Hochzeit auf Raten
Wagen.
»Nur keine Bange«, schrie ich von unten, während ich neiderfüllt die vorbeibrausenden Fahrzeuge beobachtete, »dein Schatz wird es gleich haben.«
»Wenn du auf mich gehört hättest«, mäkelte sie von oben, »säßen wir jetzt im Autobus und brauchten uns nicht vor aller Welt auslachen zu lassen.«
»Autobus«, nieste ich, »Autobus! Wer fährt heute schon mit dem Autobus?«
»Mir ist kalt«, rief sie zurück.
Auch ich fror.
»Hast du etwas gefunden?« fragte sie nach einer Weile wieder.
Ich hätte selbst gerne gewußt, was ich hier unten hätte finden sollen, außer Staub und Öl. Schon wollte ich wieder nach oben, als hinter uns ein cremefarbener Sportwagen mit quietschenden Reifen anhielt.
»Hallo!« hörte ich eine dunkle männliche Stimme. »So hübsch und so viel Pech? Wo fehlt's denn?«
Isabell schien mit einemmal nicht mehr zu frieren. Weitschweifig erzählte sie dem Fremden unser Mißgeschick.
»Wohin geht denn die Reise?« erkundigte sich der Fremde.
Sie nannte das Hotel.
»Das nenne ich Zufall. Genau dorthin will ich auch.«
Sie lachten beide, als ob das spaßig wäre.
»Wissen Sie was«, sagte der Mann, »mit dem Vehikel kommen Sie ohnehin nicht den Paß hinauf. Sie haben ja nicht einmal Schneereifen. Ich schleppe Sie bis zur nächsten Werkstätte und dann steigen Sie zu mir um. Inzwischen soll man den Schaden reparieren.«
Sie hatte wenigstens so viel Ehrgefühl, diesen dreisten Vorschlag abzulehnen.
»Sie haben Sportgeist, wie?« schnalzte er mit der Zunge. »Na schön, dann wollen wir sehen, was dem alten Herrn fehlt. Auf jeden Fall nehme ich Sie unter meine Fittiche.«
Mit angehaltenem Atem vernahm ich, wie er sich an Filippo zu schaffen machte.
»Da haben wir es schon«, sagte er selbstgefällig. »Das Kabel ist durchgebrannt.«
»Ist das sehr schlimm?«
»Nicht der Rede wert. In fünf Minuten sind Sie wieder fit. Ich werde es notdürftig flicken. Ihre Werkstatt soll Ihnen nach den Feiertagen ein neues Kabel einziehen.«
»Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll.«
»Darüber brauchen Sie sich Ihren hübschen Kopf nicht zu zerbrechen.«
»Großartig, wie fix Sie sind«, seufzte sie. »Wenn bloß alle Männer so wären.«
»Was wollen Sie«, sagte er wegwerfend, »wenn heute schon jeder Dummkopf sein eigenes Auto besitzt.«
Kein Zweifel, sie sprachen von mir. Es war höchste Zeit, diesem unwürdigen Schauspiel ein Ende zu bereiten.
»Es wird am besten sein«, sagte er, »wenn Sie jetzt vorausfahren. Ich halte mich knapp hinter Ihnen. Bevor die Steigung beginnt —«
In diesem Augenblick sah er mich.
»Wer ist denn das?« fragte er überrascht.
Ich fuhr mit dem Ärmel über den Mund: »Ich bin —«
»Das ist mein Bruder«, sagte Isabell schnell. »Er wollte einmal sehen, wie der Wagen von unten aussieht.«
»Oh!«
Das war alles, was wir zustande brachten.
»Sie müssen wissen«, setzte sie hinzu, »er hat erst vor Weihnachten seinen Führerschein gemacht.«
Er bleckte die Zähne und klopfte mir herablassend auf die
Schulter: »Ich gratuliere! Soll heute mit scheußlichen Quälereien verbunden sein.«
»Vor allem die technische Prüfung«, ergänzte sie.
Ich starrte wortlos von einem zum anderen und überlegte, auf wen ich mich zuerst stürzen sollte.
»Fährt Ihr Bruder mit — bis hinauf?« erkundigte er sich.
»Er fährt, mein Herr«, stieß ich hervor, »er fährt!«
»Ausgezeichnet, dann können Sie mich bestimmt —«
»Sie mich auch!« sagte ich, machte auf dem Absatz kehrt und kletterte hinter das Volant.
Ich gab Gas, daß Filippo erzitterte. Während Isabell einstieg, kam er auf meine Seite und steckte den Kopf durch das offene Fenster.
»Bevor die Steigung beginnt —«
Ich ließ die Kupplung los, Filippo schoß mit einem Satz nach vorne. Mit Genugtuung stellte ich im Rückspiegel fest, wie er sich mit der Hand an die Schläfe griff.
Schweigend knallte ich den nächsten Gang hinein. Aber so sehr ich auch auf das Gaspedal trat, der Wagen wollte nicht auf Touren kommen.
»Du solltest die Handbremse lösen«, sagte Isabell sanft.
Es blieb mir nichts anderes übrig, als ihren Rat zu befolgen.
Unterdessen hatte der Fremde aufgeholt und blieb uns dicht auf den Fersen. Ab und zu hob er die Hand. Isabell, die ihn im Rückspiegel beobachtete, winkte zurück.
»Wenn du den Unfug nicht sofort sein läßt«, knirschte ich, »fahre ich an den nächsten Baum.«
»Du bist schlecht gelaunt?«
»Nein, ich amüsiere mich köstlich.«
»Es war
Weitere Kostenlose Bücher