Hochzeit in St. George (German Edition)
ohne Zweifel!« rief er aus, und sein ganzer Körper zitterte vor Empörung. »Das ist die junge Dame, die ich mit dem französichen Herrn vermählte. Ganz ohne Zweifel! Eine Schande ist das!«
»Nun beruhigen Sie sich, guter Mann«, forderte ihn der Hausherr mit ruhigem Tonfall auf, während Richard und Catharine dastanden und kein Wort zu sagen in der Lage waren. »Man sagte mir, der hier anwesende Marquis de la Falaise habe lediglich die Stelle seines Onkels eingenommen. Es habe, sozusagen, eine Ferntrauung stattgefunden, da der Onkel nicht persönlich nach England kommen konnte…«
»Kein Wort davon ist wahr, Mylord!« rief der Geistliche ungehalten. »Die Lady dort hat diesen französischen Gentleman geheiratet. So wahr ich hier stehe.«
»Aber Roger war doch bereits verheiratet«, wandte Catharine ein, vor Verzweiflung den Tränen nahe.
»Unsinn!« polterte der Geistliche, obwohl er das gar nicht wissen konnte.
Roger hätte jauchzen können vor Vergnügen. Nur mit Mühe konnte er sein gewohnt höfliches Lächeln beibehalten. Der Priester übertraf seine kühnsten Erwartungen. Nicht mehr lange, liebe Catharine, und dann bist du mein. Und mit dir Gervais’ Erbe.
»Sie haben Catharine mit einem Gervais de la Falaise verheiratet«, meldete sich Richard zu Wort. »Dieser Mann hier dagegen heißt Roger de la Falaise.«
»Was weiß denn ich?« fuhr ihn der Geistliche an, ungehalten, sich mit einem gottlosen Ehebrecher unterhalten zu müssen.
»Ich bin über sechzig und seit dreißig Jahren Priester. Glauben Sie, da merke ich mir die Namen all der Leute, die ich getraut habe? Und auch wenn er Charly oder Jimmy heißt, dieser Mann war es, den ich mit dieser Lady da vermählt habe. Das ist mein letztes Wort dazu.«
Sir Streighton hatte nachdenklich auf die Spitzen seiner blankpolierten Stiefel gestarrt. Die Angelegenheit gefiel ihm nicht. Catharine Willowby schien ihm vertrauenswürdiger zu sein als dieser Franzose. Und doch sprach die Sachlage durch die Aussage des Priesters eindeutig für ihn. »Sie haben es gehört, Mylady. Die Worte des Geistlichenzwingen mich zu folgender Feststellung: Sie, Madam, sind rechtmäßig mit dem hier anwesenden Marquis de la Falaise verheiratet. Ich will Ihnen zugute halten, daß Sie sich über den Bestand der Ehe aufgrund widriger Umstände nicht im klaren waren. Ich werde daher von einer Anschuldigung der Bigamie absehen. Um weitere Unklarheiten zu beseitigen, fordere ich Sie und Ihren Gatten, den Marquis, auf, morgen, spätestens jedoch übermorgen den Landkreis zu verlassen. Währenddessen Sie, Viscount Willowby, weiter auf Ihrem Landsitz bleiben, um uns für Fragen im Zusammenhang mit dem bedauerlichen Tod Ihres Vaters zur Verfügung zu stehen.«
Mit diesen Worten war die Unterredung beeendet. Catharine brach in Tränen aus und klammerte sich an Richard, der, völlig hilflos, kaum in der Lage war, ihr Trost zu spenden. Der Geistliche wandte sich mit einer Miene, die unverkennbar seinen Abscheu zum Ausdruck brachte, von den beiden ab.
»Kommen Sie, Hochwürden. Ich begleite Sie zum Wagen«, machte sich der Marquis mit einem spöttischem Lächeln erbötig.
Die Fahrt zurück nach Wild Rose Manor verlief schweigend. Es konnte doch nicht sein, daß Roger sie einmal dadurch hinterging, daß er sie heimlich gegen ihren Willen mit Gervais verheiratete, und ein zweites Mal, indem er, wieder gegen ihren Willen, eine in Wirklichkeit nicht bestehende Ehe zwischen ihr und ihm beweisen konnte. Energisch trocknete sich Catharine die Tränen. Es war höchste Zeit, daß sie die Sache in die Hand nahm.
»Ich verreise morgen tatsächlich«, erklärte sie Richard, der mit traurigem Blick in die Polster zurückgelehnt über die Ungerechtigkeit in der Welt nachgrübelte. »Aber nicht mit Roger, sondern alleine. Und nicht nach Frankreich, sondern nach London. Ich werde Esther zwingen, die Heiratsurkunde herauszugeben. Das hätte ich längst tun sollen!«
»Das wird nichts nützen«, bemerkte Richard mutlos. »Sicher hat die Hexe die Urkunde längst verbrannt.«
»Dann werde ich Henry dazu bringen, dem Friedensrichter die Wahrheit zu sagen. Und wenn ich ihn eigenhändig nach Winchester schleppen muß. Das Wort eines Herzogs sollte Sir Streighton doch überzeugen können.«
Richard antwortete nicht darauf.
»Und du, sitz nicht da, als führen wir zu einer Beerdigung!« forderteCatharine ungehalten. »Ich brauche jetzt deine ganze Kraft und Hilfe, Richard. In Selbstmitleid zu versinken hat
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