Hochzeit zu verschenken
wirklich ernst?« Luke staunt mich an.
»Natürlich meine ich das ernst! Wenn du die Hochzeit absagen willst, werde ich ganz bestimmt keinen Streit vom Zaun brechen. Wenn du mich fragst... Komm, wir sagen sofort alles ab!«
»Du bist ein Goldstück, Becky Bloomwood.« Lukes Stimme ist auf einmal ganz belegt. »Dass du ohne zu zögern mitziehst...«
»Wenn es das ist, was du willst, Luke«, entgegne ich schlicht. »Das ist alles, was für mich zählt.«
Ein Wunder!
Eine andere Erklärung gibt es dafür nicht.
Endlich! Endlich hat Gott meine Gebete mal erhört! Also, entweder Er oder die Göttin Ganesh.
»Das kannst du nicht machen.« Zum ersten Mal kann man so etwas wie eine Gefühlsregung aus Elinors Stimme hören. »Du kannst nicht einfach die Hochzeit absagen, die ich für euch organisiert habe. Die ich euch finanziert habe.«
»Und ob ich das kann.«
»Das ist ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis! Mit vierhundert Gästen! Wichtige Persönlichkeiten. Freunde von mir, von der Stiftung -«
»Tja, dann wirst du mich eben entschuldigen müssen.«
Elinor geht ein paar Schritte auf ihn zu, und zu meiner Überraschung sehe ich, dass sie vor Zorn zittert.
»Wenn du das tust, Luke, verspreche ich dir, dass wir nie wieder miteinander reden werden.«
»Kein Problem. Komm, Becky.« Er zieht an meiner Hand, und ich folge ihm, wobei ich leicht über den Teppich stolpere.
Ich sehe noch, wie Elinor tatsächlich mal eine Miene verzieht, und bin selbst erstaunt, dass ich plötzlich ein bisschen Mitleid mit ihr habe. Doch als wir gemeinsam aus der Wohnung marschieren, schlage ich mir diese Mitleidschose aus dem Kopf. Elinor war schließlich ganz schön gemein zu mir und meinen Eltern. Sie hat das alles verdient.
Schweigend gehen wir hinunter. Luke winkt ein Taxi heran und sagt dem Fahrer, wo wir hinwollen.
Nach etwa drei Blocks sehen wir einander an. Luke ist blass und zittert ein wenig.
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, sagt er. »Ich kann nicht glauben, dass du das für mich getan hast.«
»Du warst toll«, versichere ich ihm. »Das war lange überfällig.«
Er dreht sich auf dem Sitz zu mir um und sieht mich sehr ernst an.
»Becky, das mit der Hochzeit tut mir wahnsinnig Leid. Ich weiß doch, wie sehr du dich darauf gefreut hast. Ich werde das wieder gutmachen. Versprochen. Du musst mir nur sagen, wie.«
Mein Gehirn arbeitet auf Hochtouren, während ich Luke ansehe. Okay. Ich muss den nächsten Zug jetzt sehr vorsichtig planen. Wenn ich eine falsche Bewegung mache, könnte immer noch alles in eine Katastrophe münden.
»Aber... du willst schon immer noch heiraten? Also, so prinzipiell?«
»Ja, natürlich!« Luke sieht mich entsetzt an. »Ich liebe dich, Becky. Mehr denn je. Ich glaube, ich habe dich noch nie so sehr geliebt wie eben da oben bei meiner Mutter. Als du ohne auch nur eine Sekunde zu zögern dieses enorme Opfer für mich gebracht hast.«
»Welches O-? Ach, die Hochzeit! Ja.« Zusammenreißen, Becky! »Ja, also. Das war natürlich schon ein ziemlich großes Opfer. Und äh... wo wir schon von... Hochzeiten sprechen...«
Ich bringe es kaum über mich, es zu sagen. Mir ist, als würde ich versuchen, die letzte Karte ganz oben auf ein Kartenhaus zu legen. Ich darf nichts falsch machen.
»Und was würdest du davon halten, in... Oxshott zu heiraten?«
»Oxshott. Hervorragend.« Luke schließt die Augen und lehnt sich in seinem Sitz zurück. Er sieht erschöpft aus.
Ich bin wie betäubt. Ich kann es noch gar nicht glauben. Es hat sich alles eingerenkt. Das Wunder ist geschehen.
Während wir über die Fifth Avenue fahren, sehe ich aus dem Fenster und nehme plötzlich die Welt da draußen wieder wahr. Erst jetzt fällt mir auf, dass inzwischen Sommer ist. Dass heute ein wunderschöner Tag ist. Dass bei Saks ein Schaufenster neu dekoriert ist, mit Bademoden. Lauter Kleinigkeiten, die ich in letzter Zeit gar nicht mehr gesehen, geschweige denn wertgeschätzt habe, weil ich so gestresst war.
Mir ist, als wäre ich die ganze Zeit mit einer schweren Last auf dem Rücken herumgelaufen und hätte darüber ganz vergessen, wie es ist, aufrecht zu gehen. Doch jetzt endlich ist diese Last von mir abgefallen und ich kann mich ganz vorsichtig strecken und mich wieder freuen. Die Zeit im Tal der Alb träume ist vorbei. Endlich kann ich wieder ruhig schlafen.
18
Tu ich aber nicht.
Ich schlafe nämlich überhaupt nicht.
Luke ist schon längst weggeratzt, und ich liege da, starre an die Decke und
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