Hochzeit auf Sizilianisch
ein Freund, auf den ich immer zählen konnte, gerade in den schweren Stunden. Als unsere kleine Tochter starb, hat er mir über den Verlust hinweggeholfen. Ist das nicht auch ein Ausdruck von Liebe?"
"Ich wusste gar nicht ..." Heather war viel zu betroffen, um den Gedanken zu Ende zu formulieren.
"Unser erstes Kind war ein Mädchen", erklärte Baptista, beugte sich vor und nahm Heathers Hand. "Doretta ist sechs Monate nach der Geburt gestorben, doch manchmal meine ich, sie vor mir zu haben, wenn ich dich ansehe.
Sicherlich wäre sie längst verheiratet, und Bella Rosaria wäre mein Hochzeitsgeschenk an sie gewesen."
Heather spürte, dass ihr Tränen der Rührung in die Augen traten, als Baptista ihr liebevoll über die Wange strich. "Wir kennen uns erst wenige Tage, Heather", fuhr sie fort, "aber so, wie du dich vom ersten Moment an auf Sizilien heimisch gefühlt hast, wusste ich sofort, dass Lorenzo keine bessere Frau hätte finden können. Und ich keine bessere Schwiegertochter. Deshalb möchte ich, dass du die neue Besitzerin des Gutes wirst."
„Wollen Sie es wirklich Lorenzo überschreiben?" fragte Heather ungläubig.
Baptista musste sich versprochen haben.
"Nicht Lorenzo, sondern dir." Baptistas Antwort war unmissverständlich.
"Das kann ich unmöglich..."
"Und wenn ich dich darum bitte?"
"Wie könnte ich Ihnen eine Bitte ausschlagen?" stimmte Heather verlegen zu.
Baptista schien sich ausschließlich von ihren Gefühlen leiten zu lassen, und mit ein wenig Abstand würde sie ihren Schritt sicherlich bereuen. Doch Heather beruhigte sich mit dem Gedanken, dass vor der Hochzeit kaum Gelegenheit wäre, die Übertragung rechtskräftig zu machen, und mit der Heirat fiele ihr Besitz ohnehin der Familie zu.
Erneut hatte sie Baptista sträflich unterschätzt. Mit einer kleinen Glocke rief sie die Hausdame zu sich und gab ihr kurz Anweisungen. Wenig später betraten zwei korrekt gekleidete Herren den Wintergarten und breiteten mehrere Dokumente auf dem Tisch aus.
"Meine Anwälte haben alles vorbereitet", teilte Baptista Heather mit und ließ sich einen goldenen Füllfederhalter reichen. "Wir müssen nur noch unterschreiben."
"Wissen Sie auch, was Sie tun, Signora?" Heather meinte, Baptista vor einer Dummheit bewahren zu müssen.
"Allerdings", erwiderte diese bestimmt und setzte ihre Unterschrift unter die Überlassungsurkunde. "Außerdem finde ich es an der Zeit, dass diese Förmlichkeiten ein Ende haben. Willst du mich nicht Mamma nennen? In wenigen Tagen bin ich es ja ohnehin.“
"Sehr gern ... Mamma. " Noch ging es Heather ein wenig unsicher über die Lippen.
"Bene. " Baptista reichte ihr den Stift. "Dann hör endlich auf zu widersprechen, und unterschreib."
Wenige Augenblicke später war Heather Besitzerin eines sizilianischen Landgutes. Nachdem sie alle mit einem Glas Marsala darauf angestoßen hatten, verabschiedeten sich die Anwälte wieder.
"Ich muss mich etwas ausruhen", sagte Baptista. "Inzwischen kannst du dich mit deinem Eigentum vertraut machen."
Leicht beklommen kam Heather der Aufforderung nach, doch schon nach wenigen Minuten hatte sie die Gewissheit, dass die elegante kleine Villa genau dem entsprach, wie sie sich ihr Zuhause immer vorgestellt hatte.
Für ein frisch getrautes Ehepaar war es geradezu ideal, und auch für eventuellen Familienzuwachs bot es genügend Platz. Bis es so weit wäre, könnte sie Lorenzo auf seinen Reisen begleiten, um sich allmählich in die Firma einzuarbeiten. Und wenn er in Palermo zu tun hatte, könnten sie sich abends an diesen traumhaften Ort zurückziehen und die Zweisamkeit genießen.
Nachdem sie sich sämtliche Räume angesehen hatte, trat sie hinaus auf die Terrasse, vor der sich ein paradiesischer Garten erstreckte.
Im Schatten der jahrhundertealten Pinien blühten seltene Blumenarten, die durch ein ausgefeiltes System aus Brunnen und Fontänen mit frischem Wasser versorgt wurden.
Am Ende des Gartens führte der Weg zu einer Laube, die inmitten eines Rosengartens stand, dessen Farbenpracht atemberaubend war. Gekrönt wurde das Kunstwerk von einem Beet mit langstieligen roten Rosen, die an Schönheit und Anmut alles übertrafen, was Heather bislang gesehen hatte.
"Ich wusste, dass ich dich hier finde." Unvermittelt stand Baptista an ihrer Seite und hakte sich bei ihr unter, während sie sich mit dem anderen Arm auf ihren Stock stützte. Gemeinsam gingen sie in die Laube.
"Ich komme oft hierher, wenn ich das Bedürfnis habe, allein e zu sein",
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