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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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weiter«, sagte Peter, »diesmal kaufen wir’s Ihnen ab. Es war nicht Crutchley. Es war Mr. Goodacre oder der Wirt zur Krone.«
    »Wieder reingelegt«, erklärte Mr. Kirk leutselig. »Es war eben doch Crutchley. Ich fragte ihn, was er da zu suchen hätte, und er sagte, das sei seine Sache, und wir stritten ein bißchen herum, und ich sagte, ich wüßte gern, was er mit einem Schlüssel zu Mr. Moffatts Scheune tue, worauf er wissen wollte, was ich damit meinte, und – jedenfalls, um es kurz zu machen, ich sagte, ich wolle sehen, was in der Scheune sei, und er werde gefälligst mitkommen. Wir gingen also weiter, und er brummelte ein bißchen herum und sagte dann: ›Sie sind auf dem falschen Dampfer‹, und ich antwortete: ›Wir werden ja sehen.‹ Wir kamen also an die Tür, und ich sagte: ›Geben Sie mir mal den Schlüssel‹, und darauf er: ›Ich sag Ihnen doch, ich hab keinen Schlüssel‹, und ich fragte: ›Was suchen Sie dann hier? Dieser Weg führt sonst nirgendshin‹, sagte ich, ›und so oder so, ich will sehen, was da los ist.‹ Damit fasse ich die Tür an, und die geht ganz von selbst auf. Und was meinen Sie, was in der Scheune war?«
    Peter begutachtete seinen Strohzopf und knüpfte ihn an den Enden zu einem Kranz zusammen.
    »Wenn ich raten müßte«, sagte er, »würde ich sagen, Polly Mason.«
    »Na so was!« rief der Polizeidirektor. »Und gerade wollte ich Sie wieder reinlegen! Jawohl, Polly Mason, und sie war nicht mal erschrocken, als sie mich sah. ›So, mein Mädchen‹, sage ich zu ihr, ›das gefällt mir aber nicht, dich hier zu sehen‹, sage ich. ›Was geht hier eigentlich vor?‹ Darauf Crutchley: ›Das geht Sie überhaupt nichts an, Sie komischer Büttel. Polly ist volljährig.‹ – ›Kann sein‹, sage ich, ›aber sie hat eine Mutter, die sie anständig erzogen hat; und außerdem‹, sage ich, ›ist das hier Hausfriedensbruch, und dazu wird Mr. Moffatt auch noch was zu sagen haben.‹ Es gab also noch einiges Hin und Her, und ich sage zu dem Mädchen: ›Gib mal den Schlüssel her, auf den hast du nämlich kein Recht, und wenn du ein bißchen Vernunft oder Anstand besitzt, kommst du jetzt mit mir nach Hause.‹ Na ja, das Ende vom Lied war, daß ich sie nach Hause gebracht habe – und was für Frechheiten sie mir noch an den Kopf geworfen hat, das junge Ding! Seine Lordschaft habe ich einfach dastehen und Däumchen drehen lassen – Verzeihung, Mylord – das ging nicht gegen Sie.«
    Peter hatte seinen Kranz fertig und setzte ihn auf.
    »Es ist doch merkwürdig«, bemerkte er, »daß solche Männer wie Crutchley, mit dem Mund voll weißer Zähne, nahezu allesamt lustige Lotharios sind.«
    »Und nicht einmal frivol lustig«, sagte Harriet. »Zwei Eisen im Feuer zum Gebrauch und eines zum Vergnügen.«
    »Frank Crutchley«, sagte Kirk, »hat einfach zuviel von dem, womit die Katze ihre Pfoten putzt. Von wegen komischer Büttel! Dem werde ich dieser Tage einen Büttel geben, dem unverschämten Lümmel.«
    »Es ist ein gewisser Mangel an Feingefühl festzustellen«, sagte Peter. »Euphelia dient meinem Lied zur Zier, doch Chloe ist mein wahres Glück. Aber sich von Euphelias Vater den Schlüssel für Chloe anfertigen zu lassen, das ist taktlos.«
    »Ich bin ja kein Sonntagsschulprediger«, sagte der Polizeidirektor, »aber diese Polly Mason fordert ihr Unglück heraus. ›Nächsten Sonntag wird das Aufgebot ausgehängt‹, sagt sie, frech wie Rotz. ›So?‹ sage ich. ›Also, wenn ich du wäre, mein Kind, würde ich auf der Stelle damit zum Pfarrer gehen, bevor der junge Mann es sich doch noch anders überlegt. Wenn ihr beide euch so benehmt, wie sich das gehört, braucht ihr keinen Schlüssel zu anderer Leute Scheunen.‹ Von der jungen Dame in London habe ich nichts gesagt, weil die Sache erledigt und vorbei ist, aber wo eine ist, da könnten auch zwei sein.«
    »Es waren zwei«, sagte Harriet entschlossen. »Und die andere war hier in Pagford.«
    »Wie ist das?« fragte Kirk.
    Harriet erzählte die Geschichte zum zweitenmal an diesem Abend.
    »Also, ich werd verrückt!« rief Mr. Kirk unter herzhaftem Lachen. »Arme alte Aggie Twitterton! Trifft sich zum Küssen mit Frank Crutchley auf dem Friedhof. Das ist gut!«
    Keiner der beiden andern gab einen Kommentar dazu, und bald legte sich Kirks Heiterkeit und machte allen Anzeichen geistiger Tätigkeit Platz. Sein Blick wurde starr, und seine Lippen bewegten sich stumm. »Momentchen mal, Momentchen«, sagte Kirk, während

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