Hochzeit kommt vor dem Fall
so ein gemeines Verbrechen – so niederträchtig und abscheulich.«
»Eben darum«, brach es mit unerwarteter Leidenschaft aus ihm heraus. »Darum kann ich ja nicht die Finger davon lassen. Es ist nichts Malerisches daran, nichts Aufregendes. Überhaupt nichts, was Spaß macht. Nur ein schmutziger, brutaler Totschlag, wie mit dem Schlachterbeil. Mir wird übel bei der Vorstellung. Aber wer zum Kuckuck bin ich, daß ich ein Recht hätte, mir auszusuchen, womit ich mich abgebe und womit nicht?«
»Verstehe. Aber schließlich ist uns das hier nur sozusagen zugeflogen. Es ist nicht so, daß dich jemand um Hilfe gebeten hätte.«
»Ich möchte wissen, wie oft ich überhaupt zu Hilfe gerufen werde«, antwortete er ziemlich verbittert. »Die halbe Zeit rufe ich mich selbst zu Hilfe, aus blankem Mutwillen und schierer Neugier. Lord Peter Wimsey, der aristokratische Spürhund – mein Gott! Der reiche Nichtstuer, der ein bißchen Detektiv spielt. So sagen die Leute doch, oder?«
»Manchmal. Einmal bin ich jemandem, der das sagte, über den Mund gefahren. Da waren wir noch nicht verlobt. Damals habe ich mich gefragt, ob ich mich vielleicht allmählich in dich verliebt hatte.«
»So? Dann sollte ich dieses Bild von mir lieber nicht bestätigen. Was kriechen solche Gesellen wie ich zwischen Himmel und Erde herum? Ich kann mir nicht von irgend etwas die Hände in Unschuld waschen, nur weil es meiner Lordschaft unbequem ist, wie Bunter es immer vom Schornsteinfeger behauptet. Ich hasse Gewalttätigkeit! Ich verabscheue Kriege und Gemetzel und das tierische Aufeinanderschlagen von Menschen auf Menschen! Sage nicht, das geht mich nichts an. Es geht jeden etwas an.«
»Natürlich, Peter. Du sollst es ja auch tun. Ich wollte wohl nur die fürsorgliche Ehefrau spielen oder so ähnlich. Du sahst mir so aus, als ob du ein bißchen Ruhe und Frieden gebrauchen könntest. Aber du scheinst dich als Lotosesser nicht hervorzutun.«
»Wie soll ich Lotos essen, selbst mit dir?« rief er pathetisch. »Wenn überall ermordete Leichen herumliegen!«
»Sollst du auch nicht, mein Schatz, sollst du auch nicht. Nimm statt dessen eine kräftige Portion stachligen Kaktus und beachte meine schwachsinnigen Versuche nicht, deinen Pfad mit Rosenblättern zu bestreuen. Es wird nicht das erstemal sein, daß wir gemeinsam auf Fährtensuche gehen. Nur –« Sie stockte, denn eine andere verheerende Gefahr für ihre Ehe tauchte wie eine alptraumhafte Möglichkeit vor ihr auf – »was immer du tust, laß mich daran teilhaben, ja?«
Zu ihrer Erleichterung lachte er.
»Einverstanden, Domina. Ich verspreche es dir. Kaktus für beide oder für keinen, und Lotos auch dann erst, wenn wir ihn miteinander teilen können. Ich werde nicht den braven englischen Ehemann spielen – trotz deines erschreckenden Absturzes in ehefrauliche Verhaltensweisen. Der Mohr soll schwarz bleiben und der Leopardin ihre Flecken lassen.«
Er schien zufrieden, aber Harriet schalt sich eine Törin. Es war eben doch nicht so einfach, sich aneinander anzupassen. Daß man einen Menschen unsinnig liebte, hinderte einen nicht daran, ihm unbeabsichtigt weh zu tun. Sie hatte das unbehagliche Gefühl, daß sein Vertrauen erschüttert und dieses Mißverständnis noch nicht zu Ende war. Er war nicht der Mann, zu dem man sagen konnte:
»Liebster, du bist wunderbar, und alles, was du tust, ist richtig –« ob man so dachte oder nicht. Er würde das nur töricht finden. Und umgekehrt gehörte er nicht zu den Männern, die sagten: »Ich weiß schon, was ich tue, du mußt mir nur vertrauen.« (Dafür mußte man immerhin Gott danken!) Er wollte verständige Zustimmung oder keine. Und ihr Verstand stimmte ihm zu. Nur schienen ihre Gefühle nicht ganz mit ihrem Verstand am selben Strang zu ziehen. Aber ob es nun ihre Gefühle für Peter oder den verblichenen Mr. Noakes waren, der erschlagen worden war, um ihnen die Flitterwochen zu verderben, oder aber das rein egoistische Gefühl, in dieser Zeit nicht von Leichen und Polizei behelligt werden zu wollen, dessen war sie sich nicht ganz sicher.
»Kopf hoch, mein Schatz«, sagte Peter. »Vielleicht will man meine freundliche Unterstützung gar nicht. Vielleicht zerschlägt Kirk den gordischen Knoten, indem er mir einfach einen Tritt gibt.«
»Dann müßte er ein Idiot sein«, entrüstete Harriet sich prompt.
Plötzlich trat Mr. Puffett ohne anzuklopfen ein.
»Sie bringen Mr. Noakes jetzt weg. Soll ich mit dem Küchenkamin weitermachen?« Er
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