Hochzeit zu verschenken
Everglades anzusehen.
»Mum, du siehst toll aus! Was hast du mit deinen Haaren gemacht?«
»Maureen hat mir ein paar Strähnchen gefärbt«, erzählt sie sichtlich stolz. »Und heute Morgen war ich kurz bei Janice zum Schminken. Janice hat nämlich einen professionellen Make-up-Kurs mitgemacht und ist jetzt eine richtige Expertin!«
»Das... sehe ich!«, stammele ich. Mums Gesicht zieren grelle Rougestreifen und dunkle Tönungscremeflecken. Vielleicht kann ich die ja bei Gelegenheit zufällig absichtlich abwischen.
»Und wo ist Luke?« Mum sieht sich so aufmerksam um wie ein Eichhörnchen, das Nüsse sucht.
»Der muss sich hier irgendwo herumtreiben«, sage ich -und sofort wechseln Mum und Dad viel sagende Blicke.
»Aber er ist hier, ja?« Mum lacht ein wenig gekünstelt. »Ihr seid mit dem gleichen Flugzeug gekommen, ja?«
»Mum. Mach dir keine Sorgen. Er ist hier. Wirklich.«
Mum sieht noch nicht ganz überzeugt aus - und ich kann ihr deswegen noch nicht mal einen Vorwurf machen. Bei der letzten Hochzeit, bei der wir alle zusammen waren, kam es nämlich zu diesem winzigen Zwischenfall. Luke tauchte und tauchte nicht auf, und ich war völlig verzweifelt, und dann verlegte ich mich eben aufs... öm...
Nun ja. Eine winzig kleine Notlüge. Ich meine, er hätte schließlich wirklich da sein können, in dem Getümmel. Und wenn die Leute sich nicht zu diesem dämlichen Gruppenfoto aufgestellt hätten, hätte auch niemand etwas gemerkt...
»Mrs. Bloomwood! Hallo!«
Da kommt Luke mit großen Schritten durch die Haustür herein. Gott sei´s gepfiffen und getrommelt.
»Luke!« Mums Lachen klingt schrill vor Erleichterung. »Da sind Sie ja! Graham, er ist hier!«
»Natürlich ist er hier!« Dad verdreht die Augen. »Was dachtest du denn, wo er ist? Auf dem Mond?«
»Wie geht es Ihnen, Mrs. Bloomwood?«, erkundigt Luke sich lächelnd und küsst meine Mutter auf die Wange.
»Ach, Luke, ich habe Ihnen doch schon mal gesagt, dass Sie mich Jane nennen sollen.«
Mum ist ganz rot vor glücklicher Aufregung und packt Luke so fest am Arm, als hätte sie Angst, dass er sich gleich ohne Vorwarnung in Luft auflösen könnte. Er lächelt mich an, und ich strahle glücklich zurück. Ich habe mich schon so lange auf diesen Tag gefreut, und jetzt ist er endlich da. Wie Weihnachten. Ach, nein, viel besser als Weihnachten. Durch die offene Haustür sehe ich die Hochzeitsgäste in Cuts und schicken Hüten über den verschneiten Kies vorbeilaufen. Im Dorf läuten schon die Kirchenglocken, und auf einmal herrscht eine ganz angespannte, erwartungsvolle Atmosphäre.
»Und wo ist die bezaubernde Braut?«, fragt Dad.
»Hier«, erklingt Suzes Stimme. Wir sehen auf- und da ist sie und schwebt die Treppe herab, mit einem unendlich stilvollen Bouquet aus Rosen und Efeu in der Hand.
»Oh, Suzie«, seufzt Mum und hält hingerissen die Hände vor den Mund. »Oh, was für ein Kleid! Oh... Becky! Du siehst einfach ...« Mit weichgespültem Blick wendet sie sich mir zu und registriert jetzt auch endlich das, was ich an habe. »Becky... ist das dein Kleid? Aber darin frierst du doch!«
»Nein, tue ich nicht. Die Kirche ist beheizt.«
»Ist es nicht toll?«, freut sich Suze. »So ausgefallen.«
»Aber das ist doch nur ein T-Shirt!« Enttäuscht zupft Mum mir am Ärmel. »Und was sind das da für Fransen? Das ist ja nicht mal ordentlich umgenäht!«
»Das ist ein Unikat « erkläre ich. »Es wurde speziell für mich angefertigt.«
»Ein Unikat? Aber muss dein Kleid denn nicht zu denen der anderen Brautjungfern passen?«
»Es gibt keine anderen Brautjungfern«, springt Suze ein. »Die Einzige, die ich sonst noch gefragt hätte, ist Tarquins Schwester Fenny. Aber die hat gesagt, wenn sie noch ein Mal Brautjungfer ist, verspielt sie ihre eigenen Chancen auf eine Hochzeit. Ihr kennt doch diesen Spruch: >Wer dreimal Jungfer der Braut war...< Na ja, und sie ist schon ungefähr dreiundneunzigmal Brautjungfer gewesen! Und jetzt hat sie ein Auge auf diesen Typen geworfen, der in der City arbeitet, und will auf gar keinen Fall irgendetwas riskieren.«
Kurzes Schweigen. Ich kann förmlich sehen, wie Mums Hirn auf Hochtouren arbeitet. Oh, Gott, bitte jetzt nicht »Sag mal, Becky, mein Schatz, wie oft warst du eigentlich schon Brautjungfer?«, fragt sie ein bisschen zu betont zwanglos. »Damals bei Onkel Malcolms und Tante Sylvias Hochzeit... aber das war‘s auch schon, oder?«
»Und bei Ruthies und Pauls«, erinnere ich sie.
»Da warst du keine
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