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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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drolliges Kind war mit seinen widerspenstigen Haaren, die er aber jetzt ganz gut im Griff hat, warum also die Vergangenheit wieder aufrühren? Sie stürzte sich gleich auf die beiden Bilder, denen Peter die Titel »Tunichtgut« und »Der verlorene Akkord« gegeben hat, und sagte: »Die hat jemand aufgenommen, der Peter kennt – war es Bunter?« – was mir wie Hellseherei vorkam. Dann gestand sie mir, daß sie Bunters wegen ein furchtbar schlechtes Gewissen habe und seine Gefühle nicht zu sehr zu verletzen hoffe, denn wenn er kündige, werde es Peter das Herz brechen. Ich sagte ihr ganz offen, das komme ausschließlich auf sie selbst an, und Bunter würde bestimmt niemals von selbst gehen, wenn man ihn nicht geradezu fortdrängte. H. sagte: »Aber Sie werden doch nicht glauben, daß ich so etwas täte. Gerade das ist es ja. Ich möchte nicht, daß Peter irgend etwas verliert.« Sie sah ganz verzweifelt aus, und wir weinten ein bißchen zusammen, bis es uns plötzlich ziemlich komisch vorkam, daß wir beide dasaßen und Tränen um Bunter vergossen, der über die Maßen schockiert gewesen wäre, wenn er es gewußt hätte. Also faßten wir wieder Mut, und ich schenkte ihr die Photos und fragte, was sie für Pläne hätten, falls sie so weit überhaupt schon gekommen seien. Sie sagte, Peter wisse nicht, wann er zurückkomme, aber sie finde, sie sollte ihr augenblickliches Buch lieber schnell zu Ende schreiben, um zu gegebener Zeit damit fertig zu sein und genug Geld für Kleider zu haben. Sie fragte, ob ich ihr den richtigen Schneider empfehlen könne – sie zeigt sich sehr verständig und ist bereit, für wirklich inspirierte Kleidung Geld auszugeben, aber ich muß mit meinen Ratschlägen vorsichtig sein, weil ich keine Ahnung habe, wieviel man mit Bücherschreiben verdient. Wie dumm und unwissend von mir – ich darf doch um keinen Preis ihren Stolz verletzen … Alles in allem ein rundum erfreulicher Abend. Habe vor dem Zubettgehen ein langes, begeistertes Telegramm an Peter geschickt. Hoffentlich ist es in Rom nicht zu schwül und heiß, denn Hitze bekommt ihm nicht.
     
    24 Mai. – Harriet zum Tee. Helen kam dazu – sehr ungezogen und kratzig, als ich ihr Harriet vorstellte. Sagte:
    »Ach wirklich? Und wo steckt Peter? Wieder ins Ausland durchgebrannt? Wie dumm und unverantwortlich von ihm!« Dann hechelte sie die ganze Bekanntschaft hier und zu Hause durch und fragte immer wieder dazwischen:
    »Kennen Sie die So-und-so’s, Miss Vane? Nein? Das sind sehr alte Freunde von Peter.« – »Gehen Sie zur Jagd, Miss Vane? Nein? Wie schade! Hoffentlich hat Peter nicht vor, es aufzugeben. Es tut ihm so gut, wenn er an die Luft kommt.« Harriet antwortete auf alles sehr vernünftig mit »Nein« und »Gewiß«, ohne irgendwelche Erklärungen oder Entschuldigungen vorzubringen, die ja immer gefährlich sind (guter Disraeli!). Ich fragte Harriet, wie sie mir ihrem Buch vorankomme und ob Peters Ratschläge ihr geholfen hätten. Helen meinte: »Ach richtig, Sie schreiben ja,« – als ob sie noch nie von ihr gehört hätte, und dann fragte sie, wie das Buch heißen werde, damit sie es sich in der Bibliothek ausleihen könne. Harriet sagte todernst: »Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber erlauben Sie mir, Ihnen eines zu schicken – ich bekomme nämlich sechs Freiexemplare.« Erstes Anzeichen von Verärgerung, aber ich kann es ihr nicht verdenken. Habe mich für Helen entschuldigt, nachdem sie fort war, und gesagt, ich sei froh, daß mein zweiter Sohn aus Liebe heiratet. Ich fürchte, mein Wortschatz ist und bleibt hoffnungslos altmodisch, trotz sorgfältig ausgewählter Lektüre. (Darf nicht vergessen, Franklin zu fragen, was ich mit Die Sterne blicken herab gemacht habe.)
     
    1. Juni. – Brief von Peter, der vorhat, ab Oktober das Haus der Belchesters am Audley Square zu nehmen und einzurichten. H. Gott sei Dank bereit, alter Eleganz den Vorzug vor Chromröhren zu geben. H. erschrocken über Größe des Hauses, aber erleichtert, daß ihr nicht zugemutet wird, »ein Zuhause für Peter« zu schaffen. Habe ihr erklärt, daß es seine Sache ist, ein Zuhause daraus zu machen und seine Braut hineinzuführen – ein Privileg, das heutzutage nur noch für Aristokraten und Pfarrer zu gelten scheint, die sich ihre Pfarrhäuser ja selten aussuchen können, die armen Kerle, und dann sind sie meist viel zu groß für sie. H. wies darauf hin, daß Fürstenbräute nach landläufiger Auffassung immerzu herumlaufen und Kretonne

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