Hochzeit Auf Griechisch
waren Sams Vormund, wodurch sie sich rechtlich im Vorteil befanden. Emotional gesehen waren sie sowieso im Vorteil, da sie Sam kannten und wussten, wie sie auf sein plötzliches Auftauchen in ihrem Leben reagieren würde. Naiv, wie er war, hatte er sich vorgestellt, dass er sie der Hölle entreißen und sie ihn mit offenen Armen empfangen würde. Zoe hatte ihm klargemacht, dass Sam ihm all die freudlosen Jahre in Pflegeheimen und Pflegefamilien möglicherweise ziemlich übel nahm. Wenn er darüber nachdachte, erschien ihm eine solche Reaktion durchaus verständlich.
Keine Vierzehnjährige wäre in der Lage, die Situation so rational zu betrachten, dass sie sofort vergeben und vergessen würde, egal, wie sehr er sich das wünschte. Und obwohl es durchaus möglich war, dass Zoe ihn mit ihrer Warnung vor Sams Abwehrmechanismen hatte entmutigen wollen, glaubte er kaum, dass sie bei einer so wichtigen Sache lügen würde.
Als Anwalt hatte er gelernt, Menschen zu beurteilen und seinem eigenen Instinkt zu vertrauen, und Zoe Costas schien, bei aller Exzentrik ihrer Familie, aufrichtig und ehrlich zu sein. Noch wichtiger: Es war offensichtlich, dass sie Sam liebte. Sie würde die Gefühle des Teenagers nicht aufs Spiel setzen. Das ging ihm nicht anders, und aus diesem Grund hatte er zugestimmt, seine Identität nicht übereilt zu enthüllen.
Eine Stunde, nachdem sie entdeckt hatte, wer er wirklich war, hatte der letzte Gast die Party verlassen. Nun saß nur noch die Familie im Wohnzimmer, eine große Gesellschaft: Elena und ihr Mann Nicholas, Zoes Zwillingsschwester Ari und ihr Mann Quinn, ein ehemaliger Polizist, Quinns bester Freund Connor Brendan und seine Verlobte Maria, Nicholas’ Schwester Kassie, die ein Diner namens „Paradeisos“ besaß, Elenas Schwester Dee und ihr Mann John … Die Liste ging weiter und weiter.
Auch der Affe hatte inzwischen mit seinem Trainer die Party verlassen. Allerdings nicht, ohne noch einmal seine Hosen runterzulassen und ein letztes Mal seinen nackten Hintern zu zeigen. Sam hatte dem Affen fünf Dollar zugesteckt und die gefaltete Banknote in das weiße Spitzenhöschen unter dem Kleid des Affen geklemmt. Spank hatte vor der Abfahrt die Kleidung gewechselt, so wie eine Braut vor der Abfahrt mit ihrem Bräutigam.
Ryan konnte diesen Tag noch immer nicht fassen. Wenn seine Familie die Vorführung des Affen gesehen hätte, wäre seine Mutter auf der Stelle in Ohnmacht gefallen und sein Vater hätte den Butler Hilton gerufen, um das Tier hinauszuwerfen. Die Einzige in der Familie, die das Spektakel genossen hätte, war Faith, und die war lange fort. Nur ihre Tochter war geblieben, ihr Erbe und ein Zeugnis ihres freien Geistes.
Auch mit der riesigen Familie um sich spürte er, dass die Überraschungen keineswegs vorbei waren. Es gab nicht genug Stühle für alle, doch das schien niemanden zu kümmern, und obwohl er allen Frauen seinen Platz anbot, lehnten sie ab. Er sei der Gast , sagten sie ihm. Er wusste, dass sie Sozialarbeiter meinten und sich von ihrer besten Seite präsentierten.
Nur Sam schien sich seiner Anwesenheit nicht bewusst zu sein. Sie sprang von einer Person zur anderen und bettelte um Hinweise auf ihr Geburtstagsgeschenk. Niemand ging auf das Thema ein, sodass sowohl Sam als auch Ryan weiter im Dunkeln tappten.
Ohne Vorwarnung ertönte plötzlich ein Trommelwirbel. Als Ryan sich umdrehte, sah er Nicholas, der auf einem Paar kleiner Trommeln spielte, um die Spannung zu steigern.
„Los, ich will es sehen!“, sagte Sam. Ihre Vorfreude war spürbar und ansteckend.
Sogar Ryan zog sich der Magen vor ungewohnter Aufregung zusammen. Das aufregendste Geburtstagsgeschenk, das ihm seine Eltern gemacht hatten, war ein Sparfonds gewesen. Immerhin hatte es Onkel Russ gegeben, den Bruder seines Vaters, der für die Geschenke zuständig gewesen war, die ein Kind brauchte, wie etwa ein Fahrrad oder das neueste Spielzeug.
Diese große Sippe und die Liebe zwischen den Einzelnen waren ihm so fremd wie das junge Mädchen, das seine Nichte war. Nicht zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass es ein hartes Stück Arbeit werden würde, ihr Vertrauen zu gewinnen.
Er sah zu Zoe, die auf der Sofalehne neben ihm saß. Nach dem Blick zu urteilen, den sie ihm zuwarf, als niemand hinsah, hatte sie ihm seine Lüge offenbar nicht verziehen. Doch obwohl sie Gegner waren, hatte sie ihn nicht hinausgeworfen, zumindest noch nicht. Stattdessen hatte er den Eindruck, dass sie im Moment auf derselben
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