Hochzeit auf Sizilianisch
wirklich schön auszusehen.
Wofür mehr noch als das hinreißende Kleid die Tatsache verantwortlich war, dass sie seit ihrer Ankunft auf Sizilien auch innerlich regelrecht aufgeblüht war.
Und in wenigen Stunden sollte sich ihr Glück erfüllen. Sie liebte Lorenzo und er sie. Mehr konnte sie sich nicht wünschen.
"Hoffentlich ist ein Arzt unter den Hochzeitsgästen“, sagte Angie und lächelte schalkhaft. "Ich könnte mir vorstellen, dass dein Bräutigam vor Begeisterung lang hinschlägt, wenn er dich sieht."
Angie trug ein schlichtes cremefarbenes Seidenkleid, das ihre Bräune betonte und sie noch anmutiger wirken ließ als ohnehin. Doch für Angie galt dasselbe wie für Heather. Auch aus ihr schien die Insel einen anderen Menschen gemacht zu haben, und aus dem Urlaubsflirt mit Bernardo hatte sich längst etwas Ernstes entwickelt.
Plötzlich klopfte es laut an der Tür. "Es wird höchste Zeit“, rief Renato, ohne ins Zimmer zu kommen. "Bernardo und Lorenzo sind schon vorgefahren. Ich warte unten auf euch."
Angie reichte Heather den Brautstrauß aus weißen Rosen, bevor sie gemeinsam den Raum verließen und den langen Korridor entlanggingen. Kaum erreichten sie die große Treppe, brandete in der Eingangshalle Applaus auf. Sämtliche Angestellte hatten sich Heather zu Ehren versammelt und beobachteten mit Spannung, wie die Braut majestätisch die Stufen hinabschritt.
Renato kam ihr entgegen und reichte ihr die Hand. Sein Gesichtsausdruck war eigentümlich ernst, doch Heather schob es darauf, dass selbst ihm die Hochzeit seines jüngsten Bruders nahe ging.
Vor der Tür stand eine große Limousine bereit, und Heather nahm auf der Rückbank Platz. Es blieb Angie überlassen, dafür zu sorgen, dass dabei die Schleppe des Kleides nicht schmutzig wurde.
Nachdem auch Renato eingestiegen war, setzte sich der Wagen langsam in Bewegung. Während der Fahrt nach Palermo betrachtete Heather versonnen die Landschaft. Mit jeder Minute nahm die Aufregung sie immer mehr in Besitz.
Unwillkürlich blickte sie zu Renato und erschrak, als sie jenen entrückten Gesichtsausdruck an ihm bemerkte, mit dem er sie schon an Bord der Santa Maria betrachtet hatte.
Doch weil sie unterdessen die Kathedrale erreicht hatten, blieb ihr keine Zeit, darüber nachzudenken, was in ihm vorgehen mochte. Kaum war der Wagen zum Stillstand gekommen, wurden auch schon die Türen geöffnet. Angie half Heather beim Aussteigen und kontrollierte den Sitz ihres Kleides.
Als Oberhaupt der Familie fiel Renato die Aufgabe des Brautführers zu.
"Können wir?" fragte er und reichte ihr höflich den Arm.
"Von mir aus", erwiderte Heather verunsichert, weil sie spürte, dass ihr Tränen in die Augen traten. Dann hakte sie sich bei ihm unter und ließ sich zum Eingang der Kathedrale führen.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sich ihre Augen an das Dämmerlicht im Innern der Kirche gewöhnt hatten und sie die voll besetzten Bänke erkennen konnte. Kaum hatte die Hochzeitsgesellschaft die Braut bemerkt, erhoben sich alle und drehten sich zum Eingang um.
Als unvermittelt die Orgel zu spielen begann, umklammerte Heather unwillkürlich Renatos Arm. Noch wenige Sekunden, und er würde sie zum Altar führen, wo der Erzbischof bereits darauf wartete, sie mit Lorenzo Martelli zu vermählen.
Plötzlich sah sie, dass sich Bernardo aus der Menge löste und aufgeregt auf sie zukam. "Wartet noch", forderte er sie flüsternd auf. "Lorenzo is t verschwunden."
"Wie bitte?" fragte Renato fassungslos. "Ihr seid doch in einem Auto hergefahren."
"Schon, aber nachdem wir angekommen sind, habe ich ihn aus den Augen verloren. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo er abgeblieben sein könnte.
Es sei denn..."
"Raus mit der Sprache! " Renato war mehr als ungehalten darüber, dass Bernardo sich jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen ließ.
"Eine Passantin will gesehen haben, dass er in ein Taxi eingestiegen ist. Die Beschreibung könnte stimmen, aber ich bin mir sicher, dass sie sich geirrt hat."
"Natürlich hat sie sich geirrt", platzte Renato heraus. "Lorenzo wird jeden Moment hier sein."
Er schien von seinen Worten zutiefst überzeugt, doch in seiner Stimme hatte eine Unsicherheit gelegen, die Heather nicht entgangen war und sich augenblicklich auf sie selbst übertrug.
Die Sinne drohten ihr zu schwinden, als plötzlich Baptista neben ihr stand.
"Was ist passiert? Wo ist Lorenzo?"
Sie ließ den Blick von Renato zu Bernardo und wieder zurück schweifen. "Wo ist euer
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