Hochzeit im Herbst
relative Stille, da es Shane mittlerweile gelungen war, Jason bis auf ein paar glucksende Laute zum Schweigen zu bringen. „Damals schien sie sich wirklich entweder nur im Labor oder in der Bibliothek aufzuhalten.”
„Na, ich weiß ja nicht.”
„Sie war – ist – ein sehr ernsthafter Mensch und fast ein bisschen schüchtern. Wir sind heute noch eng befreundet, auch wenn wir uns nur sehr selten sehen. Sie ist ständig unterwegs. Eigentlich wollte sie zu meiner Hochzeit kommen, aber leider war sie zu dieser Zeit gerade in Europa. Oder in Afrika.” Regan machte eine vage Handbewegung. „Irgendwo, was weiß ich. Sie gondelt ständig in der Weltgeschichte herum.”
„Nett von ihr, dass sie dich besucht.”
„Nun, es ist wohl so eine Art Studienaufenthalt für sie.” Regan nagte gedankenverloren an ihrer Unterlippe. Bisher hatte sie nur Rafe gegenüber erwähnt, was die viel beschäftigte Rebecca bewogen hatte, sich zu dieser Reise zu entschließen.
Sie musterte ihren Schwager, der liebevoll mit dem Baby herumschäkerte, nachdenklich. Die MacKade-Brüder waren alle ein Gottesgeschenk an die Frauenwelt, aber mit Shane hatte es noch etwas Besonderes auf sich. Sein Charme war einfach umwerfend.
Die Familienähnlichkeit war unverkennbar. Er hatte ebenso wie seine Brüder rabenschwarzes Haar, das er vor einiger Zeit hatte wachsen lassen und jetzt zu einem kurzen Pferdeschwanz im Nacken zusammengebunden trug, ein schmales, markant geschnittenes Gesicht und einen Mund, bei dessen Anblick jeder Frau der Atem stockte. Seine lang und dicht bewimperten Augen waren grün wie das Meer bei Zwielicht.
Auch sein Körperbau ließ, ebenso wie der seiner Brüder, nichts zu wünschen übrig. Muskulöse, breite Schultern, schmale Hüften, lange Beine.
Und die knapp sitzenden Jeans, die lässigen Cowboystiefel sowie das karierte Flanellhemd, unter dem seine Muskeln spielten, brachten all seine körperlichen Vorzüge ausgezeichnet zur Geltung.
Hinzu kam ebenjener umwerfende Charme. Es musste wohl an der Art liegen, wie er einen anschaute, an dem winzigen beifälligen Lächeln, das unablässig seine Mundwinkel umspielte, wenn er mit einer Frau sprach, sei sie nun acht oder achtzig.
Hoffentlich fühlte sich die scheue Rebecca von ihm nicht allzu sehr eingeschüchtert.
„Du gehst wirklich schrecklich lieb mit ihm um”, sagte sie.
„Die einen machen Babys, und mir macht es eben Spaß, sie zu verwöhnen.”
Amüsiert legte sie den Kopf schräg. „Hast du noch keine Lust, sesshaft zu werden?”
„Warum sollte ich?” Er hob den Kopf, seine Augen blitzten belustigt. „Als der letzte Junggeselle der Familie bin ich verpflichtet, die Stellung zu halten, bis meine Neffen so weit sind, in meine Fußstapfen zu treten.”
„Und diese Pflicht nimmst du sehr ernst, wie man sieht.”
„Darauf kannst du Gift nehmen. Er ist eingeschlafen.” Shane beugte sich über Jason und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Stirn.
„Soll ich ihn lieber hinlegen?”
„Danke.” Sie wartete, bis Shane Jason in die Wiege gelegt hatte.
„Rebecca rechnet damit, dass ich sie abhole. Ich habe zwar versucht, sie vor ihrem Abflug zu erreichen, aber es war zu spät.” Erschöpft fuhr sich Regan mit der Hand durchs Haar. „Der Babysitter hat abgesagt, Rafe ist in Hagerstown, um Baumaterial zu besorgen, und Cassie hat ein volles Haus.
Emma hat Schnupfen, und Savannah konnte ich ja auch schlecht fragen.”
„Savannah.” Shane lächelte. „Wenn sie nicht aufpasst, wird sie noch platzen.” Um den Leibesumfang von Jareds Frau zu demonstrieren, beschrieb Shane einen weiten Kreis um seinen Bauch.
„Das stimmt. Sie kann in ihrem hochschwangeren Zustand beim besten Willen keine Drei-Stunden-Fahrt mehr auf sich nehmen. Und ich muss hierbleiben, weil ich heute eine Möbellieferung erwarte. Ich wusste wirklich nicht, wen außer dir ich sonst noch hätte anrufen können.”
„Kein Problem.” Er unterstrich seine Worte mit einem Kuss auf ihre Nasenspitze. „Aber ich nehme an, sie ist nicht so hübsch wie du, oder?”
Regan kicherte. „Was soll ich darauf antworten? Ich habe sie zum letzten Mal vor vier … nein, fünf Jahren in New York getroffen, und da war sie schrecklich in Eile, weil sie noch rechtzeitig einen Artikel zu Ende bekommen musste.”
Shane verzog keine Miene. Er liebte Frauen mit Verstand ebenso wie weniger intelligente. Allerdings erwartete er nicht, eine Schönheitskönigin am Flughafen vorzufinden.
„Auf jeden Fall hat
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