Hochzeit in St. George (German Edition)
informiert?« vergewisserte sich Hugh.
Der Beau nickte. »So ist es«, stöhnte er, »und ich muß alle naselang die Strapaze einer Heimreise auf mich nehmen.«
»Wann fährst du?« fragte Richard.
»Etwa in einer Woche, nach dem Ball bei Sally Jersey. Weil wir gerade von Ball sprechen: sieht man euch morgen auf dem Ball der Greenhoods?«
Hugh lachte. »Also Richard wirst du dort sicher nicht zu Gesicht bekommen. Ich glaube, du warst schon mehr als zwei Jahre nicht mehr auf einem Ball. Habe ich recht, Ric?«
Mr. Willowby grinste seinen Freund über das Brandyglas hinweg an. »Aber natürlich gehe ich auf den Ball der Greenhoods«, verkündete er und freute sich über die Überraschung, die er mit diesen Worten auslöste.
»Olala. Unser guter Ric wandelt auf Freiersfüßen, wie mir scheint«, näselte der Beau mit unüberhörbarem Spott in seiner Stimme. »Auf welche der Schönheiten hast du denn dein Auge geworfen?«
»Scheint ja wirklich etwas Ernstes zu sein, wenn du dich einer Dame zuliebe sogar auf das Tanzparkett wagst. Du gedenkst doch nicht etwa, dich zu verheiraten?«
»Alt genug wärst du ja«, warf Lord Bridgegate ein. »Zweiunddreißig Jahre und noch immer keinen Erben in die Welt gesetzt.«
»Für mich besteht gar kein Grund, mich in die Netze einer Frau zu begeben«, erklärte Richard großspurig. »Ich brauche auch keinen Erben in die Welt zu setzen, denn ich habe bereits einen. Oder hast du meinen Bruder George vergessen?«
»Wie könnte irgend jemand den guten George Willowby vergessen?« näselte der Beau, »wo wir doch alle vor Bewunderung erstarren, da es ihm gelungen ist, von eurer Großmutter in Rampstade Palace als Alleinerbe eingesetzt zu werden. Seit ihm die alte Lady im letzten Winter die Freude machte, zu verscheiden, ist dein Bruder einer der reichsten Männer im Lande. Du hättest dich nicht mit ihm zerstreiten sollen, mein Lieber. Dann würdest du nun an seiner Fortune mitnaschen.«
»Ich habe mich nicht mit ihm zerstritten«, wandte Richard ein. »Wir Willowbys sind es gewöhnt, unsere eigenen Wege zu gehen. Seit Mama starb, hält uns nichts zusammen.«
»Bist du ihm böse, weil eure Großmutter ihm den Vorzug gab?« wollte Hugh wissen.
Mr. Willowby schüttelte den Kopf: »Nein, ich hatte dieselben Chancen wie er. Es lag an mir, sie nicht zu nützen. Ich verspürte einfachkeine Lust, mich aufs Land zu verkriechen und um meine gestrenge Großmutter herumzuscharwenzeln. Ab ich mich dafür entschied, in London zu bleiben, hatte ich mir die Sympathien der alten Dame restlos verscherzt. Mich wundert nur, daß sie ihren Besitz nicht Cousin Max vermachte. Der war schließlich immer ihr erklärter Liebling.«
»Max? Du meinst Cristlemaine? Der ist doch selbst reich genug«, wandte der Beau ein. »Ist das Leben nicht seltsam? Da besitzt unser guter Richard einen reichen Bruder und einen reichen Cousin, der noch dazu ein Earl ist. Und was macht er daraus? Nichts. Er lebt in einem verlotterten Haus und hat keinen Shilling in der Tasche.«
»Ich habe meine Taschen voller Shilling«, entgegnete sein Freund merkbar gereizt. »Und außerdem habe ich eben kein Talent zum Erbschleichen und Speichellecken…«
»Soll das etwa eine Anspielung auf mich sein?« fuhr der Beau auf.
»Wenn ja, dann ist diese völlig verfehlt. Ich bin kein Erbschleicher, sondern ein Mann, der das Erbe zu verteidigen hat, das ihm von Rechts wegen zusteht. Und was den anderen Vorwurf betrifft…«
Wie immer, wenn ein Streit zwischen den beiden Freunden aufzuflammen drohte, wechselte Hugh das Thema: »Warum wirst du Greenhoods Ball besuchen, Richard?« fragte er. Die beiden Streithähne waren sofort abgelenkt.
»Du kennst doch Constance Ridley«, sagte Richard, »die Witwe von Brian Ridley.«
Hugh nickte. »Natürlich kenne ich sie. Sie war eines der hübschesten Mädchen, als sie vor Jahren debütierte. Und dann wurde sie von ihrem Vater an den alten Ridley verheiratet. Der sicher dreißig Jahre älter war als sie. Es muß beinahe ein Jahr her sein, daß Ridley starb. Das Trauerjahr müßte in Kürze vorüber sein.«
»Es ist vorbei«, verkündete Richard. »Ich habe Lady Ridley bereits letzte Woche in den Vauxhall Gardens getroffen. Sie ist noch viel schöner geworden, als ich sie in Erinnerung hatte. Das Jahr auf dem Landsitz ihres Vaters in Surrey hat ihr gutgetan.«
»Denkst du daran, ihr einen Antrag zu machen?« fragte Hugh.
»Warum sollte ich?« lautete die Gegenfrage. »Ich sagte dir doch schon, daß
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