Hochzeit mit dem Playboy-Prinz (Julia) (German Edition)
erinnern.
6. KAPITEL
Carlotta schloss behutsam die Tür zu Lucas Zimmer. Ihr Herz lag schwer wie ein Stein in ihrer Brust. Schwer vor Verantwortung, Angst, Scham und Schuld. Nichts würde je einfach sein.
Sie dachte an ihren hastigen Rückzug in den Ballsaal. Zum Glück war niemand auf sie aufmerksam geworden außer ein, zwei Bediensteten. Wie konnte sie nur so leichtfertig sein, obwohl sie wusste, wie viel Leid es verursachte, wenn sie ihre eiserne Kontrolle lockerte?
Sie mochte Sex und hatte das Zusammensein mit einem Mann mehr als einmal in den letzten sechs Jahren vermisst. Aber nie hatte sie sich so hilflos und ausgeliefert gefühlt wie heute Abend in Rodriguez’ Gegenwart. Das machte ihr Angst.
Am liebsten hätte sich Carlotta zurück in das Zimmer ihres friedlich schlafenden Sohnes geschlichen, sich neben ihn gekuschelt und alles vergessen. Kraftlos lehnte sie sich gegen die Tür und wischte unwillig eine einzelne Träne weg, dann eine weitere und …
„ Dios! Ist alles in Ordnung mit dir?“
Hastig wischte sie sich mit dem Handrücken über beide Wangen, lächelte gequält und versicherte: „Alles okay.“
„Und Luca?“
„Schläft. Es ist nur …“
„Ich habe dir doch nicht wehgetan?“, fragte er besorgt. „Ich dachte, du wolltest es.“
„So war es ja auch.“
„Wer ist dann dafür verantwortlich? Hat Lucas Vater dir wehgetan?“
Sie lachte hohl. „Natürlich hat er das, sonst wären wir heute wohl eine glückliche Familie. Aber er hat mich nicht so verletzt, wie du denkst.“
Beide wussten, dass jeden Moment jemand vom Personal auftauchen und sie stören konnte.
„Komm“, sagte er ruhig, „lass uns reden.“
Wie betäubt folgte Carlotta ihm, und erst als er am Ende des Korridors eine schwere Doppeltür aufstieß und sie eintreten ließ, wurde ihr bewusst, wo sie waren: in seinem privaten Schlafzimmer. Noch vor wenigen Tagen wäre sie überzeugt gewesen, dass er jetzt versuchen würde, sie zu verführen. Heute glaubte sie es nicht.
Den vorderen Teil des großzügigen Raums nahm eine Sitzgruppe ein. Unsicher ließ Carlotta sich auf einen einzeln stehenden Sessel sinken, Rodriguez blieb stehen. Mit verschränkten Armen lehnte er sich an die steinerne Kaminumrandung. Die obersten Knöpfe seines Hemds, das deutlich erkennbare Spuren ihrer ungeduldigen Hände trug, standen immer noch offen.
Che cavolo! Wie beschämend! „Tut mir leid“, murmelte sie gepresst.
„Was tut dir leid? Und warum?“
Hilflos hob sie die Schultern. „Das alles hier! Du … du hättest Sophia heiraten sollen …“
„Zu der mich absolut nichts hinzieht, weil ich sie so gut wie gar nicht kenne.“
„Aber sie hätte nicht … ach, ist ja auch egal.“
„Hör zu, Carlotta, inzwischen verstehe ich, warum du auf keinen Fall noch einmal in die Schlagzeilen geraten willst. Es ist wegen Luca, oder? Du hast Angst vor dem, was er lesen und denken könnte, wenn er alt genug dafür ist. Ehrlich gesagt habe ich mir noch nie die leisesten Gedanken über derartige Dinge gemacht, aber das ist jetzt anders. Trotzdem, heute Abend ist nichts passiert und …“
„Der heutige Abend hat mit gezeigt, dass ich mich nicht verändert habe“, unterbrach sie ihn mit schwerer Stimme.
„Das hast du nun schon mehrfach gesagt, verstanden habe ich es aber immer noch nicht. Was ist nur so schlimm an Sex?“
„Du siehst nur die eine Seite, aber ich kenne die andere, schwarze Seite. Ich weiß, was passiert, wenn du jemand anderem die Kontrolle überlässt.“ Abwehrend schüttelte sie den Kopf. „Es fühlte sich alles so perfekt an. Nie zuvor hatte ich mich zu einem Mann wirklich hingezogen gefühlt. Doch alles, was er sagte, klang wundervoll und überzeugend. Für jemanden, der seine Jungfräulichkeit bis dahin für unantastbar hielt, habe ich mich ihm in Rekordzeit ergeben, und für ein paar gestohlene Wochenenden wähnte ich mich im Paradies. Gabriel … war viel älter als ich. Ein Botschaftsangehöriger, den meine Eltern sehr regelmäßig sahen. Jedes Mal, wenn er in den Palast kam, bin ich aus meinem Zimmer geschlichen, um mit ihm zusammen zu sein.“
„Carlotta, wenn du glaubst, es sei eine Ausnahme, von einem erfahrenen Schwerenöter mit falschen Versprechungen verführt zu werden, täuschst du dich. Solche Schufte gibt es wie Sand am Meer, aber sie sind die Sünder, nicht du.“
Sie lachte, aber für ihn hörte es sich wie ein Schluchzen an. „Wenn das die ganze Geschichte wäre, hättest du vielleicht
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