Hochzeit zu verschenken
er wolle gerne sechs Kinder mit mir haben, und er würde dann zu Hause bleiben und Hausmann spielen.
Und da seine Assistentin weiterhin jeden Tag anruft, um zu hören, wie es Luke geht, muss ich mir jeden Tag neue schauerliche Details über seinen Zustand ausdenken. Inzwischen hat er praktisch die Pest.
In meiner Verzweiflung habe ich gestern bei Michael angerufen, und er hat versprochen, mal vorbeizukommen und zu sehen, was er machen kann. Wenn überhaupt irgendjemand helfen kann, dann Michael.
Und was die Hochzeit angeht...
Jedes Mal, wenn ich daran denke, wird mir schlecht. Inzwischen sind es nur noch drei Wochen. Und mir ist immer noch keine Lösung eingefallen.
Mum ruft mich jeden Morgen an, und irgendwie schaffe ich es, ganz normal mit ihr zu reden. Robyn ruft mich jeden Nachmittag an und irgendwie schaffe ich es, ganz normal mit ihr zu reden. Neulich habe ich sogar einen Witz darüber gemacht, dass ich ja einfach nicht zur Hochzeit im Plaza auftauchen könnte, und Robyn witzelte zurück: »Dann verklage ich Sie!« Ich habe es tatsächlich geschafft, in dem Moment einen Heulkrampf zu unterdrücken.
Ich fühle mich, als befände ich mich im freien Fall. Als stürzte ich ohne Fallschirm auf die Erde zu.
Ich weiß nicht, wie ich das mache. Mir ist, als wäre ich in einem ganz neuen Zustand, jenseits der ganz normalen Panik, jenseits aller normalen Lösungen. Nur ein Wunder kann mich noch retten.
Und das ist genau das, woran ich meine letzten Hoffnungen knüpfe. Ich habe in der St.-Thomas-Kirche und in der St.-Patrick‘s-Kirche jeweils fünfzig Kerzen angezündet, in der Synagoge in der 65. Straße habe ich eine Bittschrift an das schwarze Brett gehängt, und ich habe der Hindu-Göttin Ganesh Blumen geopfert. Außerdem habe ich über das Internet ein paar Menschen in Ohio gefunden, die intensiv für mich beten.
Also, zumindest beten sie dafür, dass ich nach meinem Kampf gegen den Alkoholismus ein glückliches Leben führen werde. Ich habe es nämlich nicht so ganz über mich gebracht, Vater Gilbert die Geschichte mit den zwei Hochzeiten zu erklären - und schon gar nicht, nachdem ich seine Predigt gelesen hatte, in der er verkündete, dass Betrug und Täuschung den Herrn ebenso schmerzten, wie wenn der Teufel den Gerechten die Augen aussticht. Also habe ich Alkoholismus vorgetäuscht, darüber gab es nämlich schon eine Seite. (Und außerdem bin ich mit meinen drei Wodka-Minis am Tag doch tatsächlich schon fast Alkoholikerin.)
Ich habe keine Ruhe mehr. Nicht mal zu Hause kann ich mich entspannen. Die Wohnung engt mich entsetzlich ein. Überall stehen riesige Kartons mit Hochzeitsgeschenken herum. Mum schickt ungefähr fünfzig Faxe am Tag, Robyn schneit inzwischen immer dann herein, wenn ihr gerade danach ist, und im Wohnzimmer hängt eine ganze Batterie von Schleiern und Kopfschmuck, die Dream Dress mir unaufgefordert hat liefern lassen.
»Becky?« Ich blicke von meinem Morgenkaffee auf und sehe Danny in die Küche spazieren. »Die Tür war auf. Gehst du heute nicht arbeiten?«
»Ich habe mir heute freigenommen.«
»Verstehe.« Er nimmt sich ein Stück Zimttoast und beißt davon ab. »Und, wie geht es dem Patienten?«
»Sehr witzig.«
»Im Ernst.« Einen Moment lang sieht Danny echt besorgt aus, und ich merke, wie ich nachgebe. »Hat Luke sich wieder eingekriegt?«
»Eigentlich nicht«, räume ich ein, und seine Augen fangen an zu strahlen.
»Das heißt, er schmeißt noch mehr Klamotten raus?«
»Nein!«, antworte ich verärgert. »Tut er nicht. Und ich glaube auch nicht, dass du die Schuhe behalten kannst.«
»Nagelneue Pradas? Du machst wohl Witze. Die gehören mir. Luke hat sie mir geschenkt. Wenn er sie nicht mehr haben will -«
»Natürlich will er sie noch haben. Demnächst. Er ist nur... etwas gestresst. Zurzeit. Jeder ist doch mal gestresst! Das heißt doch nicht, dass man ihm gleich seine Schuhe wegnehmen darf!«
»Jeder ist mal gestresst. Aber es verteilt nicht jeder 100-Dollar-Scheine an wildfremde Menschen.«
»Echt?« Ich sehe besorgt auf. »Das hat er getan?«
»Ich habe ihn in der U-Bahn gesehen. Und da war dieser Typ mit langen Haaren und einer Gitarre... Luke ist einfach auf ihn zugegangen und hat ihm ein Bündel Scheine in die Hand gedrückt. Der Typ hat nicht mal gebettelt. Offen gestanden, hat er sogar ziemlich beleidigt geguckt.«
»Oh, Gott.«
»Weißt du, was meine Theorie ist? Er braucht sehr lange, ausgiebige, entspannende, schöne Flitterwochen. Wo fahrt ihr
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