Hochzeit auf Sizilianisch
Bucht.
"Wir haben geankert", erklärte Renato, nachdem sie zu ihm an die Reling gegangen war, wo gerade das Beiboot der Santa Maria zu Wasser gelassen wurde. "Und jetzt lass uns an den Strand fahren."
Er half ihr die wackelige Leiter hinunter und nahm einen Picknickkorb an Bord. Dann ließ er den Motor an und steuerte direkt auf den breiten Sandstrand zu.
"Wie wär's, wenn wir vor dem Essen ein bisschen schwimmen?" schlug er vor, nachdem er das Beiboot am Ufer vertäut hatte.
Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm er Heathers Hand, und gemeinsam liefen sie über den Strand ins Wasser, das zu dieser Jahreszeit noch überraschend kühl war.
Heather war keine besonders geübte Schwimmerin, und nie zuvor hatte sie sich so weit von der Küste entfernt, doch in Renatos Nähe fühlte sie sich absolut sicher.
So blieben sie eine geschlagene halbe Stunde im Meer, und als sie endlich zurück am Strand waren, ließ sich Heather erschöpft in den Sand fallen.
Dennoch kam sie nicht umhin, heimlich Renato zu beobachten, der neben ihr stand und sich abtrocknete.
Plötzlich fiel ihr eine Narbe an der Innenseite seines rechten Unterarms auf.
"Stammt die von dem Unfall?" fragte sie entsetzt, weil schlagartig die Erinnerung an jenen unglückseligen Tag in ihr aufstieg, an dem sie Renato durch ihre Unbesonnenheit in Lebensgefahr gebracht hatte.
Es dauerte einen Moment, bis er begriff, was Heather meinte. "Ach, die Narbe", sagte er betont gleichgültig. "Die ist bestens verheilt. Außerdem möchte ich sie inzwischen gar nicht mehr missen. Bis zu dem Unfall war ich fest davon überzeugt, dass es keiner Frau mehr gelingt, eine bleibende Erinnerung bei mir zu hinterlassen. Du hast mich eines Besseren belehrt."
Als wäre für ihn das Thema damit beendet, ging er zum Beiboot, um den Picknickkorb zu holen. Doch die Bitterkeit seiner Stimme war Heather so wenig entgangen wie seine Formulierung, die darauf hindeutete, dass es durchaus eine Frau in seinem Leben gegeben haben musste, die ihm mehr bedeutet hatte als etwa diejenige, deren Bikini sie jetzt trug.
Nachdem sie eine Weile gemütlich zusammengesessen hatten und sich die Köstlichkeiten hatten schmecken lassen, die ihnen der Schiffskoch eingepackt hatte, fasste sich Heather ein Herz. "Hattest du nie die Absicht zu heiraten?"
fragte sie rundheraus.
Renato sah sie lange an, bevor er sich endlich dazu durchrang, etwas zu erwidern. "Ich gebe zu, dass ich mal kurz davor stand. Damals war ich jung und unerfahren und glaubte noch an das Gute im Menschen. Magdalena Conti hat mir eine Lektion erteilt, die ich so schnell nicht vergessen werde."
Gespielt gleichgültig zuckte er die Schultern. "Sie hatte es einzig und allein auf mein Geld abgesehen. Und ich war dumm genug, auf sie hereinzufallen. Eines Tages hat sie mir gesagt, dass sie schwanger sei. Natürlich habe ich ihr sofort einen Heiratsantrag gemacht. Was ich über kurz oder lang sowieso vorhatte.
Damals hatte ich noch Träume - den von einer glücklichen Familie zum Beispiel. Mittlerweile habe ich mich viel zu sehr an das Leben als Single gewöhnt, um es aufzugeben."
Sein Blick schweifte hinaus aufs Meer, und Heather war sich sicher, dass er das Ende der Geschichte für sich behalten würde.
„Kurz darauf hat sie einen Filmproduzenten kennen gelernt", fuhr Renato überraschend fort. "Gegen den hatte ich nicht die geringste Chance, denn erstens besaß er mehr Geld als ich, und zweitens führte er ein ungleich aufregenderes Leben. Jedenfalls habe ich sie nie wieder gesehen."
"Und das Kind?" Heather hätte sich für ihre unbedachte Frage ohrfeigen können, doch Renato ließ mit keiner Miene erkennen, dass sie das nichts anging.
"Das hatte sie offensichtlich erfunden", antwortete er traurig. „Wer weiß, vielleicht hat sie es auch ... " Er ersparte es sich und Heather, den grausamen Gedanken auszusprechen. "Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher. Der Frau ist alles zuzutrauen."
Heather vermied es tunlichst, etwas zu erwidern. Was hätte sie auch Tröstendes sagen können? Renato hatte den Schmerz auch nach Jahren nicht überwunden, und so erklärte sich auch, dass er sie zunächst für eine Mitgiftjägerin gehalten hatte.
"Lorenzo weiß gar nicht, welches Glück er hat, dass er an jemanden wie dich geraten ist", sagte er unvermittelt, als hätte er instinktiv gespürt, woran Heather dachte.
"Wenn du mir vertraust, warum denn nicht auch anderen...?"
„Die einzige Frau, der ich vertraue, ist meine Mutter", unterbrach er
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