Hochzeit im Herbst
tausend verschiedene Gefühle aus, viel mehr, als sie deuten konnte. „Du willst, dass ich bleibe? Aber …”
„Was ist denn schon so großartig an New York?”, wollte er wissen. „Sie haben dort Museen und Restaurants. Wenn du in ein verdammtes Restaurant gehen willst, gehe ich eben mit dir in ein Restaurant. Jetzt. Sofort. Zieh dich an, los.”
„Ich … ich bin nicht hungrig.”
„Fein. Du brauchst also gar kein Restaurant, siehst du?” Plötzlich fiel ihm auf, dass er klang, als hätte er den Verstand verloren. Himmel, vielleicht war er ja wirklich verrückt geworden. „Du hast da diesen schicken Computer, ein Modem und diesen ganzen anderen Kram. Du kannst überall arbeiten. Auch hier.”
„Du willst, dass ich hier arbeite?”, fragte sie ungläubig.
„Was sollte daran falsch sein? Schließlich arbeitest du ja schon die ganze Zeit hier, oder?”
„Ja, schon, aber …”
„Von mir aus verstreust du deine Gerätschaften im ganzen Haus, es macht mir nichts aus, wenn ich überall darüber stolpere.” Er hob in hilfloser Geste die Hände. „Es ist mir egal, verstehst du?” Er ging einen Schritt auf sie zu. „Es macht mir nichts aus”, wiederholte er. „Ich habe mich schon daran gewöhnt. Von mir aus stellst du einen Sender in die Scheune und eine Satellitenschüssel aufs Dach. Tu, wonach immer dir der Sinn steht, nur verlass mich nicht.”
Jetzt umspielte ein Lächeln ihre Mundwinkel. Sie wusste zwar nichts über Beziehungen, aber sie glaubte doch, im Großen und Ganzen verstanden zu haben, worum es dabei ging. „Du willst, dass ich hierbleibe?”
„Wie viele Sprachen sprichst du?” Schiere Frustration veranlasste ihn, sie zu schütteln. „Verstehst du kein Englisch?” Er ließ sie los und begann, wie ein gefangener Löwe auf und ab zu laufen. „Habe ich es noch immer nicht oft genug gesagt? Ich fasse es nicht, dass diese Worte wirklich aus meinem Mund gekommen sind, und doch ist es so”, sagte er unwillig. „Ich will dich nicht verlieren, verstehst du? Ich will es einfach nicht. Ich könnte es nicht ertragen, es würde mein verdammtes Herz in Stücke reißen.” Er redete wild drauflos, und wieder wurde er den Verdacht nicht los, dass er sich anhören musste wie ein Verrückter. „Wenn du das willst, bitte, dann verlass mich!”
Rebecca wollte etwas sagen, doch der Ausdruck, der auf seinem Gesicht lag, ließ sie verstummen.
„Ich liebe dich, Rebecca. Oh, ich liebe dich so sehr.”
Es konnte nicht mehr lange dauern, und er würde vor ihr auf den Knien liegen. Um seine Selbstkontrolle wiederzuerlangen, presste er sich die Handballen an die Augen. Wie groß auch immer die Demütigung sein mochte, er würde sie klaglos ertragen. Hauptsache, Rebecca blieb bei ihm.
Dann schaute er auf, schaute sie an. Und sah, dass sie weinte. Ihr Anblick zerriss ihm fast das Herz.
„Es tut mir leid. Es tut mir so leid, ich habe kein Recht, dich so zu bedrängen. Entschuldige, bitte, bitte entschuldige, aber hör auf zu weinen.”
Sie holte zittrig Atem. „In meinem ganzen Leben hat noch nie ein Mensch solche Worte zu mir gesagt. Nicht ein einziger Mensch, in meinem ganzen Leben. Du kannst unmöglich wissen, was es für mich bedeutet, sie nun ausgerechnet von dir zu hören.”
„Sag jetzt um Himmels willen nicht, dass es zu spät ist. Ich werde dich für alles entschädigen, Rebecca, wenn du es nur zulässt.”
„Ich hatte Angst, dir zu sagen, wie sehr ich dich liebe. Ich dachte, du willst mich nicht.”
Es dauerte einen Moment, ehe ihm die Bedeutung ihrer Worte aufging.
„Ich dich nicht wollen? Oh Rebecca, meine geliebte Rebecca, ich wüsste nichts auf der Welt, was ich mehr will als dich. Ich brauche dich, ich kann ohne dich nicht mehr leben. Du darfst nicht weggehen.”
Als sie jetzt nur stumm den Kopf schüttelte, zog er sie in die Arme. „Ich gehe nirgendwohin.”
„Dann liebst du mich also?”
„Oh ja!”
„Wenn du wüsstest, wie glücklich ich bin.” Während er sie nun küsste, durchströmte ihn eine wilde, geradezu unbändige Freude. „Ich habe mich auf den ersten Blick in dich verliebt, schon am Flughafen. Du warst so bezaubernd, dass ich dir einfach nicht widerstehen konnte. Rebecca, ich bitte dich, heirate mich. Ich will nie wieder ohne dich sein.”
„Heiraten?” In ihrem Kopf drehte sich alles. „Dich? Du willst, dass ich dich heirate?” Ihre Knie drohten nachzugeben. „Jetzt muss ich mich hinsetzen.”
„Nein, das musst du nicht. Ich halte dich fest.”
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