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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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bei der Leiche gefunden haben. Wieviel, sagten Sie, haben Sie ihm für das Haus bezahlt?«
    »Sechshundertfünfzig, alles zusammen. Fünfzig zu Beginn der Verhandlungen und die restlichen sechshundert zum nächsten Quartal.«
    »Stimmt. Das erklärt die sechshundert Pfund, die er in der Tasche hatte. Er muß das Geld genau an dem Tag von der Bank geholt haben, an dem er umgebracht wurde.«
    »Der Quartalstag war Sonntag. Der Scheck wurde bereits am achtundzwanzigsten ausgestellt und abgeschickt. Er muß am Montag angekommen sein.«
    »Richtig. Wir werden die Einlösung bei der Bank nachprüfen, ist aber eigentlich nicht nötig. Es würde mich mal interessieren, was die sich dabei gedacht haben, als er das Geld in bar mitnahm, statt es aufs Konto einzuzahlen. Hm! Ein Jammer, daß es nicht Aufgabe der Banken ist, uns einen Hinweis zu geben, wenn Leute etwas tun, was nach Fluchtvorbereitung aussieht. Aber das ginge natürlich nicht an.«
    »Er muß das Geld demnach in der Tasche gehabt haben, als er dem armen Crutchley weismachte, er habe kein Geld, um ihm die vierzig Pfund zurückzugeben. Da hätte er es ihm doch geben können.«
    »Gekonnt hätte er das natürlich, Mylady, wenn er gewollt hätte. Muß ein richtiger Spitzbub gewesen sein, der alte Noakes; ein kleiner Artful Dodger.«
    »Charles Dickens!«
    »Stimmt. Das war ein Schriftsteller, der von Ganoven was verstand, wie? Muß ganz schön zugegangen sein damals in London, wenn man ihm glaubt. Fagin und Konsorten. Aber heute würde man einen Taschendieb nicht mehr aufknüpfen. Na ja – und nachdem Sie also den Scheck geschickt hatten, sind Sie die Woche darauf einfach hergekommen und haben alles übrige ihm überlassen?«
    »Ja. Sehen Sie, hier ist der Brief, in dem er schreibt, er werde alles vorbereiten. Der Brief ist an meinen Agenten gerichtet. Wir hätten wirklich jemanden vorausschicken sollen, der nach dem Rechten sah, aber die Wahrheit ist, wie ich Ihnen schon sagte, daß wir wegen der Zeitungsreporter und diesem und jenem –«
    »Diese Burschen machen uns eine Menge Scherereien«, sagte Kirk mitfühlend.
    »Und wenn sie einen erst in der Wohnung überfallen«, sagte Harriet, »und das Personal bestechen –«
    »Zum Glück ist Bunter ein Meergrüner Unnahbarer –«
    »Carlyle«, sagte Mr. Kirk beifällig. » Die französische Revolution. Scheint ein guter Mann zu sein, Ihr Bunter. Hat den Kopf richtigherum auf den Schultern.«
    »Aber die Mühe hätten wir uns sparen können«, sagte Harriet. »Jetzt werden wir sie nämlich bald alle auf der Pelle haben.«
    »Ja, ja«, sagte Mr. Kirk. »Das kommt davon, wenn man eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens ist. Dem grellen Lichte entkommt man nicht, das auf –«
    »He!« rief Peter. »Das ist unfair. Sie können Tennyson nicht zweimal bringen. Nun, so steht es jedenfalls, und was geschehn ist, kann – nein, Shakespeare brauche ich vielleicht später noch. Die Ironie an der Geschichte ist, daß wir Mr. Noakes ausdrücklich mitgeteilt haben, wir kämen hierher, um Ruhe und Frieden zu haben, und wünschten nicht, daß es in der ganzen Gegend herumposaunt würde.«
    »Na ja, dafür hat er dann ja auch gesorgt«, meinte der Polizeidirektor. »Mein Gott, haben Sie es ihm leicht gemacht, wie? Kinderleicht. Er konnte einfach verschwinden, und niemand würde nachfragen. Aber ich glaube nicht, daß er ganz so weit gehen wollte, wie er jetzt gegangen ist.«
    »Sie meinen, es besteht keine Möglichkeit, daß es Selbstmord war?«
    »Nicht sehr wahrscheinlich, bei dem vielen Geld in den Taschen, nicht? Außerdem sagt der Arzt, daß davon keine Rede sein kann. Darauf kommen wir aber noch zurück. Nun zu den Türen. Sind Sie sicher, daß beide bei Ihrer Ankunft verschlossen waren?«
    »Vollkommen sicher. Die Haustür haben wir selbst mit dem Sicherheitsschlüssel geöffnet, und die Hintertür – mal überlegen –«
    »Ich glaube, die hat Bunter geöffnet«, sagte Harriet.
    »Dann sollten wir Bunter vielleicht hereinrufen«, sagte Peter. »Er wird es wissen. Er vergißt nie etwas.« Er rief nach Bunter und fügte hinzu: »Was wir hier brauchen, ist eine Glocke.«
    »Und Sie haben keine Unordnung angetroffen, außer der bereits erwähnten? Eierschalen und dergleichen, ja. Aber keine Kampfspuren? Keine Waffe? Keine Gegenstände an Stellen, wohin sie nicht gehörten?«
    »Ich kann mich jedenfalls an nichts dergleichen erinnern«, sagte Harriet. »Es war nicht besonders hell hier drinnen, aber wir haben

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