Hochzeit zu verschenken
»Was er schrieb, war sehr weitschweifig und ergab keinen rechten Sinn. Als hätte er so eine Art...« Sie macht eine erhabene Handbewegung.
»Zusammenbruch? Ja, allerdings.«
»Warum?«
»Was glaubst du denn, warum?«, entgegne ich und kann mir einen gewissen Sarkasmus in der Stimme nicht verkneifen.
»Er arbeitet sehr viel«, sagt Elinor. »Vielleicht manchmal zu viel.«
»Es geht nicht um die Arbeit!« Jetzt kann ich mich nicht mehr zurückhalten. »Es geht um dich!«
»Um mich?« Sie runzelt die Stirn.
»Ja, um dich! Darum, wie du ihn immer behandelt hast!«
Es folgt eine lange Pause. Dann fragt Elinor: »Was meinst du damit?«
Sie klingt echt überrascht. Ach, du meine Güte! Ist sie wirklich so unsensibel?
»Okay... wo soll ich anfangen? Bei deiner Stiftung! Die Stiftung, für die Luke sich den Arsch aufgerissen hat. Die Stiftung, von der seine Agentur laut deiner vollmundigen Versprechungen so wahnsinnig profitieren sollte. Hat sie nur leider nicht... weil du sämtliche Lorbeeren für dich selbst eingeheimst hast!«
Das tut gut! Warum habe ich Elinor eigentlich noch nie vorher so richtig meine Meinung gesagt?
Ihre Nasenflügel blähen sich leicht auf, was verrät, dass sie wütend ist. Aber sie sagt nur: »Das ist eine verzerrte Version der Ereignisse.«
»Gar nichts ist verzerrt. Du hast Luke benutzt!«
»Er hat sich nie über das Arbeitsaufkommen beklagt.«
»Luke würde sich nie beklagen. Aber das musst du doch gesehen haben, wie viel Zeit er - ehrenamtlich! - für dich und deine Stiftung aufgebracht hat! Du hast sogar eine seiner Angestellten für dich in Anspruch genommen, Herrgott noch mal! Allein das hätte ihm tierischen Ärger einbringen können -«
»Da stimme ich ganz mit dir überein«, sagt Elinor.
»Was?« Ich bin kurzfristig überrumpelt.
»Das Personal von Brandon Communications für meine Stiftung einzusetzen war nicht meine Idee. Ich war sogar dagegen. Aber Luke hat darauf bestanden. Und wie ich Luke bereits erklärt habe, war die Sache mit dem Zeitungsartikel nicht meine Schuld. Mir wurde ein Last-Minute-Interview angeboten. Luke war nicht da. Ich habe dem Journalisten lang und breit von Lukes Engagement in dieser Sache erzählt und ihm das Promotion-Material über Brandon Communications gegeben. Der Journalist hat versprochen, es durchzulesen, dann aber nichts davon in seinem Artikel gebracht. Ich versichere dir, Rebecca, dass ich machtlos war.«
»So ein Quatsch!«, wehre ich sofort ab. »Ein seriöser Journalist würde doch so etwas nicht einfach ignorieren...«
Hmmm. Obwohl... vielleicht doch. Jetzt, wo ich drüber nachdenke... Als ich noch als Journalistin gearbeitet habe, habe ich auch immer die Hälfte von dem, was meine Interviewpartner mir erzählten, ignoriert. Und ich habe ganz bestimmt nie irgendwelche der doofen Hochglanzbroschüren gelesen, die sie mir mitgaben.
»Also... okay«, sage ich nach einer Pause. »Vielleicht war das wirklich nicht allein deine Schuld. Aber darum geht es hier eigentlich auch gar nicht. Luke ist nicht deswegen so aus der Bahn geworfen. Er war neulich in deiner Wohnung, um alte Familienfotos zu suchen. Er hat aber keine gefunden. Stattdessen hat er einige Briefe von seinem Vater gefunden. In denen zu lesen war, dass du Luke gar nicht haben wolltest, als er klein war. Und dass du dich nicht mal für zehn Minuten mit ihm treffen wolltest.«
Ein leichtes Zucken huscht über Elinors Gesicht, aber sie sagt nichts.
»Und das hat einige sehr schmerzhafte Erinnerungen wieder wachgerufen. Zum Beispiel die Sache mit Lukes Klassenreise nach New York, als er dich besuchen wollte und vor dem Gebäude saß, in dem du damals wohntest. Und du einfach an ihm vorbeigelaufen bist.«
Ich weiß, ich bin ganz schön hart. Aber das ist mir jetzt egal.
»Das war er?«, sagt sie schließlich.
»Natürlich war er das! Nun tu doch bitte nicht so, als hättest du das nicht gewusst! Was glaubst du denn, warum er sich so viel abverlangt, warum er immer mehr und mehr von sich selbst fordert, Elinor? Was glaubst du, warum er überhaupt nach New York gekommen ist? Natürlich um Eindruck auf dich zu machen! Seit Jahren ist er wie besessen davon! Kein Wunder, dass er jetzt durchdreht. Bei der Kindheit, die er gehabt hat, wundert es mich ehrlich gesagt, dass er nicht schon viel früher zusammengebrochen ist!«
Als ich meinen Redeschwall unterbreche, um Luft zu holen, geht mir durch den Kopf, dass Luke vielleicht gar nicht so begeistert davon wäre, dass ich
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