Hochzeit zu verschenken
Ecke.
Das wird mir jetzt aber langsam alles zu viel.
»Entschuldige mich einen Augenblick, ich mach mal eben die Tür auf...«
Ich reiße abgehetzt die Wohnungstür auf und sehe einen Lieferanten mit einem riesigen Karton im Flur stehen.
»Paket für Bloomwood«, sagt er. »Vorsicht: zerbrechlich.«
»Danke«, sage ich und nehme es ihm ungeschickt ab.
»Wenn Sie bitte hier unterschreiben würden...« Er reicht mir einen Stift und schnuppert dann so merkwürdig. »Brennt bei Ihnen in der Küche vielleicht was an?«
Mist. Die chinesischen Kräuter.
Ich sause in die Küche und schalte den Herd ab, wonach ich sofort wieder zu dem Lieferanten eile und ihm den Stift abnehme. Jetzt klingelt schon wieder das Telefon. Können die mich nicht einfach mal alle in Ruhe lassen???
»Und hier...«
Ich kritzele so gut ich kann meinen Namen auf die Linie. Der Mann beäugt mit zusammengekniffenen Augen das Resultat. »Was steht da?«
»Bloomwood! Da steht Bloomwood!«
»Hallo«, höre ich Michael sagen. »Bei Becky Bloomwood. Ich bin Michael Ellis, ein Freund.«
»Das müssen Sie noch mal unterschreiben, Lady. Und zwar leserlich.«
»Ja, genau, ich bin Lukes Trauzeuge. Ja, na so was! Dann freue ich mich ja schon darauf, Sie kennen zu lernen!“
»Okay?«, sage ich, nachdem ich meinen Namen förmlich ins Papier gestanzt habe. »Zufrieden?«
»Jetzt machen Sie sich mal locker, junge Frau!«, sagt der Lieferant, hebt die Hände und schlendert davon. Mit dem Fuß schließe ich die Tür, um dann genau in dem Moment ins Wohnzimmer zurück zu torkeln, in dem Michael sagt: »Ich habe schon von den Plänen für die Trauungszeremonie gehört. Hört sich ja spektakulär an!«
Wer ist dran?, frage ich mit überdeutlichen Mundbewegungen und ohne Ton.
Deine Mutter, antwortet Michael mir auf gleiche Weise mit einem Lächeln.
Ich lasse um ein Haar den Karton fallen.
»Ich bin sicher, dass alles reibungslos verlaufen wird«, versichert Michael. »Ich habe gerade eben erst zu Becky gesagt, dass ich es bewundernswert finde, wie sehr Sie sich für diese Hochzeit engagieren. Das war sicher nicht leicht!«
Nein. Bitte, nein.
»Na ja«, sagt Michael und sieht überrascht aus. »Ich meinte doch nur, dass es schwierig gewesen sein muss. Sie leben doch schließlich in England... und dass Becky und Luke jetzt in -«
»Michael!«, schreie ich verzweifelt, und er sieht verdutzt zu mir auf. »Hör auf!«
Er legt die Hand über die Muschel.
»Womit?«
»Meine Mutter. Sie... sie weiß es nicht.«
»Was weiß sie nicht?«
Ich sehe ihn gequält an. Er wendet sich wieder dem Telefon zu. »Ich muss jetzt leider auflegen, Mrs. Bloomwood. Hier ist wirklich eine Menge los. Aber es hat mich sehr gfreut, mit Ihnen zu sprechen, und... Wir sehen uns dann bei der Hochzeit. Ganz bestimmt. Ja, Ihnen auch.«
Er legt auf, und dann herrscht unheimliches Schweigen.
»Becky, was genau weiß deine Mutter nicht?«, fragt er schließlich.
»Ach... ist egal.«
»Das Gefühl habe ich allerdings gar nicht.« Er sieht mich weise an. »Ich habe das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt.«
»Ich... Nein, gar nichts. Wirklich...«
Ich halte inne, als aus der Zimmerecke ein surrendes Geräusch ertönt. Mums Fax. Ich lasse das Paket aufs Sofa plumpsen und stürze zum Faxgerät.
Aber Michael ist schneller. Er reißt das Papier aus der Maschine und fängt an zu lesen.
»>Musik/Songs für die Hochzeit von Rebecca und Luke. Datum: 22. Juni 2002. Ort: The Pines, 43 Elton Road... Oxshott...<« Mit gerunzelter Stirn sieht er zu mir auf. »Was soll das, Becky? Ihr heiratet doch im Plaza. Oder?«
Ich kann nicht antworten. Das Blut schießt mir in den Kopf und betäubt mich.
»Oder?«, wiederholt Michael in deutlich ernsterem Tonfall.
»Ich weiß es nicht«, piepse ich schließlich.
»Wie kannst du denn nicht wissen, wo du heiratest?«
Er besieht sich noch einmal das Fax. Ich kann ihm ansehen, wie er langsam begreift.
»Gütiger Himmel.« Er sieht auf. »Deine Mutter plant eine Hochzeit in England, stimmt‘s?«
Ich schweige gequält und sehe ihn an. Das hier ist noch schlimmer, als wenn Suze dahinter kommen würde. Ich meine, Suze kennt mich schließlich schon ewig. Sie weiß, wie blöd ich bin, und sie verzeiht mir immer wieder. Aber Michael... Ich schlucke. Michael hat mich immer mit dem größten Respekt behandelt. Er hat mir mal gesagt, ich sei scharfsinnig und habe eine gute Intuition. Er hat mir sogar mal einen Job in seiner Firma angeboten. Ich kann den
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