Hochzeit nach Plan B (German Edition)
anflehen, bei ihm zu bleiben.
Zum Glück war dieser Teil so klein, dass man ihn unter das Rasterelektronenmikroskop hätte legen müssen, um ihn überhaupt sichtbar zu machen. Der andere, weitaus größere Teil schäumte vor Wut. Dazu kam noch, dass in meiner etwas ungünstigen Körperhaltung dieser verdammte Slip mich beinahe in der Mitte durchschnitt.
Einer spontanen Eingebung folgend richtete ich mich im Hausflur auf, zog das Folterinstrument namens String-Tanga unter meinem Kleid hervor, stieg beinahe wackelfrei hinaus und schmiss es meinem Ex theatralisch vor die Füße, bevor ich die Wohnungstür zuknallte. Sollte er ruhig sehen, was er verpasste!
Kapitel 2
Zum Glück gab es im Haus einen Aufzug, der mich in die Tiefgarage brachte, sonst hätte ich wahrscheinlich die ganze Nacht gebraucht, um meinen Koffer die sieben Stockwerke herunter zu wuchten. So war ich innerhalb von fünf Minuten verheult, verschwitzt und ohne Slip bei meinem Auto.
Doch schon bevor ich einstieg, offenbarte sich das nächste Problem: Der Kofferraum meines schicken, roten Zweisitzers war für meinen schicken Designer-Koffer verdammt noch mal zu klein!
Fluchend hievte ich das schwere Monstrum auf den Beifahrersitz, schnallte es an – sicher ist sicher – und ließ mich selbst auf den Fahrersitz fallen.
Meine Wut war inzwischen verraucht. Ich fühlte nichts als innere Leere und Kälte.
Ein Problem allerdings hatte ich noch gar nicht bedacht. Meinen Abgang zu inszenieren, war eine Sache gewesen. Dabei hatte ich mir aber keinerlei Gedanken gemacht, wie es weitergehen sollte. Erst als ich den Motor startete, wurde mir klar, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte, wohin ich fahren sollte.
Mein Vater lebte schon seit einigen Jahren nicht mehr und zu meiner Mutter hatte ich seit Ewigkeiten keinen Kontakt gehabt. Das einzige Familienmitglied, das in der Nähe wohnte, war mein besagter Onkel Waldemar. Ich war zwar zu groß, um mich wie einen Goldfisch im Klo zu versenken, aber mich bei ihm einquartieren wollte ich mich trotzdem nicht. Mit meinem Onkel hatte ich schon viele Jahre nichts mehr zu tun gehabt, und eigentlich hatte ich auch gar keine Lust, etwas daran zu ändern.
Nein, die Verwandtschaft kam als Notquartier nicht infrage, also mussten wohl Freunde herhalten.
Welche Freunde? , bemerkte meine ketzerische innere Stimme zynisch.
Das war in der Tat ein nicht zu unterschätzendes Problem.
Ich hatte Thomas in Frankfurt während einer Messe kennengelernt. Damals hatte ich gerade im dritten Semester Kommunikationswissenschaft studiert und meine Finanzen gelegentlich mit Jobs als Messe-Hostess aufgebessert. Nur drei Monate später war ich dann zu ihm nach Hamburg gezogen.
Eigentlich hatte ich hier mein Studium fortsetzen wollen, aber es hatte Probleme mit dem Studienplatz gegeben. Für das halbe Jahr Wartezeit, bis ich wieder an die Uni konnte, hatte Thomas mir einen Job als Bürokraft in seinem neu gegründeten Architekturbüro angeboten.
Ich hatte glücklich angenommen – und aus dem halben Jahr waren schnell drei Jahre geworden.
Wenn ich ehrlich bin, war ich auch immer ganz zufrieden damit gewesen. Ich hatte gern mit Thomas zusammengearbeitet, wenn er nicht gerade auf einer seiner Geschäftsreisen gewesen war.
In Berlin, bei Natalie.
Aber irgendwie hatte ich es versehentlich versäumt, mir ein eigenes Leben aufzubauen. Wir hatten uns immer nur mit seinen Freunden getroffen, in seiner Wohnung gewohnt und mit seinem Architekturbüro unseren Lebensunterhalt verdient. Zu meinen alten Freunden in Frankfurt hatte ich schon lange keinen Kontakt mehr. Doch nicht nur mein Privatleben war gerade den Bach runtergegangen, ich hatte auch keinen Job mehr. Nach dem, was heute Abend passiert war, konnte ich unmöglich weiter in Thomas’ Firma arbeiten.
Mir wurde ganz schwindlig, und ich musste mich am Lenkrad festklammern, als mir schlagartig klar wurde, dass ich vor dem Nichts stand.
Ich war arbeits- und obdachlos!
Das Loch, das sich vor mir auftat, war so groß, dass der Grand Canyon dagegen wie ein Schlagloch auf einem Feldweg wirkte.
Plötzlich erschien ein Gesicht vor meinem inneren Auge. Widerspenstige braune Locken, funkelnde grüne Augen, eine von Sommersprossen übersäte Nase und ein breites Gesicht. Mareike – das war die Lösung!
Mareike war eine alte Schulfreundin von mir, mit der ich mich immer super verstanden hatte. Sie war kurz nach mir nach Hamburg gezogen, und wir hatten uns sofort verabredet, uns zum Essen
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