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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Kerze an, löschte die Lampen und begab sich nach oben.
    Zwei Minuten später warf Bunter, von Gott weiß welchen wüsten Trieben erregt, einen Stiefel aus dem hinteren Schlafzimmer, und der Gesang erstarb.

19
Kaktusland
    Dies ist das tote Land
Dies ist das Kaktusland
Hier sind aufgerichtet
Die steinernen Bilder, zu denen
Betet die Hand eines Toten, darüber
Funkelt ein verblassender Stern …
     
    Zwischen Idee Und Wirklichkeit
Zwischen Regung
Und Tat
Fällt der Schatten
    T. S. ELIOT: DIE HOHLEN MÄNNER
     
    »Peter, was hast du eigentlich heute früh geträumt? Es klang ziemlich schrecklich.«
    Er machte ein bestürztes Gesicht.
    »O mein Gott, fange ich damit schon wieder an? Ich dachte, ich hätte gelernt, meine Träume für mich zu behalten. Habe ich etwas gesagt? Du brauchst es mir nicht schonend beizubringen.«
    »Ich konnte nicht verstehen, was du sagtest. Aber es klang, als ob dir – gelinde ausgedrückt – etwas auf der Seele läge.«
    »Was muß ich für angenehme Gesellschaft sein«, sagte er bitter. »Ich weiß es. Man hat es mir schon gesagt. Der vollkommene Bettgenosse – solange ich wach bleibe. Was mußte ich es auch darauf ankommen lassen! Aber man hofft ja immer, daß es irgendeinmal besser mit einem wird. Künftig werde ich mich zurückziehen.«
    »Sei nicht albern, Peter. Du hast dann aufgehört zu träumen, nachdem ich dich in den Arm genommen hatte.«
    »Stimmt. Und jetzt fällt es mir wieder ein. Wir marschierten durch eine stachlige Wüste und waren alle aneinandergekettet. Ich hatte irgend etwas vergessen – zu tun oder jemandem zu sagen – aber ich konnte nicht anhalten, wegen der Kette. Unsere Münder waren voll Sand, und die Fliegen und anderes … Wir trugen dunkelblaue Uniformen, und wir mußten immer weiter …«
    Er unterbrach sich. »Ich weiß nicht, warum blaue Uniformen – gewöhnlich hat es etwas mit dem Krieg zu tun. Und jemandem seine Träume zu erzählen ist der Gipfel des Egoismus.«
    »Ich möchte ihn aber hören; er muß schrecklich gewesen sein.«
    »Ja, das war er auch, auf eine Weise … Unsere Stiefel waren durchgelaufen … Wenn ich an mir hinunterschaute, sah ich die Knochen meiner eigenen Füße, und die waren schwarz, weil wir schon vor langer Zeit in Ketten gelegt worden waren und allmählich auseinanderfielen.«
    » Mais priez dieu que tous nous veuille absoudre. «
    »Ja, das ist es. Ganz wie die Ballade des Pendus. Nur daß es heiß war, und ein Himmel wie Bronze – und wir wußten, daß es am Ende des Marsches schlimmer sein würde als am Anfang. Und alles war meine Schuld, weil ich vergessen hatte – was auch immer.«
    »Wie ging der Traum zu Ende?«
    »Er ging nicht zu Ende. Er wurde anders, als du mich in den Arm nahmst – etwas mit Regen und einem Chrysanthemenstrauß. Es war nur wieder einer von diesen Verantwortungsträumen, und ein recht milder dazu. Das Komische ist, daß es wirklich etwas gibt , was ich vergessen habe, das weiß ich. Als ich aufwachte, lag es mir auf der Zunge – aber jetzt ist es weg.«
    »Es wird schon wiederkommen, wenn du es in Ruhe läßt.«
    »Ich wollte, es wäre so; dann würde ich mich nicht mehr so schuldig deswegen fühlen … Hallo, Bunter, was gibt’s? Die Post? Der Himmel steh uns bei, Mann, was haben Sie denn da?«
    »Unseren Zylinder, Mylord.«
    »Zylinder? Machen Sie sich nicht lächerlich, Bunter, So was brauchen wir auf dem Lande nicht.«
    »Die Beerdigung ist heute vormittag, Mylord. Ich hielt es für denkbar, daß Eure Lordschaft ihr beiwohnen möchten. Die Gebetbücher sind in dem andern Päckchen bei dem schwarzen Anzug.«
    »Aber zu einem ländlichen Begräbnis werde ich doch ohne Trauerkleidung und Zylinder gehen können!«
    »Die konventionellen Zeichen der Hochachtung werden gerade in ländlichen Gemeinden besonders geschätzt, Mylord. Aber ganz wie Eure Lordschaft wünschen. Es sind zwei Wagen gekommen, um die Möbel abzuholen, Mylord, und Polizeidirektor Kirk ist unten mit Mr. MacBride und Mr. Solomons. Ich würde mit Erlaubnis Eurer Lordschaft vorschlagen, daß ich mit dem Wagen nach Broxford fahre und ein paar provisorische Notwendigkeiten bestelle – ein paar Feldbetten zum Beispiel, und einen Kessel.«
    »Peter«, sagte Harriet, von ihrer Korrespondenz aufblickend, »hier ist ein Brief von deiner Mutter dabei. Sie schreibt, daß sie heute morgen nach Denver fährt. Die Jagdgesellschaft ist abgereist, und Gerald und Helen fahren fürs Wochenende zu Lord Attenbury. Sie fragt, ob wir ihr

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