sie die Hände schützend vor die Augen halten konnte. Der große schwarze Vogel, bei dem die Kreitmayer Resi wie selbstverständlich davon ausging, dass es sich um den Gevatter Tod handelte, der sie jetzt holen kam, hatte weit aufgerissene Augen und eine schillernde, oben spitz zulaufende Haube. In der einen Klaue hielt der Vogel eine Sense, die eher wie eine Hacke aussah.
    »Hooooooooooooooit!!«, kreischte der Vogel und griff nach ihrer Hand. Ein bisschen mehr Zeit hätte sie sich schon gewünscht, die Resi, um sich auf ihren letzten Gast vorzubereiten – aber man kann es sich halt nicht aussuchen, dachte sie und presste noch ein kleines Stoßgebet hervor. Der Rest war Schweigen, großes, dunkles Schweigen.
     
    Das hatte niemand erwartet. Dass die Katastrophe unten im Tal eintreten würde, wo man die Blicke doch so aufmerksam nach oben gerichtet hatte. Ja, wenn der Marder dort oben in den Bergen zugeschlagen hätte! Die hilfsbereiten Bergwachtler lagen überall dort auf der Lauer, wo es etwas zu besteigen gab, jedes Gipfelkreuz mit Gipfelbuchkasten hatten sie im Blick, viele waren gleich droben geblieben in den Hütten und Unterkünften, manche hatten sogar Zelte aufgeschlagen, um diesen Verräter der Berge, diesen gemeinen Alpinschädling zu fassen.
Keiner von den Bergwachtlerischen wusste Genaueres über das Endziel des Einsatzes, aber alle hatten den Blick in die Höhe, himmelwärts, eben ins Blaue gerichtet. Und dann war es unten passiert. Die Nachricht auf die Vitrine vor dem Polizeirevier zu schreiben war alleine schon eine Frechheit, eine unverschämte Herausforderung der Polizei. Und dann war es auch noch eine Attacke auf
das
essbare Dingsymbol der Bayern: es war ein Anschlag auf die Weißwurst.
     
    Noch 2 Stunden und 13 Minuten bis zum Zwölfuhrläuten
     
    Ostler hatte sofort alle benachrichtigt, und innerhalb kürzester Zeit war das ganze Team vollständig versammelt. Nacheinander starrten sie ungläubig auf die Schrift an der staubigen Glasscheibe. Becker fotografierte, das Pinselchen pinselte, die Brille suchte den Boden nach Spuren ab. Das Spielfeld war abgesteckt, die Spielzeit vorgegeben, jetzt war es an Jennerwein, seine Mannschaft ins Feld zu schicken.
    »Allein können wir es in der vorgegebenen Zeit nicht schaffen, wir brauchen Verstärkung«, sagte der Kommissar und eröffnete damit die kürzeste Besprechung, die das Team je abgehalten hatte.
    »Die Bundeswehr?«, schlug Stengele vor.
    »Die wäre am besten für so eine Aktion ausgerüstet, aber die kriegen wir so schnell nicht hierher.«
    »Bundesgrenzschutz, GSG 9?«, fragte Maria.
    »Die sind zwar schnell da, aber wie diese Kameraden vorgehen, wissen wir alle: Die rücken mit einer kompletten Hubschrauberstaffel an, und bei der Panik, die dabei entsteht, gibt es zwanzig Tote, ganz ohne Botulin. Nein, wir müssen es anders machen. Wie viele Bürger wohnen hier im Ort?«
    »Knapp dreißigtausend«, sagte Hölleisen. »Zählt man die Touristen dazu: vierzig- oder fünfzigtausend.«
    »Wir bilden drei Angriffslinien«, entschied Jennerwein. »Die erste richtet sich auf die Metzgereien, die zweite auf die Gaststätten, die dritte auf die privaten Haushalte. Dann brauchen wir wie gesagt Helfer. Es müssen – erstens – ortskundige Helfer sein, die – zweitens – rasend schnell zu mobilisieren sind. Und die – drittens – gewohnt sind, anzupacken.«
    Vereine. Er will die Vereine einspannen, dachte Maria. Genial.
     
    Noch 1 Stunde und 57 Minuten bis zum Zwölfuhrläuten
     
    »Ostler«, fuhr der Kommissar fort, »Sie sind Mitglied im Volkstrachtenerhaltungsverein und kennen dort die Macher. Wählen Sie von denen ein paar aus und schicken Sie die in alle Metzgereien des Ortes. Erzählen Sie den Betreibern die wahre Geschichte, sie

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