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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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sie ihn atemlos beobachteten. »Aggie Twitterton? Und der junge Crutchley? Also, das erinnert mich doch an etwas … Nein, sagen Sie es mir nicht … Na bitte! Ich wußte doch, daß ich draufkommen würde.«
    »Ich hab’s mir schon gedacht«, sagte Peter halblaut.
    »Was ihr wollt!« rief Mr. Kirk jubilierend. »Orsino, jawohl! ›Zu alt, beim Himmel! Wähle doch das Weib sich einen ältern stets!‹ – Ich wußte doch, daß an Shakespeare was dran ist.« Er verstummte wieder. »Hallo«, sagte er in verändertem Ton, »das ist ja alles gut und schön, aber passen Sie mal auf! Wenn Aggie Twitterton das Geld für Crutchley wollte und den Schlüssel zum Haus hatte, was hätte sie daran hindern können – wie?«
    »Gar nichts«, antwortete Peter. »Aber das müssen Sie erst mal beweisen, nicht wahr?«
    »Ich hatte schon die ganze Zeit Aggie Twitterton im Auge«, sagte der Polizeidirektor. »Schließlich kann man die Sachen, die sie von sich gegeben hat, nicht einfach übersehen. Und sie wußte über das Testament Bescheid und so weiter. Und bei Licht besehen – wer es auch immer war, er mußte ins Haus, oder etwa nicht?«
    »Warum?« fragte Peter. »Woher wollen Sie wissen, daß Noakes nicht herausgekommen ist und im Garten ermordet wurde?«
    »O nein«, sagte Mr. Kirk, »das ist das einzige, was er nicht getan haben kann, und das wissen Sie so gut wie ich. Warum? Weil er weder Erde noch Kies an den Schuhen und auch nicht an den Kleidern hatte, wo er darauf gefallen war. Und um diese Jahreszeit und bei dem Regen, den wir letzte Woche hatten, ging das nicht. Nein, Mylord – Sprenkel für die Drosseln! So kriegen Sie mich nicht.«
    »Hamlet«, sagte Peter matt. »Na gut. Dann sollten wir Ihnen besser sagen, was wir uns alles ausgedacht haben, wie jemand ins Haus hätte kommen können.«
    Nach fast einer Stunde war der Polizeidirektor erschüttert, aber noch nicht überzeugt.
    »Sehen Sie mal, Mylord«, sagte er schließlich. »Ich verstehe ja, worauf Sie hinauswollen, und da haben Sie auch völlig recht. Es führt zu nichts, daß man sagt, er könnte oder sie könnte, denn da würde sich immer ein gerissener Verteidiger finden, der sagt, könnte heißt noch lange nicht hat. Und ich gebe auch zu, daß es voreilig von mir war, das Fenster und die Dachluke zu übersehen, oder die Möglichkeit, daß jemand Noakes etwas nachgeworfen hat. Besser spät als nie. Ich komme morgen noch mal wieder, und dann sehen wir uns diese Möglichkeiten an. Und noch etwas. Ich werde Sellon mitbringen, und dann können Sie an ihm selbst ausprobieren, ob er durchs Fenster hätte kommen können. Denn mal ohne Umschweife gesagt, Mylord, Sie passen in ihn zweimal rein – und außerdem bin ich überzeugt, daß Sie überall durchkämen – auch vor Gericht, wenn Sie mir’s nicht übelnehmen … Nein, mißverstehen Sie mich nicht. Ich will Aggie Twitterton nichts anhängen – ich will nur herausbekommen, wer Noakes umgebracht hat, und es beweisen. Und ich werde es beweisen, und wenn ich das ganze Haus mit dem Staubkamm absuchen muß.«
    »Dann müssen Sie aber morgen sehr früh aufstehen«, sagte Peter, »um unsere Londoner Freunde daran zu hindern, das Mobiliar mit allem Drum und Dran fortzuschaffen.«
    »Ich werde dafür sorgen, daß sie die Dachluke hierlassen«, erwiderte der Polizeidirektor. »Und die Türen und Fenster auch. Und jetzt fahre ich nach Hause, und entschuldigen Sie nochmals, daß ich Sie und Ihre Ladyschaft so lange aufgehalten habe.«
    »Keine Ursache«, sagte Peter. »So süß ist Trennungsweh – wir hatten ja heute einen regelrechten Shakespeare-Abend, was?«
     
    »Also«, sagte Harriet, nachdem ihr Herr und Gebieter den Polizeidirektor zur Tür gebracht hatte, »ganz unvernünftig hat er sich ja doch nicht gestellt. Aber ich wünschte wirklich, heute abend käme niemand mehr!«
    » Nous menons une vie assez mouvementée. So einen Tag habe ich noch nicht erlebt. Bunter sieht fix und fertig aus – ich habe ihn zu Bett geschickt. Ich selbst habe das Gefühl, gar nicht mehr derselbe Mensch zu sein wie vor dem Frühstück.«
    »Ich fühle mich nicht einmal mehr als derselbe Mensch wie vor dem Abendessen. Peter – zu diesem Thema. Das hat mich sehr erschreckt. Ich habe doch immer jede Form von Besitzanspruch so verabscheut. Du weißt, wie sehr ich immer davor weggelaufen bin.«
    »Ich habe allen Grund, das zu wissen.« Er zog eine Grimasse. »Du bist gelaufen wie die Schwarze Königin.«
    »Ich weiß es. Und jetzt –

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